Screenshot der Homepage Artothek Impuls
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Kultur

Artothek bietet Kunst zum Ausborgen

Kärntens 1. Artothek ist Anfang Mai online gegangen. Dort können zeitgenössische Bilder oder Skulpturen gegen eine geringe Gebühr ausgeborgt oder gekauft werden. Betreiber der Kärntner Artothek ist der Verein Kultur.Impuls.

Die Idee, Kunst zu verleihen und die Werke von Künstlern zu präsentieren, die keine Möglichkeit haben, diese auszustellen, ist schon sehr alt. „In Kärnten gibt es keine Artothek und so haben wir uns entschieden, eine online einzurichten“, erklärt Obfrau des Vereins Kultur Impuls, Margret Joch. Sie kommt aus Leonberg im Bundesland Baden-Württemberg und war dort auch in der Kunstszene tätig. Die Idee zur Artothek brachte sie aus ihrer alten Heimat mit. Dort funktioniere das schon sehr lange.

Auswahl per Knopfdruck

Die Homepage, über die man die Werke reservieren kann, gestaltete Grafiker Wolfgang Daborer. Man kann sowohl über den Computer, als auch über das Handy die Bilder ansehen und auswählen: „Auf der Internetseite befindet sich eine Übersicht aller Werke. Wenn man ein Werk anklickt erhält man Informationen über das Bild, den Künstler und die Kosten.“

Es stehen mehr als hundert Werke von 30 Künstlern zur Auswahl. Techniken wie Acryl- und Ölmalerei, Aquarelle, Holz- und Metallschnitte, Fotografien und Grafiken, aber auch Skulpturen sind vertreten.

Margret Joch und Wolfgang Daborer
Jo Hermann
Margret Joch und Wolfgang Daborer

Mieten oder sofort kaufen – alles ist möglich

Am Anfang jedes Monats können die ausgwählten Werke abgeholt werden. Die Bilder, die im Mai ausgesucht wurden, können am 5. und 6. Juni im Impuls Center in Seeboden in Empfang genommen werden. Margret Joch: „Man kann sie sich für ein ganzes Jahr lang zu einem relativ günstigen, für alle leistbaren Preis ausleihen. Es kommt darauf an, wie groß das Bild und wie bekannt der jeweilige Künstler ist. Die Kosten liegen zwischen 40 und 120 Euro pro Jahr.“

Das ausgeliehene Bild kann, wenn es einem gut gefällt, auch erworben werden, so die Artothekarin: „Die Künstler, die uns ihre Werke kostenlos zur Verfügung stellen, haben die Möglichkeit, ihr Bild zu verkaufen. Man kann es nach einem Jahr kaufen, wenn man sich nicht mehr davon trennen möchte, man kann es aber auch gleich erwerben.“ Beim Kauf entfällt die Leihgebühr, egal wie lange man das Bild bei sich zu Hause hat.

Entleiher übernimmt Verantwortung für „Schützlinge“

Wenn man ein Kunstwerk ausleiht, muss keine zusätzliche Versicherung abgeschlossen werden, sagt Daborer: „Es hat sicher jeder eine Haftpflichtversicherung. Der Entleiher übernimmt die Verantwortung für das Bild in der Zeit, wo er es bei sich hat. Es soll nicht unter Sonneneinstrahlung oder in Raucherwohnungen hängen und muss so gesichert sein, dass es nicht hinunterfällt.“ Er gehe davon aus, dass sich vorwiegend Kunstliebhaber an die Plattform wenden, die wissen, wie man mit Kunstwerken umgehe.

Bekannte Maler und Neuzugänge vertreten

Ihm sei es wichtig, die Kunst zu den Menschen zu bringen, sagt Wolfgang Daborer. Margret Joch wünscht sich, Kunst leistbar zu machen und Künstlern, die keine Möglichkeiten haben, ihre Werke auszustellen, eine Plattform zu geben, um sich darzustellen. Unter den 30 Künstlern, von denen Kunstwerke angeboten werden, sind auch bekanntere Maler wie Roland Grasser, Astrid Pazelt oder Arnold Kreuter dabei.

Margret Joch und Wolfgang  Daborer
Jo Hermann
Kunstwerke können in der Artothek ausgeborgt werden

Margret Joch sagt, dass Katharina Acht, die vor Jahren große Fotografien ausstellte, sei sofort bereit gewesen, ein großes Bild zur Verfügung zu stellen: „Es heißt Meer und darauf sind zwei Ausschnitte vom Meer zu sehen und darüber der Himmel.“ So erscheint das Bild vierteilig. Die beiden Fotos wurden bei unterschiedlichem Wetter gemacht: einmal bei Sonnenschein und einmal mit Wolken. Katharina Acht kommt aus Oberösterreich und zählt zu den jüngeren Künstlerinnen.

Klaus Zlattinger hingegen wurde in Spittal an der Drau geboren. Auch von ihm kann man ein Bild in der Artothek ausleihen, erzählt Grafiker Wolfgang Daborer: „Ich bin sehr stolz, dass wir ihn im Programm haben. Er war ein langjähriger Freund von mir, der viel zu früh gestorben ist. Von ihm sind Fotografiken in der Ausstellung zu sehen.“ Als Ausgangspunkt verwendete er immer Fotografien, die er reduzierte, farbig veränderte und dann als Druck auf Papier brachte.

Auch Artothekare steuern Werke bei

Aber auch vier Werke von ihm selbst, Mischtechniken aus Leinwand, sind in der Artothek zu finden, sagt Daborer: „Es sind abstrakte Farbkompositionen aus Bleistift und Acryl. Ich arbeite sehr schwungvoll mit Kürzeln und Zeichen.“

Auch Margret Joch ist seit vielen Jahren Künstlerin. Sie stellt ebenfalls vier Bilder in der Artothek aus: „Ich gehe in die gleiche Richtung wie Wolfgang Daborer – Abstrakt-Acryl-Mischtechnik. Zum Teil frei und zum Teil auch nach einem Thema gemalt.“ Ein Bild sei Teil einer Ausstellung gewesen. In der Artothek trägt es keinen Titel.

Mit Einnahmen werden Vereinsaktivitäten finanziert

Die Einnahmen werden für Werbung und verschiedene Veranstaltungen des Vereins Kultur Impuls genutzt. Joch: „Beim Poetry Slam brauchen wir für die Künstler, die auftreten, Preise; ebenso für Übernachtungen, wenn Künstler herkommen. Das Geld wird also von uns nicht angespart, sondern fließt in unsere Arbeit.“