Hühnermastbetrieb Glanegg mit Maschendrahtzaun
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UMWELT

Salmonellen: 27.000 Hühner gekeult

Wegen Salmonellenverdachts sind in einer Masthühner-Zucht im Glantal 27.000 schlachtreife Tiere gekeult worden. Sie dürften entsorgt worden sein. Die Tierkörperverwertung bestätigt einen Auftrag. Doch weder der betreuende Tierarzt noch die Amtstierärztin wollen dazu Stellung nehmen.

Der Stall, in dem die 27.000 Masthühner gehalten wurden, war Freitagnachmittag bereits leer. Der Besitzer will sich nicht äußern und verweist an die QGV, die österreichische Qualitätsgeflügelvereinigung. Der Verein kümmert sich um die Tiergesundheit. Aus Datenschutzgründen ist man aber zurückhaltend. Den Tierarzt, der den Glantaler Betrieb betreut, könne man nicht nennen, heißt es auf Anfrage.

Hühnermastbetrieb Glanegg
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Labor meldete Salmonellenverdacht an Behörde

Ein bißchen auskunftsfreudiger ist man in der Bezirkshauptmannschaft Feldkirchen. Der Salmonellenverdacht wurde Donnerstagnachmittag vom zuständigen Labor gemeldet. Der stellvertretende Bezirkshauptmann von Feldkirchen, Robert Derhaschnig, sagte: „Im Stall wurde bei der routinemäßigen Untersuchung, die vor der Schlachtung durchzuführen ist, eine Salmonellenverunreinigung im Stall festgestellt. Es ist in der Folge Aufgabe des Tierhalters, die Tiere einer ordnungsgemäßen Schlachtung zuzuführen – was sowieso geschehen wäre, weil diese am Ende ihres Produktionszyklus stehen.“

Ortende Glanegg mit Ortstafel vor grünem Feld
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Bei positiver „Stiefelprobe“ folgt Tötung ganzer Herde

Ob Masthühner mit Salmonellen verseucht sind, wird mit der sogenannten „Stiefelprobe“ untersucht. Dabei werden Kotreste eingesammelt und analysiert. Bestätigt sich der Verdacht, muss die ganze Herde, in diesem Fall alle Tiere in einem Stall, getötet werden.

Bei der Kärntner Tierkörperverwertung bestätigt man am Freitag, einen Auftrag erhalten zu haben. Keine Auskunft gab es von der zuständigen Amtstierärztin – dabei ist ein Fall in dieser Größenordnung nicht alltäglich. Der stellvertretende Bezirkshauptmann Robert Derhaschnig sagte: „Also, nachdem wir im Bezirk Feldkirchen keine großen Mastbetriebe haben, ist mir ein ähnlicher Fall nicht erinnerlich – zumindest im Rahmen meiner Tätigkeit seit dem Jahr 2000.“ Dabei ist Kärnten neben der Steiermark und Oberösterreich das Bundesland, mit besonders vielen Geflügelzüchtern.

Fünf Kärntner Mastbetriebe mit bis zu 100.000 Hühnern

Insgesamt gibt es in Kärnten 166 Geflügelmast-Betriebe. In 70 davon leben 10.000 bis 30.000 Hühner. Wiederum 90 sind Biobetriebe und dürfen damit höchstens 19.600 Hühner halten. Dann wären da auch noch die Großbetriebe – davon findet man in Kärnten fünf: 80.000 bis 100.000 Hühner werden dort gemästet. In einem weiteren Betrieb sind es sogar mehr als 100.000 Tiere.

Gespräch mit Tierarzt Valentin Maierhofer

Valentin Maierhofer, Amtstierarzt von Wolfsberg, spricht im Studio über Geflügelmastbetriebe in Kärnten.

„Kärnten Heute“-Studiogespräch mit Amtstierarzt

Der Amtstierarzt von Wolfsberg, Valentin Maierhofer, wurde zum Thema Geflügelmast im „Kärnten Heute“-Studio von Moderatorin Sonja Kleindienst interviewt.

Sonja Kleindienst: Da ist viel los in Kärnten, das klingt ja nach einer Großproduktion, nach Fabrik?

Valentin Maierhofer: „Ich würde das nicht so sehen, weil Österreich im internationalen Vergleich hier keine große Rolle spielt. Es ist ein Wirtschaftszweig, der sehr wohl sehr intensiv betrieben wird, aber die Betriebe im Vergleich zur europäischen Union kleinstrukturiert sind.“ Zum Vergleich: In der EU – etwa in Deutschland – gebe es Hühnermastbetriebe mit 1,2 Millionen Tieren, so Maierhofer.

Kleindienst: Bei dieser Vielzahl an Hühnern sind Infektionskrankheiten keine Seltenheit, bzw. vorprogrammiert?

Maierhofer: „Infektionskrankheiten sind immer, wenn ich Tiere in einem Stall halte, möglich und auch vorprogrammiert. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit höher, wenn ich mehr Tiere in einem Stall halte, als wenn ich nur ein paar wenige Hühner in einem Stall im Freiland halte.“

Kleindienst: Teilweise kommen die Küken, die gemästet werden, aus dem Ausland – was ist denn da Wahres dran?

Maierhofer: „Also, das kann ich nicht bestätigen. Ich zum Beispiel bin Amtstierarzt im Bezirk Wolfsberg, das ist der geflügeldichteste Bezirk in Kärnten. Wir haben keine Küken in der Mastproduktion jemals aus dem Ausland bekommen.“

Kleindienst: Lassen sie uns noch über die Mast an sich sprechen – die Hühner müssen ja nach etwa fünf Wochen geschlachtet werden, was wenn das nicht passiert?

Maierhofer: „Wir haben ganz strenge Vorgaben. Das Gewicht pro Quadratmeter ist gesetzlich limitiert. In der konventionellen Mast dürfen wir maximal 30 Kilogramm am Quadratmeter halten. Je älter die Tiere werden, umso schwerer werden sie. Man hat auch das Problem, dass man die 30 Kilogramm überschreiten kann oder die Tiere zu schwer werden und ihr eigenes Gewicht nicht mehr halten können.“

Kleindienst: „Da kann man aber nicht mehr von glücklichen Hühnern sprechen, oder?“

Maierhofer: „Nein, das kann man nicht. Deswegen ist es in der Regel ja auch so organisiert, das große Betriebe schon davor eine Teilschlachtung haben, und dann eine Endschlachtung haben – die Tiere also nicht gleichzeitig geschlachtet werden.“

30 Kilogramm pro Quadratmeter entsprechen laut dem Amtstierarzt etwa 15 Hühnern, die maximal pro Quadratmeter gehalten werden dürfen.

Kleindienst: Wie kann man als Konsument dem ganzen entgegenwirken, das bessere Bedingungen für die Tiere herrschen?

Maierhofer: „Ich glaube, dass man in Österreich ganz gut aufgestellt ist. Ich war heute selbst überrascht, dass wir in Österreich schon fast mehr Biobetriebe als konventionelle Betriebe haben. Ich denke, der Konsument ist mündig genug zu entscheiden, zu welchen Produkten er greift. Wichtig ist, dass wir in Österreich sowohl im Bio- wie auch im konventionellen Bereich ein ganz engmaschiges Kontrollnetz in der Tierproduktion haben und damit sicherstellen, dass wir nur sichere Lebensmittel auf den Markt bringen können.“