LGBT Fahne im Gegenlicht
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Chronik

Regenbogenparade für mehr Toleranz

Am Samstag findet in Klagenfurt zum sechsten Mal die Regenbogenparade statt. Die Veranstalter wünschen sich in Kärnten mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit von Minderheiten, die noch immer um gesellschaftliche Anerkennung kämpfen.

In Kärnten gehören geschätzt etwa 30.000 Menschen der Community unter dem Regenbogen an. Sie eint das Symbol der Toleranz und Vielfalt – nicht nur im Pride-Monat Juni. Erstmals weht heuer ein ganzes Monat lang auch vor dem Klagenfurter Rathaus eine Regenbogenfahne. Heterosexuelle Beziehungen zwischen Mann und Frau gelten als normal, als gesellschaftlich anerkannt.

Jugendliche sitzen am Lendhafen
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Zu wenig Anerkennung für andere Formen der Liebe

Alle andere Formen von Liebe und geschlechtlichem Selbstverständnis bekommen aber nicht immer die Anerkennung, die sie sich verdienen würden, sagt Nadja Regenfelder, Obmensch des Vereins Queer Klagenfurt/Celovec, der die Parade organisiert: „Du wächst auf und wenn du dann anfängst, dir Fragen zu deiner sexuellen Orientierung abseits des Geschlechts, das dir zugeordnet wurde, zu stellen, hast du keinen Ansprechpartner.“ Bei Familienfeiern oder in der Schule etwa bekommen anders orientierte Betroffene das Gefühl vermittelt, „falsch“ oder „nicht ok“ zu sein. Ihr selbst sei in der Schule an den Kopf geworfen worden, soetwas gehöre vergast, erzählt Regenfelder.

Pavel Barbot vom Verein „Queer Klagenfurt/Celovec“ sagt, es könne nicht sein, dass viele junge Menschen das Gefühl hätten, nur in Wien sie selbst sein zu können: „Sie müssen sich in ganz Österreich, in ganz Kärnten und ganz Klagenfurt frei entfalten und ohne Gewalt zu erfahren sie selbst sein können.“

Gesetzlich verankerter Schutz gefordert

Anna-Maria Schuster, Landesvorsitzende „SoHo Kärnten/Koroska“ kritisiert, es gebe keinen Schutz für gleichgeschlechtliche Paare, die sich zusammen eine Wohnung anschaffen möchten. Viele würden auch aus einem Taxi oder einer Bar geworfen, weil sie Händchen halten oder sich küssen. „Da gibt es rechtlich keinen Schutz – dagegen wollen wir vorgehen“, so Schuster.

Heuer wird für Gleichberechtigung geradelt

Pandemiebedingt findet die Regenbogenparade auch heuer vorwiegend auf Rädern statt, um die Sicherheitsabstände besser einhalten zu können, heißt es von den Veranstaltern. Alle, die sich der LGBTQI+-Community zugehörig fühlen, können teilnehmen. Also alle Menschen die lesbisch, schwul, bisexuell oder transgender sind oder intersexuelle Personen. Sie alle kämpfen für Anerkennung, Toleranz und Gleichberechtigung.

Universität Klagenfurt mit Regenbogenfahne
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Regenbogenflagge vor Universität Klagenfurt

Uni hat eigene Queer-Gruppe

Werte, die an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt selbstverständlich gelebt werden, sagte Cristina Beretta vom Institut für Slawistik. Sie kämpft in der Gruppe „Uni Queer“ für Gleichberechtigung aller. Außerhalb der wissenschaftlichen Mauern müsse noch viel passieren, sagt Beretta. Es sei in Anbetracht von Armut, Krieg, Klimawandel und Pandemie „grotesk, erbärmlich, lächerlich und tragisch“, dass man sich nach wie vor dafür rechtfertigen müsse, wer wen lieben dürfe.

LGBT Blätter mit Aufschrift Homosexuell Bisexuell Transsexuell Intersexuell
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Motive für Abwehr besser verstehen

Erec Gellautz vom Institut für Kulturanalyse sagt, man müsse auf die Straße gehen, um zu zeigen, dass man da sei: „Deshalb machen wir das und wir werden nicht so schnell damit aufhören.“

Alice Pechriggl vom Institut für Philosophie sagt, sie komme aus der Psychoanalyse. Es gelte, die Abwehr gegen anders denkende, seiende und liebende Menschen besser zu verstehen. Angst und daraus resultierende Aggression würden vielfach mitspielen.

Organisatoren wollen vermitteln

Es muss noch darüber geredet werden, ist sich das Organisationsteam der Regenbogenparade einig. Die Kundgebung werde in der Hoffnung veranstaltet, irgendwann nicht mehr darüber reden zu müssen. Dann – wenn alle unter dem Regenbogen gleich sind, egal wen – was – oder wie sie lieben.