Campinggäste sorgen in Kärnten schon bisher für jede vierte Nächtigung. Verboten ist allerdings Camping in freier Natur. Doch die Nachfrage nach Idylle abseits der bekannten Plätze steigt. Initiativen wie „Schau aufs Land“ vermitteln nun gegen eine Gebühr auch Stellplätze auf Bauernhöfen und Direktvermarktern. Es ist eine legale Alternative zum Wildcampen, die Konsumenten und Bauern näher zusammenbringen soll, so die Idee. Der Stellplatz selbst ist kostenlos. 24 Stunden lang darf der Campingbus hier stehen, zur „Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ wie der Gesetzgeber formuliert.
Bauernhöfe bieten Campinggästen Plätze an
Wegen der CoV-Maßnahmen, Aufsperrverbote und Lockdowns der Bundesregierung sind Campingbusse und Wohnmobile sehr gefragt. Wie man Stellplätze abseits des Trubels inmitten der Natur mit regionalen Schmankerln verbinden kann, zeigen nun einige Bauernhöfe in Kärnten.
Nebenerwerbsbauern: Platz für ein, zwei Campingbusse
Der Wein wächst bei Alexandra und Andreas Hren in Sittersdorf. Die Nebenerwerbsbauern vermarkten ihren Biowein direkt ab Hof. In den eigenen Weinbergen ist auch Platz für ein, zwei Campingbusse.
24 Stunden kostenlos stehen bleiben
Familienvater Felix Eder-Neumüller schätzt die Freiheit, die das Wohnmobil bietet: „Man ist absolut mobil und nicht verpflichtet, irgendwo zu bleiben. Man kann weiter fahren, wenn es einem nicht so gut gefällt und bleiben wenn es gefällt.“
24 Stunden lang darf der Campingbus beim Weinbauern unentgeltlich stehen bleiben. Im Gegenzug können die Gäste bei den Direktvermarktern einkaufen, was aber kein Muss ist.
Weinbauer: Nächtigungen ohne Probleme
Die Weinbauern Hren haben mit diesem Modell bereits gute Erfahrungen gemacht. Über das Jahr kommen sicher 20 bis 25 Leute und bleiben 24 Stunden, sagte Andreas Hren: „Das geht ohne Probleme, ohne größeres Tamtam. Wenn man will, gibt es eine kurze Verkostung, man kann etwas kaufen und das war es dann schon wieder. Und am nächsten Tag ist vielleicht schon wieder jemand anderes da.“
Es kommen junge Familien und es reicht bis zu Digitalnomaden, „alle möglichen Leute kommen“, sagte Hren. Der Stellplatz für 24 Stunden bietet also eine legale Alternative zum verbotenen Wildcampen, die in Skandinavien schon länger funktioniert und nun auch in Kärnten ihren Platz findet.
Trend zum individuellen Reisen
Den Trend zum individuellen Reisen spürt auch Vinzenz Eder, der Geschäftsführer von myvanture, einem Unternehmen, das Campingbusse in Klagenfurt und Wolfsberg, aber auch in Graz, Wien und Reutte vermietet: „Es kommen jetzt Kunden, die bisher mit Camping nichts am Hut gehabt haben. Mit so einem Fahrzeug ist man eben frei, flexibel und unabhängig. Eine große Rolle spielt natürlich die Coronavirus-Krise. Aber das Urlaubsverhalten hat sich insgesamt geändert. Die Leute suchen mehr Individualität, Flexibilität und mehr in Richtung Selbstentfaltung, zurück zum Ursprung zur Natur.“
Aber auch die klassische Form des Campings ist wie schon im Vorsommer auch heuer gefragt: Eine rechtzeitige Buchung von Campingplätzen für Juli und August wird in Österreich und an der Adria empfohlen.