Der scheidende Präsident der Landwirtschaftskammer Johann Mößler bei der Pressekonferenz im Bildungshaus Schloss Krastowitz
ORF
ORF
Chronik

Johann Mößler tritt zurück

Der seit 2011 amtierende Kärntner Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler hat am Dienstag überraschend seinen Rücktritt bekanntgegeben. Sein Nachfolger soll Kammerrat Siegfried Huber werden.

Mößler führte in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Dienstag persönliche Gründe für seinen Rückzug ins Treffen. Ihm nachfolgen und auch die Landwirtschaftskammer-Wahl im November schlagen soll Kammerrat Siegfried Huber.

Mößler sprach von einer Lebensentscheidung, die ihm „nicht leicht gefallen“ sei. Aber in der Pandemie sei ihm klar geworden, wie sorgsam man mit der Gesundheit umgehen müsse und wie sehr seine Familie vor allem in den letzten zehn Jahren zurückstecken habe müssen. Er will sich verstärkt der Familie und seinem Bauernhof widmen. Mit der bevorstehenden LWK-Wahl habe das nichts zu tun.

Der scheidende Präsident der Landwirtschaftskammer Johann Mößler
ORF
Mößler sagte, er will sich verstärkt der Familie und seinem Bauernhof widmen

Mößler nannte Verdienste

Das Haus sieht Mößler gut bestellt. Die Landwirtschaftskammer habe sich zu einer modernen Dienstleistungsorganisation weiterentwickelt. Durch die von ihm initiierte Strukturreform 2018 sei die Zentrale verschlankt und die regionalen Standorte in den Bezirken abgesichert worden. Die Öffentlichkeitsarbeit sei ausgebaut und Bildung sowie Beratung an die neuen Herausforderungen angepasst worden, so Mößler.

Landwirtschaftskammer-Präsident Mößler tritt zurück

Der seit 2011 amtierende Kärntner Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler hat am Dienstag überraschend seinen Rücktritt bekanntgegeben. Sein Nachfolger soll Kammerrat Siegfried Huber werden.

Huber stellt sich Wahl

Siegfried Huber werde sich in der nächsten Vollversammlung der Wahl stellen, sagte Mößler. Der 51-jährige Landwirt aus Albern bei Feldkirchen vertritt seit 15 Jahren bäuerliche Interessen in der LWK-Vollversammlung, fungierte ab 2016 als Vorsitzender der Sozialversicherung der Bauern und ist seit 2019 der stellvertretende Landesleiter der Sozialversicherung der Selbständigen.

Huber besitzt darüber hinaus langjährige Erfahrungen als Kommunalpolitiker im Feldkirchner Gemeinderat und bekleidet seit 2015 das Amt des Vizebürgermeisters.

Der designierte Präsident der Landwirtschaftskammer Siegfried Huber
ORF
Kammerrat Siegfried Huber ist auch Vizebürgermeister für die ÖVP in Feldkirchen

Vorschlagsrecht bei stärkster Fraktion

Das weitere Prozedere sieht nun eine Wahl des designierten Nachfolgers in der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer vor, sagte Agrarreferent Martin Gruber (ÖVP). Ende Juni werde es eine außerordentliche Vollversammlung geben. Wenn man sich nicht wider Erwarten überfraktionell auf einen Kandidaten einige, habe die stimmenstärkste Fraktion das Vorschlagsrecht und damit auch das Recht den neuen Präsidenten zu wählen.

Auch für die bevorstehende Landwirtschaftskammerwahl am 7. November wird Siegfried Huber als Spitzenkandidat des Bauernbundes kandidieren.

Sozialpartner bedanken sich für Zusammenarbeit

ÖGB-Landesvorsitzender Hermann Lipitsch bedankte sich in einer Aussendung für die langjährige und sehr gute Zusammenarbeit auf sozialpartnerschaftlicher Ebene, die „durch Handschlagqualität und Verlässlichkeit geprägt“ gewesen sei. Die Krise habe wieder einmal gezeigt, wie wichtig es sei, wenn die Sozialpartner an einem Strang ziehen und gemeinsam an Lösungen arbeiten, so Lipitsch.

Auch AK-Präsident Günther Goach bedankte sich bei Mößler: „Als verlässlich und konstruktiv schätzte ich stets die Arbeit von Johann Mößler. Sein großer Einsatz galt nicht nur den heimischen Landwirten, sondern auch immer der Sozialpartnerschaft.“

Mit Bedauern nahm Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl den Rückzug von Präsident Mößler zur Kenntnis. Als leidenschaftlicher und glaubwürdiger Standesvertreter habe Mößler in der Kärntner Sozialpartnerschaft eine stets wichtige und vorbildhafte Rolle gespielt, sagte Mandl. Mandl wünschte Mößler einen „kreativen Unruhestand“.

SPÖ-Bauer: Konnten immer auf Augenhöhe sprechen

Der Kammervorstand und stellvertretende Landesbauernvorsitzender Franz Matschek (SPÖ) wünschte dem scheidenden Präsidenten Mößler für den weiteren Lebensweg alles Gute und bedankte sich für die Zusammenarbeit über die letzen Jahre. „Wir waren nicht immer einer Meinung, aber wir konnten immer auf Augenhöhe miteinander sprechen. Er wird uns als Mensch und Kollege fehlen, sein designierter Nachfolger tritt ein großes Erbe an, wenn es um seinen Einsatz und seine Leidenschaft für die Kärntner Bäuerinnen und Bauern geht“, sagte Matschek.

FPÖ: „Flucht nach vorne“

Für den ersten LWK-Vizepräsident Manfred Muhr von der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft komme dieser Schritt nicht überraschend. Muhr sagte, Mößler trete damit die Flucht nach vorne an, um eine zweite persönliche Wahlniederlage bei der Landwirtschaftskammerwahl im November zu verhindern. Nachfolger Huber findet Muhr „befremdlich“, denn auch er habe alle Belastungen wie die Abschaffung Mutterkuhprämie oder die Erhöhung des Einheitswerts mitgetragen und auch verteidigt.

Der Unabhängige Bauernverband kritisierte in einer Aussendung, der angerichtete Schaden durch hohe Einheitswerte, Anzeigen gegen die eigenen Bauern und anderes bleibe trotz des Rücktritts bestehen. Mit Zustimmung der Landwirtschaftskammerpräsidenten habe sich auch der Einheitswert erhöht. Damit seien auch Forderungen des Finanzamtes und der Sozialversicherung an die Land- und Forstwirte deutlich gestiegen.

Team Kärnten: Innerparteiliche Kritik

Für Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sei der Rücktritt nicht ganz überraschend gekommen, denn Mößler sei in den vergangenen Jahren einerseits heftiger innerparteilicher Kritik ausgesetzt gewesen. Andererseits habe sich die Kärntner Landwirtschaftskammer unter seiner Führung immer mehr von ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich der Vertretung der Kärntner Bauernschaft, verabschiedet, so Köfer. Viele Landwirte hätten sich von Mößler enttäuscht gezeigt. Es werde in den nächsten Wochen und Monaten darauf ankommen, dass die Kammer zeige, wofür sie eigentlich stehe und für wen sie da sein sollte.

Landarbeiterkammer bedauert Ausscheiden

Der Präsident der Kärntner Landarbeiterkammer, Harald Sucher, sagte in einer Aussendung, der Rücktritt habe auch die Landarbeiterkammer überrascht. Mößler sei in der Interessensvertretung für land- und forstwirtschaftliche Belange immer geschätzt und als konstruktiver und sachlicher Partner angesehen worden, sein unermüdlicher Einsatz für den primären Sektor sei bemerkenswert gewesen. Man bedaure das Ausscheiden.