Soziales

Land sucht dringend Krisenpflege-Eltern

Normalerweise gibt es zu wenig Geld, um die zu große Nachfrage an Hilfsangeboten des Landes abdecken zu können. Im Fall von Krisenpflegefamilien ist es aber genau anders herum. Es gibt das Budget, aber zu wenige Kriseneltern, die Kindern in Not kurzfristig Halt und eine Heimat bieten können.

In Kärnten gibt es sechs Familien, die als Kriseneltern in die Bresche springen, wenn Kinder wegen Notfällen, Krankheiten oder anderen Problemen nicht von ihren leiblichen Eltern versorgt werden können. Das Budget des Landes wäre aber für acht solcher Familien ausgelegt, so Sozialreferentin Beate Prettner von der SPÖ. Deshalb werden jetzt zwei weitere Kriseneltern-Familien gesucht.

Kein Job wie jeder andere

Der Bedarf sei auf jeden Fall da, sagte der Koordinator und Psychologe im Hermann-Gmeiner-Zentrum im SOS Kinderdorf Moosburg, Christoph Schneidergruber. Doch es sei kein Job wie jeder andere, die Kinder seien psychisch schwer belastet: „Das fordert von Krisenpflege-Personen schon sehr viel Ressourcen, das ist auch der Grund, warum nicht so viele Familien entsprechend geeignet sind und die Rahmenbedingungen und entsprechende Kraft haben, das zu schaffen.“

Im Vorjahr mussten 27 Kinder im Alter zwischen null und zehn Jahren betreut werden. Knapp die Hälfte konnte bereits wieder zu den leiblichen Eltern und in die eigene Familie zurückkehren, das sei auch immer geplant, sagte Schneidergruber: „Circa acht bis zwölf Wochen ist das Ziel. In dieser Zeit sollten die Kinder psychische und emotionale Stabilität bekommen, zur Ruhe finden und in dieser Zeit hat auch die Kinder- und Jugendhilfe den Auftrag zu klären, wie es mit den Kindern weitergeht.“

Konstante Bezugsperson wichtig für Entwicklung

Die Krisenpflegefamilie sorgt auch für die Sicherstellung externer therapeutischer und diagnostischer Behandlung der Kinder. Kontakte zu den leiblichen Eltern werden, wenn möglich, aufrecht gehalten, bei Bedarf auch durch die Psychologin des Pflegeelterndienstes unterstützt. Sozialreferentin Beate Prettner: „Gerade für kleine Kinder ist eine konstante Bezugsperson für eine positive Entwicklung notwendig. Ein häufiger Bezugswechsel, wie es etwa in Wohngruppen der Fall wäre, würde für die Kinder eine zusätzliche Belastung darstellen.“

Bewerbungen beim Land oder SOS Kinderdorf

Kriseneltern zwischen 30 und 50 Jahren bekommen vom Land eine Ausbildung und 580 Euro monatlich, dazu kommt eine Aufwandsentschädigung pro Kind und Tag von 58 Euro. Auch soziale und psychologische Betreuung werden angeboten. Interessierte Familien können sich beim Land oder beim SOS-Kinderdorf bewerben.

Familien, die Interesse haben, als Krisenpflegeeltern tätig zu werden, melden sich im Amt der Kärntner Landesregierung bei andrea.hartlieb@ktn.gv.at oder beim SOS Kinderdorf bei christoph.schneidergruber@sos-kinderdorf.at

Nach Bericht zehn Familien gemeldet

Nach dem Bericht am Sonntag im Radio Kärnten Mittagsjournal und in Kärnten heute meldeten sich am Montag beim Sozialreferat und beim SOS-Kinderdorf in Moosburg bereits zehn interessierte Familien. Sie kommen jetzt in ein Auswahlverfahren. Es gibt in Kärnten derzeit nur sechs Pflegefamilien, in denen Kinder kurzfristig Halt und Sicherheit finden. Der Bedarf sei aber wesentlich höher, für acht gebe es zumindest ein Budget, hieß es vom Land.