Spielplatz Hermagor abgerissen
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Chronik

Letzter Spielplatz in Hermagor abgerissen

In Zeiten wie diesen ist Abwechslung gefragt, vor allem mit Kindern. Hinaus an die frische Luft lautet die Devise, hinaus auf den Spielplatz. Doch spätestens da stoßen die Eltern in der Bezirksstadt Hermagor an ihre Grenzen, denn seit ein paar Tagen gibt es keinen Spielplatz mehr.

In Hermagor wurde der einzige Spielplatz der Stadt im Friedenspark abgerissen, weil die Kirche den Grund an Private verkaufte. Als Sündenbock möchte die Kirche jetzt jedenfalls nicht dastehen, sagte Pfarrer Günther Dörflinger in Hermagor, denn auch die Gemeinde hätte den Grund ja kaufen können, doch dem Bürgermeister sei der Preis für die knapp 1200 Quadratmeter große Grünfläche im Herzen der Stadt zu teuer gewesen.

Die Kirche verkaufte den Grund um knapp 100 Euro pro Quadratmeter an drei angrenzende Grundeigentümer. Diese ließen schon Bagger anfahren, um Mauern zu errichten.

Baustelle auf Spielplatz Hermagor
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Auf dem ehemaligen Spielplatz stehen bereits erste Mauern

Eltern und Kinder sind enttäuscht

Für die Eltern, die mit ihren Kindern täglich in den Friedenspark kamen, ist das ein schwerer Schlag, sie sprechen von einem Armutszeugnis für eine Bezirksstadt, dass ihnen der einzige Spielplatz genommen wurde. In einer Blitzaktion seien Bäume gefällt worden, jetzt würden schon die Bagger alles umgraben.

Kein Spielplatz in Hermagor

Seit ein paar Tagen gibt es keinen öffentlichen Spielplatz mehr in Hermagor. Der einzige der Stadt, im Friedenspark wurde abgerissen, weil die Kirche den Grund an Private verkauft hat.

Heike Guggenberger, eine der Mütter, die mit ihrer Tochter immer hierher kam, ist enttäuscht über den Verkauf, denn jetzt habe sie in Hermagor keine Möglichkeit mehr, irgendwo hinzugehen. Auch Peter Obernosterer mit Tochter Evelin ist über den Abriss des Spielplatzes verwundert. In Villach zum Beispiel gebe es bei jeder Wohnanlage einen Spielplatz und in Hermagor gibt es keinen mehr, sagte der Vater. Seit ein paar Jahren sagen Politiker, dass ein Spielplatz geplant sei, passiert ist aber noch nichts, sagte Obernosterer.

Pachtvertrag wurde nie bezahlt

Die Kirche ließ im Jahr 2013 einen Pachtvertrag aufsetzen, damit die Gemeinde das Grundstück als Spielplatz nutzen könne, allerdings sei der Pachtvertrag von 700 Euro jährlich, nie vom damaligen Bürgermeister, Siegfried Ronacher (SPÖ) gezahlt worden. Ronacher habe den Pachtvertrag nicht einmal unterschrieben, betonte die Kirche in einer schriftlichen Stellungnahme.

Spielplatz Hermagor abgerissen Baustelle ex Bürgermeister Siegfried Ronacher
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Ex-Bürgermeister Siegfried Ronacher auf der Baustelle des ehemaligen Spielplatzes

Weil eben schon im Jahr 2017 ein Teil des Friedensparks von der Gemeinde umgewidmet wurde, damit ein angrenzender Unternehmer am Rand des Spielplatzes Garagen errichten konnte, sei das Grundstück für die Kirche wertlos geworden. Nachdem es die Gemeinde nicht kaufen wollte, habe man es an die dort angrenzenden Privaten verkauft.

Stadt wollte Grund nicht kaufen

Aus der Sicht des damaligen Bürgermeisters klingt das anders. Er sei im Gemeinderat überstimmt worden, als es um den Kauf des Grundstücks ging. Er wollte, dass die Gemeinde dieses Grundstück kaufe, sei aber von der ÖVP und der FPÖ im Gemeinderat überstimmt worden, sagte Ronacher. Der neue Bürgermeister Leopold Astner (ÖVP) zeigte sich von diesen Anschuldigungen irritiert, er könne sich das nur als eine Retourkutsche von der Wahl vorstellen.

Bürgermeister Leopold Astner
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Bürgermeister Leopold Astner will sich um einen neuen Spielplatz bemühen

Astner sicherte den Eltern in Hermagor zu, eine neue Fläche für einen Spielplatz finden zu wollen, notfalls auch, einen abgelegenen 30 Jahre alten Spielplatz im Gösseringgraben zu modernisieren.