Beide Wasserschlangen sind ungefährlich, sagte Helga Happ vom Reptilienzoo in Klagenfurt: „Sie sind nicht giftig und beißen eigentlich nie.“ Aber sie wehren sich mit ihrer Stinkdrüse, sagte Happ. Wenn man einer Ringelnatter zu nahe kommt, dann sprüht sie ein stinkende Flüssigkeit entgegen, die leicht brennen kann, aber harmlos und leicht abwaschbar ist.
Flüssigkeit brennt in Augen
Sie habe viele Einsätze und wenn sie gerufen werde, fange sie Ringelnattern in der Speisekammer oder im Keller, sagte Happ: „Da werde ich oft angesprüht. Und wenn man sich mit der angesprühten Hand ins Gesicht oder in die Augen fasst, spürt man ein leichtes Brennen.“ Der Gestank treibt einem die Tränen in die Augen, sagte Happ. „Das ist so intensiv und grauenhaft, dass man das nie mehr vergisst.“
Giftige Wasserschlangen gibt es nur im Meer und da nur in tropischen Regionen. An der Adria, einer beliebten Urlaubsregion für Kärntner, gibt es keine Giftschlangen.
Ringelnatter schwimmt, Würfelnatter taucht
Die beiden Wasserschlangenarten kann man leicht unterscheiden, sagte Reptilienexpertin Happ. „Die Ringelnatter hat ganz auffallende, helle Flecken rechts und links am Kopf, die schwarz eingeringelt sind, daher auch der Name Ringelnatter. Hingegen hat die Würfelnatter auf ihrem Körper ein Würfelmuster.“
Sendungshinweis:
Radio Kärnten am Nachmittag, 17.5.2021
Beide können natürlich exzellent gut schwimmen, an den eleganten Bewegungen erkennt man sofort, dass das Wasser der Lebensraum dieser Tiere ist. Die Ringelnatter hält den Kopf beim Schwimmen über der Wasseroberfläche, die Würfelnatter ist eher eine Taucherin, sagte Happ.
Ringelnatter ist größer
Auch in der Größe unterscheiden sich die Nattern. Die Würfelnatter erreicht eine Länge bis zu einem Meter, die Ringelnatter kann bis zu eineinhalb Meter lang werden.
Als Merksatz gilt, sagte Happ, dass heimische giftige Schlangen eher klein sind, nämlich 75 bis 80 Zentimeter: „Die ungiftigen Nattern hingegen werden größer.“ Wenn sie zu einem Einsatz gerufen wird, ist oft von einer Riesenschlange im Garten die Rede. „Da muss ich immer lachen und kann sagen, dass das eine harmlose Ringelnatter ist.“
Größte Population an Würfelnattern ist in Kärnten
Die Ringelnatter ist die häufigste Schlange Kärntens. Die Würfelnatter hingegen ist die seltenste Natternart überhaupt in Österreich. In ganz Mitteleuropa werden Schutzprogramme gemacht, weil die Würfelnatter vom Aussterben bedroht ist. „In Kärnten haben wir das Glück, dass wir die größte Population von ganz Österreich an Würfelnattern haben.“ Das liege wohl an den vielen Gewässern in Kärnten, sagte Happ, „und auch daran, dass wir viele freie Stellen haben, die noch nicht verbaut sind und wo diese Schlangen leben können“.
Bei der Jagd lässt sich die Würfelnatter wie ein Ast im Wasser treiben, damit sich die Fische nicht bedroht fühlen. Dann beißt sie blitzschnell zu und packt den Fisch. Wenn es ein kleiner Fisch ist, verschlingt sie ihn gleich unter Wasser, größere zerrt sie an Land. Da sie selbst keine Körperwärme erzeugen kann, legt sich die Würfelnatter gerne zum Verdauen in die Sonne. Wer Glück hat, kann solch eine Jagd etwa bei den Bootshäusern bei Maria Loretto beobachten, sagte Happ.
Lieblingsnahrung sind Kaulquappen
Die Ringelnatter hingegen kann man beim Wandern in der Nähe eines Gewässers entdecken. Sie geht hier auf Laubfrösche oder sogar auf Erdkröten. „Der Ringelnatter macht das Gift der Erdkröte nichts aus, daher ist sie eines der wenigen Tiere, die auch Erdkröten fressen. Die absolute Lieblingsspeise der jungen Wasserschlangen sind die Kaulquappen, die passen von der Größe, sind schön rutschig und leicht zu schlucken.“
Der Lebenszyklus beider Wasserschlangen ist gleich. Nach dem Schlüpfen aus dem Ei ist die junge Schlange auf sich selbst gestellt, erzählt Happ: „Es gibt keine Brutpflege oder Mutterliebe. Die jungen Wasserschlangen sind etwa 20 Zentimeter lang, etwa wie ein Regenwurm und haben unzählige Feinde, Fische oder Vögel. Damit einige Jungtiere überleben, legen die Wasserschlangen auch bis zu 30 Eier.“
Winterstarre endet im März oder April
Jeden Winter verfallen die beiden Arten in eine Winterstarre. Je nach Wetterlage kommen die Ringelnattern im März oder April aus ihrer Starre und es beginnt gleich die Paarungszeit. „Es gibt wenig Winterquartiere“, sagte Happ, „daher überwintern immer mehrere Schlangen an einem Platz. So haben die Weibchen auch die Auswahl und können sich das schönste und stärkste Männchen als Partner aussuchen.“
Nach sechs bis acht Wochen werden die Eier abgelegt. Die Ringelnatter legt die Eier beispielsweise in einen Komposthaufen, weil dort die Feuchtigkeit und Temperatur passen. Die Eier werden vom Komposthaufen oder dem warmen Sand ausgebrütet. Wieder sechs bis acht Wochen später schlüpfen de jungen Schlangen.