Europäischer Luchs
H.Kretschmer/4nature
H.Kretschmer/4nature
Tiere

Keine stabile Luchspopulation in Kärnten

Fünf rumänische und slowakische Luchse sind unweit der Grenze zu Kärnten, im Triglav Nationalpark bei Kranjska Gora, freigelassen worden. Das von der EU und dem WWF mit sieben Millionen Euro finanzierte und auf sieben Jahre anberaumte Projekt soll die Population in Europa wieder stärken.

In Kärnten lebten Luchse jahrtausendelang, bevor sie um das Jahr 1900 vom Menschen ausgerottet wurden. Flächenfraß, Lebensraum-Zerschneidung durch Autobahnen und nicht zuletzt die Wilderei machten dem Luchs, der nur 15 Jahre alt wird und maximal drei Jungtiere aufzieht, das Leben schwer.

Trotz Schutzmaßnahmen seit den 1970er Jahren gibt es bis heute keine stabile Population, sagte WWF-Experte Christian Pichler: „Derzeit reden wir von ganz wenigen Luchsen. In Slowenien waren es nur mehr zehn Luchse. In ganz Österreich leben maximal 40 Luchse und das ist einfach zu wenig. Die Luchse finden nicht zueinander oder wenn sie zueinander finden dann sind sie sehr eng miteinander verwandt weil es eben so wenig Luchse gibt und hier braucht es dringend Schutzmaßnahmen.“

Luchs mit Jungtier
Staffan Widstrand/WWF
Ein Luchs zieht maximal drei Jungtiere auf

Wiederansiedlung: Kärnten könnte von Slowenien lernen

Luchse besetzen große Reviere, bis zu 400 Quadratkilometer groß, die sich über Bundesländer und sogar Staaten erstrecken können. Was könnte Kärnten also von Slowenien und seinem aktuellen Schutzprojekt lernen? „In Slowenien ist es einfach gelungen, diesen Konsens zwischen Forstwirtschaft, Jägerschaft, Naturschutz und Politik herzustellen, für den Artenschutz Lösungen zu erarbeiten aber auch akzeptable Lösungen für die Jägerschaft und Forstwirtschaft zu finden. Vielleicht ist es auch damit begründet, dass manche Arten, wie der Bär in Slowenien, nie ausgestorben waren und es deswegen leichter ist, mit diesen Arten zu leben. Das müssen wir uns hier wieder erarbeiten und da ist uns Slowenien sicher voraus.“

Fehlt der Luchs, hat das Auswirkungen auf die Natur

Hierzulande heißt es oft: Raubwild ist nicht willkommen, wie zuletzt im Nationalpark Hohe Tauern. Das betrifft neben dem Luchs auch Bär, Wolf und Goldschakal. Auf der anderen Seite klagen Bauern über hektarweise Schälschäden, weil es zu viel Wild gibt. Und was auch gern vergessen wird: Raubwild übernimmt in der Natur die Funktion der Gesundheitspolizei. Wo es fehlt, nehmen Krankheiten zu: „Der Luchs frisst Füchse und Dachse oder Marder und hat somit wieder Auswirkungen auf die Beutetiere, die zum Beispiel der Fuchs, der Dachs oder der Marder erbeuten. Und fehlen diese wichtigen Funktionen, dann ist unsere Natur krank. Wenn unsere Natur krank ist und derzeit sind schon sehr viele Arten in einem sehr schlechten Zustand, dann hat das natürlich auch Auswirkungen auf uns Menschen“, so WWF-Experte Pichler.

Europäischer Luchs groß
H.Glader/4nature

In Kärnten werden Luchse nur ganz vereinzelt, wie etwa an der Grenze zu Italien, nachgewiesen. Langfristig sind ein bis zwei Luchse aber viel zu wenig, um das Aussterben in der Region zu verhindern. Die fünf in Kranjska Gora ausgesiedelten Luchse sollen, so die Hoffnung des WWF, der kleinen Population einen Schub geben.