Eingebettet in die musikalische Darbietung der Kärntner Musikformation „Klakradl“ moderierte Christian Ankowitsch die Eröffnungsveranstaltung im zweiten Coronajahr und hielt gleich zu Beginn fest: „Im Widerspiel des Möglichen mit dem Unmöglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten.“
Konkret spielt er damit auf die hybride Version des diesjährigen Bewerbs an, bei dem die Autoren per Video mit vorab aufgezeichneten Lesungen zugeschaltet werden, während die Jury im Klagenfurter ORF-Zentrum debattiert. Im Vorjahr hatte der Bewerb komplett dezentral im Netz stattgefunden.
Nach einem Begrüßungslied folgte eine Grußbotschaft von ORF Generaldirektor Alexander Wrabetz.
Grußworte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz
Bernhard: Erstmals mehr Frauen als Männer in Jury
Anschließend begrüßte Landesdirektorin Karin Bernhard als Hausherrin Autorinnen und Autoren, die Jury, Sponsoren und Gäste des Bewerbs 2021. Sie stellte die Jurymitglieder vor und betonte, dass erst zum dritten Mal in der Geschichte des Bewerbs mehr Frauen als Männer in der Jury sitzen. In ihrer auf die kreative Kraft der Frauen fokussierten Rede erinnerte sie auch an die kürzlich verstorbene Friederike Mayröcker, die am morgigen Donnerstag in Wien beerdigt wird. Hier ihre Rede zum Nachlesen mehr dazu in Rede ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard.
Es folgten Ansprachen von Sponsoren und Kooperationspartnern. Der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten), der virtuell zugeschaltet war, nannte die heurige Durchführung ein „unverzichtbares Lebenszeichen“, Kulturreferent Jürgen Pfeiler (SPÖ) würdigte das „für die Stadt so identitätsstiftende Großereignis“ und dankte all jenen, die die Durchführung trotz Pandemie ermöglichten. 3sat-Koordinatorin Petra Gruber bezeichnete die Durchführung als „Herzensangelegenheit“.
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) beschloss die virtuellen Grußbotschaften schließlich mit einem Lob der digitalen Fassung: „Diese Form der Kunstvermittlung hat sich bewährt“, so Kaiser. Sie habe verhindert, dass Corona „auch das Band zwischen Künstlern und Publikum zerreißt“.
Wilke: Publikum fehlt
Jury-Vorsitzende Insa Wilke meinte in ihren Eröffnungsworten zu den 45. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Richtung des Publikums vor den Bildschirmen: „Sie fehlen uns! Wir werden in den nächsten Tagen verzweifelt versuchen, zu siebent zu blättern“, sagte sie in Anspielung auf das kollektive Umblättergeräusch während der Lesungen im Saal. In der Pandemie habe sich gezeigt, dass es an „Begegnungen und sozialen Räumen“ fehle. Abschließend hielt Wilke fest: „Wir sind keine Insel. Was hier passiert, ist politisch und gesellschaftlich relevant.“
TDDL 2021 Eröffnung
Die Lesereihenfolge
Danach kam es zur mit Spannung erwarteten Auslosung der Lesereihenfolge: Wer liest wann an den drei Lesetagen Donnerstag, Freitag und Samstag?
Winkels: Kunstkritik „in dienende Funktion geraten“
Mit der Kür des Ex-Juryvorsitzenden Hubert Winkels zum Eröffnungsredner der 45. Tage der deutschsprachigen Literatur wurde die althergebrachte „Klagenfurter Rede zur Literatur“ heuer zur „Klagenfurter Rede zur Literaturkritik“ und damit zur Kritik an den (nicht mehr so) jüngsten Entwicklungen im deutschsprachigen Feuilleton. Winkels eröffnete das Wettlesen am Mittwochabend mit einer Mischung aus düsterer Systemkritik und Lobpreisung des Formats „Bachmann-Preis“ – mehr dazu in Hubert Winkels hält „Rede zur Literatur“.
Jury vor Ort, Autoren werden live zugeschaltet
Die Hoffnungen, dass der Bewerb 2021 in gewohnter Form über die Bühne gehen kann, erfüllten sich leider nicht. Die 14 Autorinnen und Autoren werden mit ihren Lesungen bzw. bei der Preisverleihung live zugeschaltet.
Auch Publikum ist weder im großen Sendestudio noch im ORF-Garten zugelassen. Eine Neuerung konnte aber mit Testen, Impfen oder Genesen möglich gemacht werden: Die sieben Jurymitglieder unter dem Vorsitz von Insa Wilke sind vor Ort. Dadurch sollen eine lebendigere Diskussion und der eine oder andere Schlagabtausch wieder möglich sein.
Pausengestaltung im ORF-Park
Moderiert wird der Bewerb in bewährter Form von Christian Ankowitsch, in den Pausen führt Cecile Schortmann interessante Gespräche mit ihren Gästen im ORF-Park. Das Wetter dürfte hier mitspielen, es ist eine Hitzewelle vorhergesagt.
Preisverleihung am Sonntag
3sat steigt ab Donnerstag 10.00 Uhr live zu den Lesungen und Diskussionen ein. Auch der Deutschlandfunk überträgt live – mehr dazu in Berichterstattung in allen Medien.
Am Sonntag ab 11.00 Uhr werden fünf Preise vergeben, die Jury wählt live per Tablet in elektronischer Form aus einer zuvor erstellen Shortlist. Im letzten Jahr kam es zu mehreren Stichwahlen zwischen Kandidatinnen und Kandidaten.
Alle Infos online zu finden
Wie gewohnt sind die Texte (ab der jeweils laufenden Lesung), Jurydiskussionen und die Rede der Literatur nachzulesen. Alle Videos laufen live auf 3sat, der Bachmannpreis-Homepage und der tvthek.ORF.at. Im Internet stehen die Videos auch on demand zur Verfügung. Fotos für Pressevertreter gibt es unter presse.ORF.at.