Wissenschaft

Seltene Botanikbücher in Onlineausstellung

In einer Onlineausstellung der Universitätsbibliothek Klagenfurt sind derzeit zwei „Handbücher für reisende Liebhaber“ zu sehen. Es handelt sich um Botanikbücher, die einen Einblick in die Forschung der Zeit um 1800 bieten.

Christa Herzog, die Leiterin der Hauptabteilung Sondersammlungen, sagte, es gehe um zwei kleine, äußerlich unscheinbare Bücher mit ganz besonders schönem Inhalt. Sigismund Hohenwart sei ein Krainischer Adeliger und hoher Würdenträger der Kirche in der Zeit von Bischof Salm gewesen. Salm wurde durch die Glockner-Besteigungen bekannt.

Mitreißende Beschreibungen

Gemeinsam mit dem um 20 Jahre jüngeren Josef Rainer, der auch im Dienste der Kirche stand, habe Hohenwart botanische Fahren in Kärnten unternommen, so Herzog. Hohenwart habe mitreißende Reisebeschreibungen darüber geschrieben und auch viel gezeichnet. Dann seien Kupferstiche angefertigt worden, die sich in den Büchern finden. Vor der Aufklärung habe in Kärnten Wissenschaft noch nicht stattgefunden. Man habe erste Listen von Pflanzen und Vegetation gemacht – dadurch sei bei den bürgerlichen Kreisen das Interesse an der Natur geweckt worden, so Herzog.

Frühe Naturforscher

Sigismund von Hohenwart (1745–1825) gehört mit Franz Xaver Wulfen (1728–1805) zu den frühen Naturforschern Kärntens. Mit Pflanzenbeschreibungen und leidenschaftlichen Berichten über seine Bergbesteigungen machte der Theologe das Naturerleben populär und rückte die „wilde Natur“, terra incognita, in den Fokus des bürgerlich-aufgeklärten Interesses. Die 22. Ausstellung der Reihe „Kostbarkeiten aus der Bibliothek“ widmet sich seinen berühmten Botanikbüchern von 1792 und 1812.

Botanikbuch der Universitätsbücherei
aau.at/bem
Eines der beiden Bücher mit einer Wulfenia-Abbildung

Seltene Pflanzen- und Insektenfunde

Beide Bände erschienen in Klagenfurt und tragen den Langtitel „Botanische Reisen nach einigen Oberkärntnerischen und benachbarten Alpen…nebst einer ausführlichen Alpenflora und entomologischen Beiträgen als ein Handbuch für reisende Liebhaber“. Ihre ausklappbaren, fein gestochenen und kolorierten Kupfertafeln zeigen seltene Pflanzen- und Insektenfunde.

Band eins enthält Aufzeichnungen der gemeinsamen Bergbesteigungen im Glockner-Gebiet im Jahr 1791 von drei Kirchenmännern – dem Generalvikar Sigismund Hohenwart, dem Archivar und Hofkaplan Joseph Reiner sowie Franz Xaver Wulfen, Jesuit und Lehrer an den Gymnasien in Laibach und Klagenfurt. Reiner und Hohenwart brachten ein Jahr später den ersten Bericht über diese „botanischen Reisen“ heraus. Drei weitere Bände sollten folgen.

Reisen auf die Pasterze

Der zweite Band erschien 1812. Er enthält neben Hohenwarts Berichten über Reisen ins Plöcken-Gebiet und auf die Pasterze Texte eines weiteren begeisterten Naturforschers: Lorenz Chrysant Vest (1776–1740), Augenarzt und Lehrer für Medizin am Lyzeum, bestieg und erforschte mit Hohenwart und anderen die Vertatscha, die Baba, die Krebenzen und die „Syrbitz“ (Zirbitz).

Hohenwart hatte theologische Ausbildung

Sigismund Hohenwart hatte eine fundierte theologische Ausbildung und bekleidete nacheinander zahlreiche Kirchenämter in Klagenfurt unter Fürstbischof Salm, doch sein Hauptinteresse galt den naturwissenschaftlichen Studien in Kärnten und den angrenzenden Ländern, die er in der Praxis wie im internationalen wissenschaftlichen Austausch betrieb. Er war u. a. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Seine Begeisterung für die Naturwissenschaften weckte Franz Xaver Wulfen, der damals noch am Laibacher Gymnasium unterrichtete.

Hohenwart schätze Wulfen außerordentlich. Für ihn war er „mehr mein Vater als Freund…mein Lehrer, mein Wegweiser und Rathgeber“. Von ihm erbte er auch die botanische Sammlung. 1809 nahm Hohenwart die Ernennung zum Bischof von Linz an und verließ mit Bedauern Kärnten. Zur Herausgabe eines dritten und vierten Bandes kam es nicht mehr.