Protestaktion vor AKW Krsko
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Chronik

Umweltschützer protestierten vor AKW Krsko

Umweltschutzorganisationen aus sechs Ländern haben am Mittwoch direkt vor dem slowenischen Atomkraftwerk Krsko für die Abschaltung des 40 Jahre alten Reaktors demonstriert. Die slowenischen Regierung will das AKW noch länger betreiben. Auch der Bau eines zweiten Reaktorblocks ist geplant.

Umweltschutzorganisationen aus Slowenien, Kroatien, Italien, Bosnien-Herzegowina, Ungarn und Österreich demonstrierten am Vormittag vor dem AKW Krsko mit Transparenten gegen den weiteren Betrieb des Kraftwerks.

All zu lange dauerte die internationale Protestaktion der Atomgegner nicht. Nach Angaben von Global 2000 musste die kleine Kundgebung in unmittelbarer Nähe zum Reaktor nach nur zehn Minuten beendet werden. Die slowenischen Polizei sah im Entrollen von Transparenten ein Sicherheitsrisiko.

Kernschmelze bei Beben nicht auszuschließen

Die Laufzeit des 40 Jahre alten Reaktors soll um weitere 20 Jahre verlängert werden, obwohl der Atommeiler in einer Erdbebenzone liegt. Erst am 29. Dezember 2020 wurde die Region von einem schweren Beben erschüttert.

Reinhard Uhrig, Atomsprecher der Umweltschutzorganisation Global 2000, sagt, das Beben mit der Stärke 6,4 sei ein Schuss vor den Bug gewesen: „Es war damals rund 80 Kilometer vom Reaktor entfernt. Wenn ein solches Erdbeben aber im Krsko-Schotterbecken auftreten würde, sagt die Europäische Kommission im Zuge der Stresstests, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Kernschmelze käme.“

Österreich beteiligt sich an UVP

Für die Laufzeitverlängerung des Reaktors erwirkten slowenische Umweltschützer eine Umweltverträglichkeitsprüfung. An der UVP wird sich auch Österreich beteiligen. Laut Uhrig soll eine tatsächliche Prüfung des Erdbebenrisikos erfolgen: „Dazu kann und muss die österreichische Bundesregierung Druck aufbauen.“ Wenn die Auflagen für die Nachrüstung eines solchen altersschwachen Reaktors zu aufwendig und teuer sind könne es – wie in der Schweiz und Schweden – zu einem Umdenken der Betreibergesellschaften kommen. Bei zu hohen Kosten sei dann eine Verschrottung naheliegender.

Noch bis zum Jahr 2023 darf das AKW Krsko in Betrieb sein. Eine Verlängerung der Laufzeit hänge von der Umweltverträglichkeitsprüfung ab, sagt Global 2000-Atomsprecher Reinhard Uhrig: „Die Betreibergesellschaft braucht die fertige Umweltverträglichkeitsprüfung und Genehmigung. Ansonsten muss der Reaktor 2023 abgeschaltet werden.“

Reaktionen

Team Kärnten-Chef und Spittals Bürgermeister Gerhard Köfer forderte am Donnerstag einmal mehr die Schließung des Atomkraftwerks Krsko. Es stelle ein Bedrohungsszenario für Kärnten dar: "Slowenien soll seine Möglichkeiten im Bereich der erneuerbaren Energien nutzen und sich von der Technologie von vorgestern verabschieden.“

Köfer appellierte an sämtliche politische Entscheidungsträger in Slowenien, keine Atomkatastrophe heraufzubeschwören und einen Supergau zu verhindern. Kärnten könnte sich laut Köfer mit seinem Know-how einbringen und den Atomausstiegs-Prozess unterstützen.

Auch der geschäftsführende FPÖ-Landesparteiobmann Erwin Angerer und FPÖ-Klubobmann Gernot Darmann erneuerten die langjährige Forderung der FPÖ Kärnten nach einer sofortigen Schließung des Atomkraftwerkes Krsko, statt einer Laufzeitverlängerung bis 2043 und einen weiteren Ausbau.

Statt weiter die Atomkraft zu fördern sollte Slowenien beim Ausbau der erneuerbaren Energie unterstützt werden und im Gegenzug Krsko schließen. Auch die ÖVP-Grüne-Bundesregierung müsse auf EU-Ebene stärkeren Druck gegen den Weiterbetrieb dieses Atomkraftwerkes aufbauen, forderten Angerer und Darmann.

ÖVP-Clubobmann Markus Malle sagte zu den Protesten in Krsko: „Dass Umweltschützer aus sechs Ländern gegen den Betrieb des Atomkraftwerks in Krsko protestieren, zeigt einmal mehr, dass die Zeit überreif für die Schließung des Reaktors ist. Atomenergie birgt zu großes Risiko für Mensch und Natur – die wiederholten Erdbeben machen einen Fortbestand verantwortungslos." Auch Malle erneuerte seine Forderung, das Kraftwerk ehestmöglich zu schließen: "Das habe ich auch durch mein Sammeln von Unterschriften in Villach untermauert. Die Gespräche mit dem Staat Slowenien sind zu intensivieren.“