Die Freude am 25. Juni 1991 währte in Laibach nur kurz: Während Präsident Milan Kucan und die erste gewählte Regierung mit Lojze Peterle an der Spitze die Unabhängigkeit feierten, schickte Belgrad Kampfflugzeuge und Panzer. Belgrad wollte die Abspaltung Sloweniens nicht zur Kenntnis nehmen und versuchte, sie mit Waffengewalt zu verhindern. Die Kampfhandlungen vor der Grenze Kärntens versetzten damals die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Das österreichische Bundesheer wurde zum Schutz der Grenzen nach Südkärnten abkommandiert.

Schäferhund als erster Flüchtling
Am Grenzübergang Grablach bei Bleiburg kam es zu Kämpfen zwischen der slowenischen Miliz und der serbischen Volksarmee. Es gab Tote auf beiden Seiten. Stefan Moser war damals Bezirksgendarmerie-Kommandant von Völkermarkt. Er erinnert sich, als plötzlich eine Granate einschlug und das Polizeigebäude auf der slowenischen Seite traf. „Es ging in die Luft. Ein scharfer Schäferhund lief dann über die Straße zu uns. Wir nahmen ihn als ersten Flüchtling auf, weil sein Besitzer tödlich getroffen worden war.“

Grenzbeamte damals absolut ungeschützt
Beim Besuch der heutigen Grenzkontrollen wird ihm bewusst, dass er mit seinen Kollegen damals nicht ausreichend ausgerüstet war, um die Grenze zu schützen. Die Beamten trugen Bluse oder Hemd, aber keine schusssichere Weste. „Sie waren also absolut ungeschützt.“

7.500 Soldaten im Grenzeinsatz
Für das Bundesheer war der damalige Grenzeinsatz, der erste und bislang einzige Ernstfall in der Zweiten Republik. 7.500 Soldaten standen im Einsatz, der größte Teil davon an Kärntens Südgrenze. Der ORF berichtete damals umfangreich in Radio und TV. Für die Menschen in Kärnten in einer Zeit ohne Internet und Handy war es die einzige Möglichkeit, Live-Informationen über die Gefahrenlage zu erhalten.

Waffenstillstand mit EU-Hilfe erwirkt
Die heftigen Kämpfe an der Grenze waren der Startschuss für das jahrelange Blutvergießen im Balkankrieg. Der kurze, aber heftige Krieg um die Grenzstationen endete am 8. Juni mit dem Waffenstillstand, vermittelt durch die EG, heute EU. Die junge Republik Slowenien konnte sich von den Kämpfen – auch wirtschaftlich – rasch erholen. 2004 trat Slowenien der EU bei, in der Folge fielen dann auch die Grenzkontrollen weg. Nach der Flüchtlingskrise 2015 holte erst die Pandemie die Bundesheersoldaten dann wieder zurück an die Grenze.