Protestaktion Rettungskräfte Neuer Platz
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Chronik

Auch Rettungsdienste fordern CoV-Bonus

Rettungskräfte und Sanitäter haben am Samstag mit einer Protest-Aktion auf eine Ungleichheit beim Coronavirus-Bonus aufmerksam gemacht. Sie kritisieren, dass die Regierung die 500 Euro zwar Ärzten, Pflegern und Krankenhaus-Mitarbeitern zugesteht, nicht aber Rettungskräften.

Wie ist es, wenn man stundenlang nicht nur mit Maske, sondern mit Ganzkörperschutz, Brille und Handschuhen arbeitet, wie beim Testen oder Impfen oder beim Transport von Verdachtsfällen? Auf dem Neuen Platz in Klagenfurt konnte man sich am Samstagvormittag auch als Außenstehender in einen dieser Anzüge stecken lassen.

Laut Martin Sitter, dem Landeseinsatzleiter vom Arbeitersamariterbund, komme schnell eine Körpertemperatur um die 45 Grad zustande. Langes Arbeiten unter diesen Bedingungen sei nicht möglich.

Sanitäter hilft beim Ankleiden mit Schutzanzug
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Beschlagene Brillengläser und gestiegene Körpertemperatur schon nach fünf Minuten im virenfesten Schutzanzug

Kritik: Gesetz schließt Viele aus

Hermann Lipitsch, der Vida Gewerkschafts-Landesvorsitzende, sagt, gerade Sanitäter und Reinigungskräfte, die vor Ort bei den Patienten gewesen seien, hätten oft nicht gewusst, was sie bei Einsätzen erwarte. Gerade sie würden aber bei dem Gesetz ausgeschlossen.

Tätig in der Pandemie, aber ohne Bonus – dafür übt Lipitisch Kritik an der Bundesregierung: „Wir gehen davon aus, dass es 3.000 Personen sind, die nichts bekommen, weil sie aufgrund des Gesetzes von der Regierung ausgeschlossen werden.“

Rettungsdienste fordern CoV-Bonus

Rettungskräfte und Sanitäter haben am Samstag mit einer Protest-Aktion auf eine Ungleichheit beim Coronavirus-Bonus aufmerksam gemacht. Sie kritisieren, dass die Regierung die 500 Euro zwar Ärzten, Pflegern und Krankenhaus-Mitarbeitern zugesteht, nicht aber Rettungskräften.

Petition soll Gerechtigkeit bringen

Mit einer Petition wollen sie, wie sie sagen, Gerechtigkeit. Gert Thomaser, Betriebsratsvorsitzender des Roten Kreuzes Kärnten, organisierte den Protest: „Aus der Aufregung ist eine große Enttäuschung über das Vorgehen der Bundesregierung entstanden.“ Es sei zwar groß angekündigt worden, dass niemand im Stich gelassen werde. Doch zum Beispiel auch Mitarbeiter der Verwaltung, die in den Teststraßen arbeiten, über Sanitäter bis hin zu Rettungsleitstelle, die mit einem erhöhten Anrufvolumen konfrontiert gewesen sei, sowie die Mitarbeiter der Blutspendezentrale würden im Stich gelassen, kritisiert Thomasser.

Solche Demonstrationen wie jene auf dem Neuen Platz gab es am Samstag in ganz Österreich. Nach einer Stunde zogen die Rettungsdienste in Klagenfurt wieder ab. Viele Unterstützungsunterschriften bekamen sie in der Früh nicht. Es war noch wenig los in der Stadt.

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer lehnt die Ungleichbehandlung bei der Gewährung des Coronavirus-Bonus ab und tritt für eine Resolution der Kärntner Landesregierung in Richtung des Bundes ein.

CoV stellte Rotes Kreuz vor Herausforderungen

Bei seiner Generalversammlung in der Messearena in Klagenfurt zog das Rote Kreuz am Samstag Bilanz über das abgelaufene Jahr. "Unsere 3.365 freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen waren im letzten Jahr 336.169 Stunden im Dienst – ohne Bezahlung. Diese Stunden ergeben eine Zeitspende im Wert von rund neun Millionen Euro, die der Kärntner Bevölkerung zu Gute kommt“, betonte Kärntens Rot Kreuz Präsident Peter Ambrozy. „Hätten wir unsere Freiwilligen nicht, wäre unser System nicht mehr finanzierbar“, so Ambrozy weiter.

Rotes Kreuz Kärnten in Zahlen:
Beim Roten Kreuz Kärnten arbeiten derzeit etwas mehr als tausend Mitarbeiter. 2020 standen sie rund 1,9 Millionen Stunden im Dienst. In der Rettungsleitstelle gingen knapp 550.000 Anrufe ein, davon mehr als 140.000 Notrufe. Es wurden 260.000 Patienten im Rettungsdienst und 10.000 Menschen in der Pflege und Betreuung versorgt. Das Rote Kreuz Kärnten hat rund 67.600 unterstützende und 3.365 freiwillige Mitarbeiter, 231 Zivildiener und 861 berufliche Mitarbeiter.

Nicht nur auf den Rettungsdienst kamen während der Pandemie – aufgrund der hohen Infektionsgefahr – viele Herausforderungen zu. Der Aufbau der Teststraßen für die Verdachtsfallstestungen, für die Antigen-Testungen der Bevölkerung und auch die Tourismustestungen waren ein großer Aufgabenbereich, der 2020 völlig neu organisiert wurde. So wurden mehr als 5.300 Infektionstransporte und insgesamt rund 180.000 Covid-Testungen durchgeführt und in jedem Bezirk Kärntens wurde eine Teststraße für die Bevölkerung installiert. Auch mobile Testteams waren im Einsatz.

Aufgrund der Pandemie war es nicht möglich, die Team Österreich Tafel-Ausgaben wie gewohnt abzuhalten. Trotzdem sei es gelungen, dieses Service aufrecht zu erhalten, hieß es bei der Generalversammlung des Roten Kreuz.

Beratung und Unterstützung umorganisiert

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Krisenintervention, im Besuchsdienst und in der Sozial- und Hospizbegleitung stellten die Begleitungen vom persönlichen Kontakt kurzerhand auf telefonische Betreuung um. Auch in der Blutspendezentrale, in der Pflege & Betreuung und in der Jugendarbeit wurden die meisten Angebote umgestellt und für die Bevölkerung weiter durchgeführt. Jugendgruppentreffen wurden ins Internet verlegt und online abgehalten, noch strengere Hygienemaßnahmen als bisher in den anderen Bereichen seien umgesetzt worden. Ein völlig neues Angebot wurde vom Jugendrotkreuz umgesetzt. Mit der „Lernbegleitung intensiv“ wurden Kinder –und Jugendliche, die aufgrund der Pandemie gefährdet waren, den positiven Abschluss der 8. Schulstufe nicht zu erreichen, speziell mit Nachhilfe gefördert. Aufgrund der großen Nachfrage werde dieses Programm auch 2021 fortgeführt.