Blumenwiese
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„Erlebnis Natur“

Blühende Insektenwiesen für Köttmannsdorf

Die Gemeinde Köttmannsdorf widmet das ganze Jahr dem Artenschutz. Verschiedene Aktionen sollen darauf aufmerksam machen. So wurde in der Gemeinde eine neue Hecke gepflanzt, im Mittelpunkt steht jedoch das Anlegen vieler bunter Blumenwiesen.

Möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sollen dazu motiviert werden, einerseits bestehende Wiesen zu erhalten und andererseits neue Flächen anzulegen. Den Impuls zum Projekt „Artenvielfalt in Köttmannsdorf – wir tun etwas“ gab Thomas Prosekar. Er ist Obmann des Bienenzuchvereins in Köttmannsdorf und ehemaliger Nebenerwerbsbauer: „Das Fass zum Überlaufen gebracht hat ein Fernsehbericht, da ging es ums Arten- und Bienensterben, und da muss man was tun.“

Wiese in Köttmannsdorf
Irmgard Ceesay/ORF
Wiese in Köttmannsdorf

Es gibt immer weniger natürliche Wiesen

Außerdem sei die gegenwärtige Lage auf Kärntens Wiesen ebenfalls alarmierend, da sie sich bereits auf die Bienen auswirkt, so Prosekar: „Durch das viele Mähen der Wiesen gibt es weniger Artenvielfalt auf der Wiese. Das wiederum bewirkt wieder weniger Nektar für die Insekten, weniger Nektar für die Bienen. Wir haben weniger Blütenhonig wie früher einmal und auch das Angebot im Frühjahr ist massiv gesunken. Wir müssen bereits im Frühjahr bei den Bienen einfüttern, was früher kaum der Fall war.“

Blumenwiesen werden jetzt angelegt

Um den Insekten einen passenden Lebensraum bieten zu können, werden heuer in Köttmannsdorf entsprechende Blumenwiesen angelegt, sagte Ökologin Susanne Aigner: „In dem Projekt machen wir das so, dass Wiesen komplett neu angelegt werden. Wir machen Wiesestreifen, ein bis zwei Meter breit mal 1.000 Quadratmeter, manchmal sind es nur 500 Quadratmeter. Die Größten sind 2.00 bis 3.000 Quadratmeter groß. Sie werden komplett neu eingesät.“

Auch Futterwiesen benötigt

Dass die artenreichen, natürlichen Wiesen den stark genutzten Flächen gewichen sind, hat mehrere Gründe, so Aigner: „Ich sehe das ein wenig ambivalent, weil das Grünland die Futterbasis für die Rinder ist und der Bauer gutes Grünland braucht, um seine Tiere zu ernähren. Wenn er das nicht hat, muss er Kraftfutter geben und das kommt oft aus Südamerika, wie wir wissen. Das wollen wir auch nicht. Also brauchen wir auch die intensiven Wiesen.“

Wünschenswert wäre es jedoch, dass die Landwirte die Grünflächen abgestuft nutzen, so Aigner: „Das heißt, in den ebenen Bereichen, wo der Boden tiefgründig und nährstoffreich ist, hat er die Futterwiesen. Aber er kann, wenn er was für den Naturschutz tun will, einen Randstreifen lassen.“

Blumenwiesen haben auch Vorteile für Landwirtschaft

Diese Blumenwiesen haben auch einen Vorteil für den Bauern. Sie können nämlich länger genutzt werden: „Wenn das Wetter schlecht ist und er kann nicht gleich mähen, dann macht das der Wiese nichts aus, die Futterqualität bleibt trotzdem sehr lange stabil und gut. Hingegen wenn er diese intensiven Wiesen spät mäht, wo nur mehr Hahnenfuß und Gräser dominieren, sinkt die Futterqualität.“

Spezielles Saatgut wird verwendet

Beim Anlegen der Blumenwiesen wird nicht irgendein Saatgut verwendet, sondern ein ganz spezielles, so Aigner: „Die Wiesenmischung entspricht der natürlichen Zusammensetzung unserer Talwiesen, das ist die artenreiche Glatthaferwiese sprich wir haben den Wiesensalbei, die Wiesenglockenblumen, Wiesenflockenblumen, die Kuckucks-Lichtnelke drinnen, es sind ganz viele bunte Blütenpflanzen drinnen, die Margerite natürlich auch.“

Gänseblümchen groß
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Sehr wichtig sind auch die natürlichen Gräser, die sich ebenfalls in dieser regionalen Saatgutmischung befinden. Die Gräser geben der Wiese erst die Stabilität: „Damit es dann auch gleich nach dem Ansäen blüht sind auch einjährige Ackerblumen drinnen, es ist ein bisschen Klatschmohn und Kornblume drinnen, einfach auch was fürs Auge damit man auch eine Freude hat und gleich sieht, dass da was blüht. Aber sie braucht ein paar Jahre bis die Wiese die volle Schönheit entwickelt. Also es ist nicht so wie bei diesen Bienenblumenmischung, die man so zum kaufen kriegt und die man dann aussät, dann ist das ein Blütenmeer. Sondern es wird eine artenreiche, heimische Wiese.“

Blumenwiese darf nicht gedüngt werden

Bereits letzten Herbst legte Botaniker Helmut Zwander die Sablitzer Wiese in Wurdach, die vor etwa zehn Jahren noch intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde, mit der regionalen Samenmischung neu an. Man sehe hier schon die ersten Blumen aufkeimen, so Zwander. Um erfolgreich zu sein, darf die Blumenwiese nicht gedüngt werden und sie soll erst nach der Blüte, also nach dem Aussamen, gemäht werden, im Gegensatz zum Grünland, das für die Tierfütterung vorgesehen ist.

Wiese
Irmgard Ceesay/ORF
Sablitzer Wiese

Ausbildungskurse werden angeboten

Beim Projekt „Artenvielfalt in Köttmannsdorf“ werden nicht nur in der Gemeinde Blumenwiesen angelegt, sondern auch Ausbildungen angeboten. Zum Beispiel werden Biologen eingeladen, um die Menschen besser zu informieren. Geplant ist auch ein Sensenmähkurs: „Damit man lernt, wie man mit der normalen Schwingsense umgeht, weil sie die Insekten schont. Gerade für kleine Flächen hat jeder eine Freude, wenn er das kann, was auch sehr nostalgisch ist. Es ist nicht schwer, es zu lernen.“ Außerdem soll heuer noch die artenreichste bestehende Wiese in Köttmanndorf gekürt werden.