Vier Projekte werden von der Kärntner Kulturstiftung unterstützt. Wie angestrebt, reicht die Bandbreite vom Kärntner Schriftstellerinnen und Schriftstellerverband, der Ingeborg-Bachmann-Kuppel von Armin Guerino über das Theaterprojekt des klagenfurter ensembles bis hin zu einem Projekt des Klanghauses Untergreuth, bei dem Internet und Radio mit eingebunden werden.
„Internationalität Kärntens zeigen“
Alle diese Projekte seien für Monika Kircher, Vorstandsvorsitzende der Kärntner Kulturstiftung, „wahre Highlights“ und keine Förderung von kleinen Kulturprojekten.
Landeshauptmann und Kulturreferent Peter Kaiser (SPÖ) zeigte sich bei der Präsentation stolz und beeindruckt und bezog sich in seinem Statement auf das Motto der Ausschreibung „Umbrüche“: „Lange Zeit wurde Kärnten als sehr nach innen gewandt, teilweise isoliert und nur vermittelt über Künstlerinnen und Künstler im europäischen Kontext wahrgenommen. Das zu durchbrechen, die Interregionalität, die Internationalität Kärntens zu präsentierten und sich der Botschafterinnen und Botschafter der Kultur zu bedienen, ist eines der Ziele, die ich auch als Kulturreferent anstrebe.“
Grenzen sollen überschritten werden
Über die Förderungen entschied ein Kuratorium unter dem Vorsitz von ORF-Kulturchef Martin Traxl, der sich von der Menge der Einreichungen überwältigt zeigte. Auch dem Kuratorium waren neben der Qualität wichtig, dass Grenzen zwischen den verschiedenen Kunstdisziplinen aber auch zwischen Kärnten und dem Alpen-Adria-Raum überschritten werden.
Insgesamt hätte der Finanzbedarf für alle 159 Einreichungen 15 Millionen Euro betragen. Bei der Kärntner Kulturstiftung wurde insgesamt um Förderungen in der Höhe von 7,5 Millionen Euro angesucht. Rund 40 Prozent der eingereichten Projekte hatten einen direkten Bezug zu Kärnten.
Erste Kärntner Kulturstiftung
Initiiert wurde die erste Kärntner Kunst- und Kulturstiftung von Monika Kircher, langjährige Infineon Vorständin, Aufsichtsrätin und ehrenamtliche Funktionärin in der International School Carinthia, Ina Maria Lerchbaumer, Geschäftsführung der Antonina Betriebs- und Verwaltungs-GmbH und nachgelagerter Gesellschaften, Kunst- und Kultur-Lobbyistin sowie von Adolf Rausch, Wirtschaftstreuhänder, Stiftungsexperte und Kärntner Vertreter im Verband gemeinnütziger Stiftungen Österreichs.
Die KKS will nicht nur Kunstwerke allgemein zugänglich machen, sondern auch Künstlerinnen und Künstler bei der Vernetzung und Vermittlung aktiv unterstützen. Dabei sollen innovative, zukunftsorientierte Projekte und Produktionen mit internationaler Ausrichtung im Vordergrund stehen.
Infos zu Projekten
- „Flussaufwärts“ ist ein überregionales Literatur- und Bildungsprojekt des Kärntner SchriftstellerInnen Verbandes KSV, das in Kooperation mit diversen Kunst- und Kulturvereinen aus dem Alpe -Adria-Raum in Form von Lesungen und Literaturveranstaltungen mit pädagogischem Fokus und musikalischer Untermalung realisiert und audiovisuell dokumentiert wird.
Entlang der historisch bedeutenden Flüsse Drau, Gail und Gailitz reflektieren Schriftsteller und Schriftstellerinnen die Erzählung „Wenn die Gail und die Drau zusammenfließen“ von Pežihov Voranc, und wollen damit einen vermittelnden, kreativen und integrativen Ansatz für die Friedensregion Alpe-Adria schaffen. Den Start des im Zeitraum von Mai 2021 bis Mai 2022 ca. zehn Veranstaltungen umfassenden Projekts stellt eine vierstündige Sonderfahrt auf einem Holzfloß dar, das auf der Drau von Lavamünd (Ö) nach Dravograd (SLO) und wieder zurückfahren soll.
- Ingeborg-Bachmann-Kuppel: Es ist eine begeh- und bespielbare Skulptur der Künstler Armin Guerino und Gerhard Fresacher, die jedes Jahr an kulturell virulenten und gesellschaftlich relevanten Orten im Alpe-Adria-Raum platziert wird und gegenwärtige Themen mit allen Formen der zeitgenössischen Kunst bearbeiten soll. Im Zeitraum von April bis September 2021 setzen Gerhard Fresacher und Alina Zeichen den „Geometrischen Heimatroman“ von Gert Jonke zusammen mit Textfragmenten der namensgebenden Ingeborg Bachmann zur Vermessung einer Landschaft um, wobei sich die beiden Werke zu einem literarischen Duett verbinden, das so noch nie stattfand.
Die Kuppel fungiert dabei als Bild- und Sprachreaktor. Sie wird zum Reflektor, der die umliegenden Fassaden mit Foto- und Videomaterial mittels Projektionen, Laser und Scheinwerfer in Szene setzt. Vorgesehen ist in Folge ab April 2022 die Weiterführung an einem durch die künstlerische Leitung ausgewählten Projektort mit den dazugehörenden ProjektpartnerInnen.
- Slowlight – Seeking Darkness: Unter der Leitung von Karin Schorm und Zahra Mani widmet sich Slow Light dem Thema der fehlenden Dunkelheit im Alpen-Adria-Raum. Das vom Klanghaus Untergreith in enger Kooperation mit Radio Agora initiierte Projekt lädt Künstler und Künstlerinnen dazu ein, den Bezug von ubiquitärer Beleuchtung im urbanen und ruralen Raum zu Kunst, Kultur, Ökologie und Natur herzustellen und zu reflektieren.
Stattfinden soll das Projekt zwischen Frühjahr 2021 und 2022 hauptsächlich über das Netzwerk des mehrsprachigen Radiosenders Radio Agora als auch im Internet. Zusätzlich soll das Projekt in Buchform dokumentiert werden. Die geplanten Formate umfassen neben Präsentationen, Podcasts und Webinaren ebenso die begleitende Buchpräsentation, wie auch ein Bildungsprojekt, das in Zusammenarbeit mit dem BRG Villach realisiert wird.
- Wir kamen und sie brauchten uns: Das Theaterprojekt des Klagenfurter Ensembles nach der Idee von Peter Wagner beschäftigt sich spartenübergreifend, zwischen Literatur und Dramaturgie, mit dem Thema der als obsolet empfundenen Heimattradition. Gezeigt werden von Klaus Amann vorgeschlagene, literarische Beiträge der Kärntner AutorInnen Peter Turrini, Josef Winkler, Werner Kofler, Maja Haderlap und Alois Hotschnig, die an den jeweiligen Geburtsorten der Schriftsteller mittels Riesenmarionetten, gestaltet von Manfred Bockelmann, umgesetzt und dargestellt werden.
Ab dem Projektstart im Juni 2021 sollen an den fünf Spielorten jeweils zwei bis drei Vorstellungen abgehalten werden, wobei die Figuren (Marionetten), in Absprache mit der KKS, als Präsentations- und Ausstellungsstücke am jeweiligen Spielort verbleiben können. Die KKS begründet die kulturelle Relevanz des interdisziplinären Projekts mit der Möglichkeit der überregionalen Erweiterung in den Landessprachen der Nachbarländer.