Historische Aufnahme Prechtlkino Klagenfurt
Klaus Pertl
Klaus Pertl

Jubiläums-Sonderschau im Kinomuseum

Vor 125 Jahren hat es in Kärnten die erste Kinovorstellung gegeben. Vor 110 Jahren wurde hier der erste Film gedreht, der dann zwei Wochen später dem Publikum gezeigt wurde. Eine Sonderschau im Kinomuseum in Klagenfurt erinnert derzeit daran, genauso wie an das Kinosterben im Land, das vor 50 Jahren begann.

In der Wilsonstraße, am Lendkanal in Klagenfurt, betreibt Klaus Pertl sein Kinomuseum. Er war über Jahrzehnte Regisseur und Redakteur im ORF-Landesstudio Kärnten, widmet sich nun im Ruhestand mit großer Begeisterung seinem Hobby und arbeitet die Kinogeschichte Kärntens auf.

Historische Aufnahme Cinematograph Ausstellung
Klaus Pertl
Früher ging man nicht ins Kino, sondern zum Kinematographen

Erinnerungen an die Anfänge des Kinos

Alles begann vor etwas mehr als 125 Jahren mit den Brüdern Lumiere, die sich in Frankreich mit den Bildern, die laufen lernten, beschäftigten, erzählt Klaus Pertl: „Der Film war schon ein bisschen länger in Verwendung. Es gab alle möglichen Experimente. So entstand eine fotografische Flinte, mit der einzelne Fotos gemacht werden konnten. Damit konnte man auch Bewegungsstudien fotografieren. Das war sozusagen das Prä-Kino. Das Jubiläum 125 Jahre Kino bezieht sich auf den Dezember des Jahres 1895. Damals spielten die Gebrüder Lumiere in Paris die allererste Kinovorstellung. Danach ‚explodierte‘ das Kino regelrecht und verbreitete sich in ganz Europa.“

Im März 1896 erreichte es Wien, im November war es in Cilli/Celje und kam schließlich per Zug nach Klagenfurt. Im November 1896 gab es hier die erste Kinovorstellung. Details dazu werden in der Sonderschau im Kinomuseum gezeigt.

Schild Lebende Fotographien
Klaus Pertl
So wurde den Klagenfurtern der Kinobesuch einst schmackhaft gemacht

Erster Film über Ausstellung am Kreuzbergl

Das zweite Jubiläum gilt einem Film, der 1911 hier entstand. „Es herrschte eine gewisse Aufbruchstimmung. Man organisierte die Landeshandwerkerausstellung. Die Gegend rund um die Westschule am heutigen Kreuzbergl war damals noch nicht so dicht bebaut. Man stellte Hallen auf und führte die Ausstellung durch. Hermann Prechtl, der seit 1908 schon ein Kino hatte, sagte, er müsse auch etwas tun. Er bestellte in Paris einen Pathé-Kameramann, was damals ein ziemlich kompliziertes Unterfangen war, und ließ die Eröffnung mit dem Erzherzog Karl verfilmen.“

Im Film ist zu sehen, wie der spätere Kaiser Karl I. die Ausstellung mit Bürgermeister Metnitz die Ausstellung besucht und sich bei Fleischhauer Koschitz eine Stärkung holt. Zum Schluss – so die Überlieferung – soll der Kaiser auch noch das Kino besucht haben. „Der Film wurde damals 14 Tage nach der Ausstellung den Kinobesuchern gezeigt. Das war für damalige Zeiten ein schnelles Arbeiten“, so Pertl über den ältesten erhaltenen Film aus und über Kärnten.

Plakat Sonderschau Kinomuseum Klagenfurt
Klaus Pertl

Erstes Klagenfurter Kino schloss vor 50 Jahren

Ein weiteres rundes Jubiläum erinnert, wie Pertl sagte, an ein weniger erfreuliches Ereignis: 1971 Jahren musste das erste Klagenfurter Kino – das Prechtlkino aus dem Jahr 1908 – für immer seine Tore schließen. An Silvester 1971 wurden im allerletzten Film Stan Laurel & Oliver Hardy in „Die Doppelgänger von Sacramento" gezeigt.

„Das Radio war zur damaligen Zeit ein weit verbreitetes Medium und das Fernsehen trat aus seiner Übungs- und Experimentierphase heraus. Es wurde von immer mehr Menschen ständig konsumiert. Das führte dazu, dass die Kinos immer weniger wurden. Auch das Prechtlkino hatte irgendwann nicht mehr die Kraft, um zu überleben. Hermann Prechtl ging dann wieder zurück in die Schaustellerei. Er war auf den verschiedenen Wiesenmärkten des Landes mit seinem Autodrom vertreten“, erzählte Pertl.

Alte Filmkamera
Klaus Pertl
Alte Filmkamera

Zahlreiche Exponate zu Film- und Fernsehgeschichte

Geschichten wie diese kann man anhand verschiedener Exponate wie Texten und Bildern in der aktuellen Sonderausstellung erfahren. Abseits davon zeigt Pertl viele seiner Schätze, die er über die Jahre zusammentrug: „Es gibt die Kinokasse aus dem Prechtl-Wanderkino zu sehen, wahrscheinlich das älteste Stück der Kärntner Kinogeschichte. Wir zeigen auch richtig große Kinoprojektoren, wie man sie ab den 1900er-Jahren auch in Kärnten verwendete. Das heutige Europagymnasium bot schon in den 1920er Jahren Schulkino an. Es gibt auch einen Kinoprojektor aus einem kleinen Landkino oder einen funktionstüchtigen 35-Millimeter-Kinoprojektor zu sehen.“

Alter Kinoprojektor
Klaus Pertl
Alter Kinoprojektor aus dem Kinomuseum

Dieses Exemplar sei eines der Wenigen, die in Kärnten noch existieren, sagt Pertl mit Stolz. Dazu gibt es Filme, die in Kärnten gedreht wurden oder eine Sammlung an Amateurkameras aus den 1920er Jahren, frühe Videotechnik. und einen Fernseher aus dem Jahr 1957. Das Kinomuseum in der Wilsonstraße, am Lendkanal in Klagenfurt ist am Samstag und Sonntag von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.