Die Statistik zeigt auch, dass Handwerksberufe gefragt sind. Installateure, KFZ Mechaniker oder Tischler, viele Jungunternehmer würden sich wieder dem traditionellen Handwerk zuwenden. Einer von ihnen ist Installateur Benjamin Sauritschnig. Er machte sich im Vorjahr nach dem ersten Lockdown selbständig und bereut das bis heute nicht: „Es läuft viel besser als gedacht. Es wäre super, wenn ich irgendwann einen zweiten Mann an meiner Seite hätte. Das Büro macht mittlerweile meine Frau zuhause weil das schon viel zu viel Arbeit war.“

Die Krise als Chance für Neues
Werbetexterin Manuela Mark aus Maria Rain gründete kurz vor dem ersten Lockdown im Vorjahr ihre Agentur. Der Zeitpunkt sei alles andere als ideal gewesen, weil auch viele ihrer Kunden in Warteposition gingen: „Das härtet ab, man wird flexibler. Es zeigt neue Möglichkeiten auf, wie man arbeiten kann. Ich bin auch der Meinung, dass ich durch das viele digitale Arbeiten in der Lage bin, viel mehr zu schaffen. Ich habe ein viel höheres Arbeitspensum dadurch, dass viele persönliche Treffen, Meetings und Veranstaltungen wegfallen.“

Unternehmensgründer im Schnitt 40 Jahre alt
Im Schnitt sind Jungunternehmer bei der Gründung knapp 40 Jahre alt, also nicht mehr ganz so jung. Roland Flatschacher, Tätowierer aus Klagenfurt, dachte in der Coronavirus-Krise um und verlegte seine Künste auf Möbelstücke, mit großem Erfolg: „Momentan ist es so, man wartet auf einen Sessel vier bis fünf Monate. Ich habe Kundenanfragen aus Dänemark, der Schweiz, ja aus ganz Europa“ – mehr dazu in Tattoos auf Holz und Leder statt Haut.

Kaum CoV-Förderungen für Jungunternehmer
Die, die im Vorjahr den Schritt in die Selbständigkeit wagten, hätten so gut wie keine CoV-bedingten Bundesförderungen in Anspruch nehmen können, sagte Chtistina Tscharre vom Gründer und Unternehmerservice der Wirtschaftskammer: „Förderungen, das ist ein sehr schwieriges Thema bei Unternehmensgründern gewesen. Weil, die, die gerade gestartet haben, sind mehr oder weniger leer ausgegangen. Wir haben natürlich auch auf Bundesebene versucht, das immer wieder vorzubringen. Es hat aber schon Förderungen auf Landesebene gegeben, Investitionsförderungen usw, wo man in die Töpfe hat greifen können.“

Laut Statistik würden nach den ersten drei Jahren 20 Prozent der Einzelunternehmer wieder kapitulieren. Dass die Coronavirus-Krise diese Zahl nach oben heben könnte, glaubt Tscharre nicht.
Mut zur Selbstständigkeit
Trotz schwieriger Zeiten während der Corona-Krise zeigen viele Jungunternehmer Mut und haben gerade jetzt den Sprung in die Selbständigkeit gewagt.
2020 fast gleich viele Gründungen wie 2019
Immerhin habe es im Vorjahr auch nur geringfügig weniger Unternehmens- Neugründungen gegeben als noch im Jahr vor der CoV-Krise, so Tscharre: „2020 haben wir rund 2.400 Unternehmensgründungen gehabt. Das sind im Vergleich zu 2019 nur 0,1 Prozent weniger Neugründungen. Also der Boom des Gründens war trotz der Krise da. Voriges Jahr war ja drei Monate lang kompletter Stillstand, das war natürlich eine große Herausforderung. Von einem Tag auf den anderen waren keine Anfragen mehr. Aber dann haben wir schön langsam gemerkt, es geht wieder bergauf, die Leute haben sich wieder gefasst und viele haben Geschäftsideen schon in ihrer Schublade gehabt und haben dann die Zeit genutzt, die möglicherweise durch Kurzarbeit entstanden ist, um die Geschäftsidee weiter zu entwickeln.“
Meisten Neugründungen in Klagenfurt und Spittal
Die meisten Unternehmen wurden im Vorjahr in Klagenfurt und Spittal, die wenigsten in Hermagor gegründet. Auch heuer werde es wieder zusätzlich ein Programm für innovative Jungunternehmer geben, die ihre Geschäftsmodelle vor einer Jury präsentieren, und dann von erfahrenen Unternehmern ein ganzes Jahr lang begleitet werden.