Chronik

Gedenken an medizinische NS-Opfer

Ausgelöst durch die nicht erfolgte Umbenennung der Klagenfurter Franz-Palla-Gasse soll der Erinnerungsbeirat nun ein Konzept des Gedenkens für medizinsche NS-Opfer erarbeiten. Franz Palla führte Sterilisationen in der NS-Zeit an kranken und behinderten Menschen durch.

In letzter Zeit flammte die Diskussion über belastete Straßennamen in Klagenfurt voll auf. Ganz oben auf der Liste stehen die Franz-Palla-Gasse und die Viktor-Hiess-Gasse. Die Chirurgen hatten im Zweiten Weltkrieg Sterilisationen im Klagenfurter Krankenhaus an psychisch und körperlich kranken Menschen vorgenommen.

„Waren eindeutig Täter“

Die beiden Ärzte hätten sich bei Sterilisationen vorgedrängt, die von den Nationalsozialisten ab 1940 angeordnet worden seien, betonte der Vorsitzende des Erinnerungsbeirates in Klagenfurt, Peter Gstettner. Die beiden hätten nicht unter Zwang der Nazis gehandelt sondern auf ihre Karrieren geachtet.

Gstettner übt auch scharfe Kritik an einer im Jahr 2007 eingesetzte Historikerkommission, die die beiden Mediziner Franz Palla und Viktor Hieß reingewaschen habe. Die Kommission habe sich nicht mit der Geschichte beschäftigt. Die beiden und rund 40 andere Straßennamengeber seien eindeutig Täter gewesen.

1.500 Menschen in Psychiatrie ermordet

Gstettner spricht sich mittelfristig für eine Entfernung der belasteten Straßennamen in Klagenfurt aus. Er sagte, er möchte nicht, dass der Beirat in Zusammenhang mit der Historikerkommission genannt werde. Keiner der Täter habe ein Schuldbewusstsein gehabt und gesagt, es tue ihm Leid.

Die Stadt will vorerst Zusatztafeln in den Gassen anbringen. Was da drauf stehen solle und auch im Internet verlautbart werde, müsse breit diskutiert werden, so Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten): „Es gibt verschiedene Zugänge, da muss man einen Vorschlag machen, wie die Stadt damit umgehen soll. Jetzt gibt es die Frage des Inhaltes, der Texte, wie man es abwickelt, dass es für viele sichtbar ist.“

Primar für Opfertafeln

Im zweiten Weltkrieg mussten bis zu 1.500 Menschen sterben, die von der damaligen psychiatrischen Anstalt des Klagenfurter Landeskrankenhauses nach Linz gebracht und ermordet wurden. Der jetzige Primarius der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum, Herwig Oberlerchner, bekräftigt, dass beide Gassen umbenannt werden müssen. Die Zusatztafeln müssten an die Opfer der beiden NS Ärzte erinnern.

„Was ich nicht gerne hätte, wäre, wenn auf den Zusatztafeln die guten Taten mit den schlechten Taten des Herrn Palla verglichen werden. Er war ein guter Chirurg, aber auf der anderen Seite endverantwortlich. Im Mittelpunkt der Zusatztafeln sollen die bedauernswerten Opfer stehen.“ Auch Bürgermeister Scheider kann sich solche Opfertafeln vorstellen. Wann es eine Entscheidung gibt, bleibt vorerst offen.