Auf den Tag des Almauftriebs haben Kühe und Bauern seit Monaten gewartet: „Surprise“ – also Überraschung – heißt die junge Leitkuh von Herwig Kofler. Beim heurigen Almauftrieb darf die Gailtaler Paarhuferin das erste Mal die Glocke tragen und 22 Artgenossinen auf die Alm führen. Die letzten Monaten waren lang und schwierig. „Unsere Tiere sind von November bis Mai im Laufstall, sie können zwar täglich ins Freie gehen aber trotzdem freuen sie sich auf die Weide und dann auf die Alm.“
Leben auf der Alm tut der Kuhgesundheit gut
Besonders für das Jungvieh sei das Leben auf der Alm wichtig für den Bewegungsapparat, den Knochenaufbau, „es ist einfach gesund für die Tiere“, meint Herwig Kofler. „Für den Bauer bedeutet es den Sommer über eine Entlastung, weil es weniger Arbeit zu Hause gibt und die Almwirtschaft bzw. der Tourismus leben auch von gepflegten Almen.“
Der Ausdruck „dumme Kuh“ sei übrigens nicht zutreffend, Kühe seien freundliche und intelligente vor allem auch neugierige Tiere. Vielfach werde deren Charakter im Umgang des Bauern mit seinen Tieren geformt. „Wenn man mit den Tieren gut umspringt, dann ist die Kuh ein sehr zugängliches Tier. Wenn es den Tieren gut geht, geht es auch dem Bauern gut – so einfach ist das.“
Drei Stunden Fußmarsch „weil´s Tradition ist“
Es geht hinauf von Reisach auf die Sausengalm. Die Kühe werden entweder mit dem Traktor transportiert oder zu Fuß auf die Alm getrieben. Tobias Wurmitsch hat rund drei Stunden Fußmarsch mit seinem Fleckvieh hinter sich. „Acht Stück habe ich heraufgetrieben – wenn ich sie fahren müsste, muss ich auch drei Mal fahren. Außerdem ist der Almauftrieb eine Tradition und sollte auch beibehalten werden.“
Die Kühe seien schon die ganze Woche aufgeregt gewesen, am Tag des Almauftriebes dann sowieso. „Die erste Zeit laufen sie. Auf der Alm oben sind sie dann müde und liegen. Die Kühe kennen sich aus, die Kälber gewöhnen sich dann schon.“
Weltenbummler will Alm zur plastikfreien Zone machen
Auf der Reisacher Jochalm in 1.550 Meter Seehöhe wird für eine Jause Rast gemacht. Der neue Pächter, ein gebürtiger Gailtaler, kehrt nach einem Leben als Weltenbummler hier zu seinem Ursprung zurück. Michael Thurner verfolgt eine besondere Philosphie für die Bewirtschaftung seiner Hütte: Alles soll – soweit möglich – plastikfrei sein. „Wir haben international viel gesehen, wie verschmutzt die ganze Welt ist – Mehrwegplastik, aber auch das Einwegplastik ist einfach überall und wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die Berge wieder sauber zu machen und die Jochalm als erste plastikfrei zu bewirtschaften – was nicht immer ganz einfach ist. Überall geht es nicht, aber ich denke, dass wir im Jahr etwa 500 Kilogramm Plastik sparen können.“
Wunsch: Alle Kärntner Almen sollen plastikfrei werden
Michael Thurner will mit gutem Beispiel vorangehen und hofft, dass bald auch andere Almbewirtschafter seinem Beispiel folgen werden, um am Ende vielleicht alle Kärntner Almen „plastikfrei“ zu bekommen.
Besonders herausfordernd sei die Beschaffung von Lebensmitteln und Getränken, „weil man diese kaum ohne Plastik kaufen kann.“ Es habe schon viel Zeit gebraucht, um Alternativen zu finden – vor allem, weil in der Gastronomie Plastik oftmals vorgeschrieben sei – etwa aus hygienischen Gründen. „Aber es gibt schon Bereiche, wo man etwas tun kann: Wir schneiden in der Küche statt auf Plastik auf Glasbrettern und wollen so das Mikroplastik vom Essen ganz wegbekommen. Das schaffen wir damit.“
Gesetzt wird stark auf Glasverpackungen, alles wird in Glas eingefroren. „Wir arbeiten auch viel mit Aluminium, kaufen Konserven statt Plastikflaschen.“ Für Veranstaltungen gebe es Holzbestecke, außerdem werde mit biologischen Bienenwachstüchern gearbeitet. „Waren einpacken, Käse – Brot, oder Lebensmittel in der Küche bedecken, damit kann man schon viel machen und Plastik einsparen“, so Thurner. Auf der Jochalm – da gibt´s nicht nur ka Sünd, sondern eben auch – fast kein – Plastik.