Tafel mit Aufschrift Landesrechnungshof Kärnten
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Politik

LRH kritisiert Kärnten Werbung

Der Landesrechnungshof (LRH) hat die Kärntner Tourismuswerbung unter die Lupe genommen und einige Schwachstellen entdeckt. So sei die Belebung der Nebensaisonen nicht gelungen, weil der Großteil der geförderten Events in die Hauptsaisonen falle. Bei den Nächtigungszahlen liege Kärnten an vorletzter Stelle.

Laut dem Bericht, der der Austria Presse Agentur (APA) vorliegt, wurden 15 Prozent der Bruttowertschöpfung Kärntens im Jahr 2015 im Tourismus erzielt. Die Nächtigungszahlen von 2010 bis 2019 gingen zwar um 8,8 Prozent nach oben, im Bundesländervergleich liegt die Kärntner Rate allerdings an vorletzter Stelle. Die Bettenanzahl in Kärnten sank von 2010 bis 2019 um 10,9 Prozent, wobei der Bereich Qualitätsbetten im Vier- und Fünfstern-Segment – ein Schwachpunkt des Kärntner Tourismus – um 2,5 Prozent wuchs. Im Österreich-Schnitt (ohne Kärnten und Wien) gab es ein Betten-Plus von 5,6 Prozent, bei Qualitätsbetten ein Plus von 16 Prozent. 60 Prozent der Kärntner Nächtigungen fallen in die Monate Mai bis August, 75 Prozent der Gäste kommen aus Österreich und Deutschland.

Werbung in China: Hinterfragenswert

Die Belebung der Nebensaisonen ist ein Ziel der Kärnten Werbung, heißt es in dem Bericht. Die meisten von der Kärnten Werbung gesponserten Events fallen allerdings auf die Hauptsaisonen, kritisieren die Rechnungshofprüfer, eine Saisonverlängerung werde so nicht erreicht.

Für hinterfragenswert halten die Prüfer auch die Werbung in China. Seit 2016 kostete diese durchschnittlich 200.000 Euro jährlich. Durchschnittlich blieb ein Gast aus China 1,15 Nächte in Kärnten. Nur 0,2 Prozent der Nächtigungen in den vergangenen Jahren entfielen auf Chinesen. Stattdessen solle der Kärntner Gast umworben werden, rät der Rechnungshof. „Immerhin kamen zuletzt mehr Kärntner Gäste aus dem eigenen Land als aus Italien“.

LRH: Personalbudget deutlich überschritten

Abgesehen von der Kritik an der Arbeit der Kärnten Werbung griff der Rechnungshof Vergabepraxis und Gehaltssteigerungen der Mitarbeiter auf. Von 2015 bis 2019 stiegen die Gehälter um 16 Prozent, bei zehn Mitarbeitern dabei um durchschnittlich 27 Prozent.

Das genehmigte Personalbudget wurde teilweise deutlich überschritten. Eine variable Prämie für den Geschäftsführer wurde 2016 in einen fixen Gehaltsbestandteil umgewandelt, womit ein Steuerungselement verloren ging.

Beratungen: Vergleichsangebote einholen

Aufträge für Rechts- und Beratungsleistungen – knapp 400.000 Euro von 2015 bis 2019 – gingen meist als Direktvergaben an zwei Kanzleien. Bei anderen Auftragsvergaben ergab sich ein ähnliches Bild. Rechnungshofdirektor Günter Bauer: „Auch wenn man mit bewährten Partnern zusammenarbeitet, sollte man Vergleichsangebote einholen.“

LR Gruber: Baustellen rasch beseitigen

In einer Aussendung sagte der Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) in seiner Funktion als Landesaufsicht, die Prüfung durch den Rechnungshof zeige, „dass es auf organisatorischer Ebene einige Baustellen in der Kärnten Werbung gibt, die es rasch zu beseitigen gilt.“ Die Kärnten Werbung arbeite mit Steuergeld, „einer nicht sparsamen Verwendung dieser Mittel ist umgehend ein Riegel vorzuschieben“, sagte Gruber.

Er habe daher als Landesaufsicht bereits umgehend den Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) angewiesen, einen umfassenden Maßnahmenkatalog zu übermitteln, um den im Zuge der Prüfung geäußerten Kritikpunkten in der Kärnten Werbung zu begegnen. Gruber sprach sich auch für einheitliche Vergaberichtlinien und ein „Nachschärfen“ beim Mitarbeiterhandbuch der Kärnten Werbung aus, „besonders im Hinblick auf Reisen, Spesen und Konsumationen“.

Opposition: Empfehlungen umsetzen

Von der FPÖ hieß es in einer Reaktion, der Bericht des Landesrechnungshofes müsse „ein Startschuss für Neuaufbau der Kärnten Werbung sein“. Es sei alarmierend, dass Kärnten trotz für den Tourismus idealer Bedingungen, in einem Zehn-Jahres-Vergleich schlechter als fast alle anderen Bundesländer abschneidet, sagte Landesparteichef Gernot Darmann. „Die Landesregierung war entweder nicht in der Lage oder nicht willens, ausreichend zu kontrollieren.“

Vom Team Kärnten hieß es in einer Aussendung, die Empfehlungen des Landesrechnungshofes müssten verfolgt und umgesetzt werden. Parteichef Gerhard Köfer sagte, seit Jahren sei schon die mangelnde Belebung der Nebensaison kritisiert worden. Für die Zukunft der Kärnten Werbung wünscht sich Köfer eine Stärkung der Rolle der Unternehmer. „Die Politik muss aus der Kärnten Werbung raus und die unternehmerische Verantwortung maßgeblich ausgebaut werden.“