KZ Außenstelle Loibl Nord Mann liest eine Gedenktafel
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Chronik

Gedenken beim „vergessenen“ KZ Loibl

Am Portal des Loibltunnels ist am Samstag jener Menschen gedacht worden, die dort als Zwangsarbeiter in der NS-Zeit ums Leben gekommen sind. Mehr als 40 der 1.800 Arbeiter, darunter viele Franzosen, wurden zwischen 1943 und 1945 getötet.

Im Zentrum der Gedenkfeier, die vom Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška organisiert und durchgeführt wird, steht das Bestreben, das lange Zeit „vergessene“ Außenlager von Mauthausen am Loibl im kulturellen Gedächtnis Österreichs und Kärntens zu verankern.

KZ Außenstelle Loibl Nord Gedenkstätte
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Gedenkstätte beim einstigen KZ-Außenlager

Gedenkredner: Die namenlosen Gräber suchen

Die Gedenkrede wurde von Historiker und Schriftsteller Martin Pollack gehalten. Er forderte in seiner Rede dazu auf, die namelosen Gräber der Opfer zu suchen. Die damaligen Täter seien in die Gesellschaft gut eingebettet gewesen, „und wurden von ihrer Umwelt problemlos akzeptiert als liebende Ehegatten, Väter und Freunde. Das wurde mehrheitlich dadurch erleichtert, dass sie keine abschreckenden Monster waren, sondern ganz gewöhnliche Menschen, die – so ihre spätere Rechtfertigung – nur ihre Pflicht erfüllt hatten.“

Gedenken beim „vergessenen“ KZ Loibl

Am Portal des Loibltunnels ist am Samstag jener Menschen gedacht worden, die dort als Zwangsarbeiter in der NS-Zeit ums Leben gekommen sind. Mehr als 40 der 1.800 Arbeiter, darunter viele Franzosen, wurden zwischen 1943 und 1945 getötet.

Zeitzeuge Reginald Vospernik – ehemals Rektor des BG/BRG für Slowenen – erinnerte sich vor Publikum an seine Deportation 1942. Der damals Fünfjährige erlebte diese als Mitglied einer slowenischsprachigen Familie aus Wernberg, wie es damals viele in Kärnten gab. „Es wäre ohne die von Einheimischen erstellten Konskriptionslisten und ohne Mitwirken des berüchtigten Ortsdreiecks – Bürgermeister, Bauernführer und Ortsgruppenleiter – nicht möglich gewesen“, so Vospernik. Auch Jugendliche der Zweisprachigen Bundeshandelsakademie in Klagenfurt reflektierten in Wortbeiträgen ihre familiäre Geschichte.

KZ Außenstelle Loibl Nord
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„Ortstafel“ KZ Loibl Nord

Gstettner: Opfer wurden vergessen und Täter geehrt

Peter Gstettner widersetzte sich mit einer „kurzen Intervention gegen den politisch bedingten Stillstand.“ Er fand kritische Worte darüber, dass vor allem die Verlierer und Opfer des Kärntner Abwehrkampfes und der damaligen Volksabstimmung zu oft unbenannt geblieben seien. Sie seien zu oft „die Anderen“ gewesen. „Den damaligen Helden des Abwehrkampfes wurden Lobreden und Denkmäler gewidmet, auch wenn diese Helden damals schon für den Anschluss an Großdeutschland warben und später für Nazideutschland kämpften.“

Der historische Ort am Loibl beantworte die Frage, wer „die Anderen“ gewesen seien und benenne sie mit ihren Namen. „Die Wahrheit der Geschichte darf nicht für Legendenbildungen missbraucht werden. Sie muss der historischen und moralischen Selbstvergewisserung dienen“, appellierte Gstettner.

KZ Außenstelle Loibl Nord Gedenken im Jahr 2021
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Kranzniederlegung am Nordtor. Danach ging es weiter nach Slowenien zum einstigen Lager auf der Südseite des Tunnels.

Landeshauptmann: Täglich für Demokratie eintreten

Landeshauptmann Peter Kaiser sprach von „niemals vergessen, nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ und bekannte für das Bundesland Kärnten: „Wir haben sehr spät damit begonnen und es gab viele gesellschaftliche Strömungen, die lieber zudeckten und vergaßen als aufmerksam zu machen und daraus notwendige Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Ich möchte daher heute an alle appellieren, mit der Wahrung des historischen Gedächtnisses, mit den Lehren der Vergangenheit auch gegenwärtig die Verantwortung für zukünftige Entwicklungen mit zu übernehmen. Das bedeutet: Täglich für die liberale Demokratie einzutreten, denn sie muss laufend neu erarbeitet werden.“

Über das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška

Das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška wurde 1995 von engagierten Wissenschaftern der Universität Klagenfurt unter der Leitung von Prof. Peter Gstettner ins Leben gerufen. Zu den wichtigsten Zielen zählen die Errichtung einer würdigen Gedenkstätte beim KZ Loibl Nord sowie die Pflege von Erinnerungsarbeit in Form von Gedenkveranstaltungen, Exkursionen und öffentlichen Vorträgen. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.mkoe.at