Wolf Sujet
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Chronik

Almbauern fordern Wolfsabschüsse

Der Wolf macht den Almbauern zunehmend zu schaffen. Bereits drei Wochen nach Start der Almsaison stieg die Zahl der genetisch nachgewiesene Wolfsrisse auf knapp 30 Weidetiere, so viele, wie noch nie zuvor. Der Almwirtschaftsverband fordert erstmals den Abschuss von „Problemtieren“, auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger spricht sich dafür aus.

Mehrmals schlug der Wolf auf der Poludnig Alm, der Egger Alm und der Kirchbacher Wipfelalm in den vergangenen drei Wochen zu. Gebiete, die auch schon von anderen Raubtieren, wie dem Bären, immer wieder heimgesucht werden.

Die Risse werden zwar vom Wildschadensfonds gedeckt, das Tierleid, das den Weidetieren durch die Angriffe widerfährt, könne damit aber nicht verhindert werden, sagte Josef Obweger, Obmann des Almwirtschafsverbandes Kärnten. „Die Tiere sind zum Teil nur angefressen, leben noch und müssen notgeschlachtet werden.“ Das sei für die Almbauern auch eine psychische Belastung, denn sie haben oft einen besonderen Bezug zu den Tieren, sagte Obweger.

Wolfsriss Schaaf
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Immer wieder reißen Wölfe Schaafe und andere Weidetiere

Herdenschutzmaßnahmen problematisch

Herdenschutzmaßnahmen wurden zwar ergriffen. Das Österreichzentrum für Bär, Luchs und Wolf hat auf der Kirchbacher Wipfelalm einen Nachtpferch mit Elektrozaun und Blinklichtern für die Weidetiere errichtet, eine nachhaltige Lösung sei das aber nicht, weil das ein hoher Arbeitsaufwand sei. Außerdem verfingen sich die Lämmer und verendeten im Netz.

Auch Herdenschutzhunde seien in Tourismusregionen wie auf der Poludnig-Alm, wo der karnische Höhenweg durchführt, problematisch, denn sie können auch Wanderer zum Schutz der Herde anfallen.

Antrag auf Wolf-Abschüsse eingebracht

Kärntens Almbauern drängen auf den Abschuss von geschützten Wölfen. Ihr Verband hat nun einen entsprechenden Antrag beim Land eingebracht.

Landwirtschaftsministerin Köstinger für Abschuss

Laut Köstinger wurden heuer schon mehr als 200 Tiere, hauptsächlich Schafe, von Wölfen gerissen. Sie forderte in einer Aussendung am Freitag die Entnahme, also die Tötung, von „Problemwölfen“. Köstinger sagte auch, dass die Entnahme einzelner Problemwölfe rechtlich „durchaus möglich“ sei, auch gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, also der Naturschutz-Richtlinie der EU. Durch DNA-Proben ist nachweisbar, wenn ein und derselbe Wolf für mehrere Risse verantwortlich ist.

Auch der zuständige Agrar- und Jagdreferent des Landes, Martin Gruber von der ÖVP teilt die Meinung von Köstinger. Gemeinsam mit den anderen Referenten der Länder will er an einer Einführung so genannter Weideschutzgebiete arbeiten, um künftig einen Abschuss des Wolfes leichter zu ermöglichen.

Auch die FPÖ sprach sich in einer Aussendung für die Entnahme von Wölfen aus. Almwirtschaft und Wolf seien ein „Widerspruch in sich“.

Antrag wird geprüft

Die Almbauern fühlen sich zunehmend im Stich gelassen, daher nun dieser Schritt, sagte Obweger. Wenn es keine Möglichkeiten gebe, dann könne nur eine Entnahme von Großraubwild die Lösung sein. Auch die Landwirtschaftskammer unterstützt den Schritt und will in der Vollversammlung am Montag dazu eine Resolution zum Abschuss beschließen.

Jetzt liegt der Ball bei den Behörden. In der zuständigen Abteilung wird der Antrag in den nächsten Wochen geprüft und Gutachten und Stellungnahmen dazu eingeholt. Bis Ende August rechnet man mit einer Entscheidung.

WWF verweist auf strengen Schutz

Vonseiten der Naturschutzorganisation WWF zeigt man Verständnis für die Sorgen der betroffenen Almbauern. WWF-Sprecher Florian Kozak sagte, dass Wölfe streng geschützt seien und auch Abschüsse können nicht verhindern, dass in Zukunft Wölfe durch Österreich streifen werden. Er sprach sich für eine Wiederbelebung des traditionellen Hirtenwesens aus. Fördertöpfe der Europäischen Union könnten dafür stärker angezapft werden, heißt es vom WWF.