Sepp Podesser mit seinen Schafen
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Freizeit

80-Jähriger wandert mit seinen Schafen

Sepp Podesser geht zweimal täglich eine gute Stunde spazieren. Der 80-jährige Obervellacher ist dabei in ungewöhnlicher Gesellschaft: Vier Kamerunschafe begleiten ihn ganz ohne Leine. Angeschafft wurden die Schafe als „Rasenmäher“, sie wurden zu echten Kameraden.

Die Schafe traten vor fünf Jahren in das Leben von Podesser und hätten eigentlich einen ganz praktischen Nutzen bringen sollen: „Ich bin damals schwer an Krebs erkrankt. Ich konnte nicht mehr mähen und ein Freund, der diese Rasse hat, riet mir, ein paar seiner Tiere bei mir aufzunehmen.“ Mähen muss der 80-Jährige trotzdem, denn die vier Schafe sind wählerische Gourmets: „Es hat leider nicht geklappt, weil sie nur das fressen, was ihnen schmeckt.“ Das sei verständlich, räumt der Pensionist ein, denn auch Menschen würden eine abwechslungsreiche Kost bevorzugen.

Kamerunschafe gehören zu einer westafrikanische Wildschafrasse: „Sie haben keine Wolle, die man scheren muss. Ihr Haarkleid besteht aus sechs Lagen. Im Frühjahr geht ihnen die Wolle von selbst aus. Das ist für mich sehr angenehm.“ Er stellte auch fest, dass sie sehr reinliche Tiere sind: „Dort, wo sie liegen, machen sie nichts schmutzig.“

Regelmäßige Spaziergänge werden freudig erwartet

Zweimal täglich durchwandern die Fünf gemeinsam ihre Heimat über Obervellach. Die Tiere sind dabei ohne Leine oder andere Hilfsmittel unterwegs. Die gemeinsamen Spaziergänge gehören zum Tagesrhythmus: „Sie sind es schon so gewöhnt. Wenn ich um 9.30 Uhr nicht fertig bin fangen sie zu Blöken an. Das hat nichts damit zu tun, dass sie Hunger haben. Wenn ich meinen Wanderstock nehme hüpfen sie vor lauter Freude.“

Sepp Podesser beim Spazieren mit seinen Schafen
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Das muntere Quintett beim Spazieren

Von Nachbarn und Urlaubern geschätzt

Bei ihren Spaziergängen wird das Quintett immer wieder von anderen Passanten fotografiert: „Der Alpe-Adria-Trail geht ja hier vorbei und so sind schon viele Fotos von uns um die Welt gegangen. Sogar Australier waren schon hier. Sie sagten, sie hätten schon einige große Schafherden gesehen aber noch nicht, dass Schafe einem Menschen einfach so nachgehen.“

Auch die Nachbarn schätzen das Gespann. Siegfried Holly: „Jeder wartet schon darauf, dass Sepp mit seinen Schafen vorbei kommt. Wir freuen uns immer. Er ist ja ein guter Sänger und oft singt er auch für uns.“

Nachbar Gerhard Maier sagte, Sepp Podesser sei ein sehr liebenswerter Mensch mit einer besonderen Gabe: „Es ist immer wieder ein erfrischendes Erlebnis, wenn er mit seinen Schafen vorbeispaziert. Egal ob bei schönem Wetter oder bei Regen, Sturm und Schnee – er ist immer mit ihnen unterwegs.“

Schafe von Sepp Podesser
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Die Schafe von Sepp Podesser

„Wachschafe“ passen auf ihr Herrli auf

Blacki, Maggy, Schecki und Monki seien viel zugetaner als ein Hund, sagte Podesser: „Wenn man mit den Tieren schön umgeht und sie einmal vertrauen zu einem Menschen fassen, dann ist das wunderbar. Sie gehen keine 20 Meter weg von mir. Wenn irgendwo eine Gefahr ist – wenn sich zum Beispiel jemand mit einem Hund nähert – sind sie sofort an meiner Seite.“

Nach einem eineinhalb bis zweistündigen Spaziergang seien die Tiere zufrieden. Wieder zu Hause angelangt bekommen sie Kraftfutter zur Stärkung und dann heißt es Rasten bis 16.30 Uhr. „Dann heißt es wieder: Los geht’s. Das bestimmen sie“, sagte Podesser.

Sepp Podesser: „Gott hat mir diese Tiere geschickt“

Er sei sehr froh, die Tiere zu haben und ist überzeugt davon, seine Krankheit durch die Hilfe der Tiere überstanden zu haben: „Der Herrgott hat mir sie geschickt. So habe ich einen Tagesrhythmus.“ Er versorge sie und sich selbst und mache auch im Haushalt noch alles eigenständig.

Sepp Podesser beim Rasten mit seinen Schafen
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Auch kurze Rastpausen gehören dazu

Auch Schafe haben ihre Eigenheiten

Der rüstige Schafbesitzer kennt seine Tiere ganz genau und hat an ihnen schon total unterschiedliche Charaktermerkmale festgestellt: „Blacki ist sehr zugetan und sogar eifersüchtig. Wenn zum Beispiel Schecki länger bei mir ist drängt sie sie andere weg.“

Sie alle haben es gemeinsam, von ihrem Besitzer gerne gestreichelt zu werden: „Sie fordern ihre Streicheleinheiten ein. Wenn ich sie nicht alle Viertelstunde einmal streichle stupsen sie mich an, so als würden sie mich daran erinnern wollen.“