Mit dem Projekt soll eine vielstimmige Collage mit Menschen aus Kultur, Wissenschaft, Bildung und aus der Wirtschaft entstehen. So macht sich die Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle Gedanken zur Kultur in Kärnten: „Politische Konstruktionen allerorten, es gebe zwei Kulturen in diesem Land. Bei genauerer Betrachtung erkennt die Zugewanderte sofort: Es ist eine Kultur in zwei Sprachen.“

Aus Sicht der Politikwissenschaft ist Identität und Identifikation mit der Gesellschaft, mit einem politischen System etwas ganz Zentrales, „nicht zuletzt, damit Demokratie auch funktioniert“, sagte Stainer-Hämmerle.
„Kein anderes Land so schwer erfassbar wie Kärnten“
Kärnten ist und war niemals einsprachig, auch wenn es seit langem Gefahr läuft, seine zweite Landessprache zu verlieren und seine junge Generation. Ersteres durch Anpassung, zweiteres durch Abwanderung. Barbara Juch nennt in ihrem Beitrag: „Notieren: Wegzug aufgrund intellektueller Aufstiegsmöglichkeiten.“
Eine weitere Notiz von Juch: „Notieren: Statistisch gesehen, ist kein anderes Land so schwer erfassbar wie Kärnten, Koroska“

Einfangen, was nicht zu fassen ist
Fluid Identities versucht einzufangen, was nicht zu fassen ist: Die, die weggezogen sind, neben denen, die da bleiben, das Land, seine beiden Sprachen – vor allem aber, die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft.

„Was immer präsent ist, formulieren…“
Anwalt und Unternehmer Michael Pontasch: „Die Identitäten sind ein großes Thema, dass man nicht immer präsent hat, aber genau das ist das Projekt von Ute Liepold über Weggehen, Herkommen und Herkunft. Das war ja das Spannende daran, dass man das, was eigentlich immer präsent ist, auch formulieren musste.“
„Identitäten sind ein sehr großes Thema das man nicht immer präsent, genau diese Projekt von Ute Liepold über Weggehen, Herkommen, Herkunft war ja das spannende dran, dass man das, was eigentlich immer präsent ist, auch formulieren musste.“

Sprache öffnet den Horizont
Die Videos zeigen, dass viele Mitglieder der slowenischen Volksgruppe Angst vor dem Verschwinden ihrer Sprache haben. Wieder andere finden zu ihr zurück, wie die Schauspielerin und Moderatorin Magda Kropiunig: „Ich bin sehr glücklich darüber, weil ich in einer anderen Sprache denken und reden kann und das einen Horizont öffnet – das glaubt man gar nicht.“
„Fluid Identities“ hätte ein Theaterstück werden sollen, es wurde daraus pandemiebedingt das Buch „Abziehbilder/Odlepke“ und jetzt eben die Videos, die am Ende auch ein Film werden könnten. Auch das ist also fluid, im Fluss eben, wie Sprache und Identität auch.

„Sprachkompetenz ist wirklich ein Wert“
Es beginnt sich etwas zu verändern, sagt Regisseurin und Autorin Ute Liepold zum Titel Fluid Identities: „Die jungen Menschen haben damit nicht mehr so viel zu schaffen, die sind nicht mehr so interessiert an diesen Grabenkämpfen. Die leben einfach einen neuen Zugang zu der Sprache. Sprache und Sprachkompetenz ist heute auch wirklich ein Wert.“
„Fluid Identities“ von Ute Liepold
Fluid Identities – also fließende Identitäten – heißt das neue Projekt von Theatermacherin und Autorin Ute Liepold.
Die Fotos für das Videoprojekt kommen von Gerhard Maurer aus der Ausstellung „Land der Moderne“ kuratiert von Lukas Vejni. Das Buch „Abziehbilder/Odlepke“ wurde von Elena Messner, Ute Liepold und Dominik Srienc heraus gegeben.