Eine Person betätigt eine Klingel mit der Aufschrift „Schuldnerberatung“
APA/dpa/Angelika Warmuth
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Chronik

Immer mehr Menschen in finanzieller Not

Die Pandemie mit ihren Folgen bringt immer mehr Menschen in eine finanzielle Notlage. Ende März sind etwa Covid-Mietstundungen ausgelaufen. Das trifft jene, die das in Anspruch genommen haben, nun mit doppelter Härte.

Die Caritas ist für viele der letzte Ausweg. Bei den Sozialberatungen verzeichnete die Caritas eine massive Zunahme von knapp 300 Prozent. Aber auch bei den Hilfsleistungen gibt es starke Anstiege. Bei der Wohnungssicherung habe man im Bereich der Mieten Zunahmen von bis zu 47 Prozent, bei Betriebskosten wie Strom und Wärme bis zu 30 Prozent, sagte Christian Eile, Leiter Caritas „Menschen in Not“. Ebenso wichtig seien Hilfen zum Lebensunterhalt, hier gebe es bis zu 70 Prozent Zunahmen.

Anstieg der Privatverschuldung

Immer mehr Menschen geraten in Folge der CoV-Krise in eine finanzielle Notlage. So sind etwa die Mietstundungen mit Ende März ausgelaufen. Sowohl die Schuldnerberatung als auch die Caritas verzeichnen einen Anstieg der Anfragen.

Es kommen auch vermehrt Menschen zur Caritas, die sich vor einem Jahr nicht hätten vorstellen können, einmal Hilfe zu benötigen. Eile sehe immer neue Gesichter der Armut. Dies habe mit der Konjunktur am Arbeitsmarkt und der Kurzarbeit zu tun. Er merke, dass vermehrt Menschen aus dem Bereich Tourismus, Gastronomie und Kleingewerbe zur Caritas finden.

Arbeitslose und Selbstständige am härtesten getroffen

In der Schuldnerberatung finden die Beratungen derzeit nur telefonisch statt. Im ersten Quartal 2021 fanden bereits 817 Beratungen statt, um 100 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das große Problem sei, dass Arbeitslosigkeit bis Dato schon die Hauptursache für Verschuldung war. Hier handle es sich um kurzfristige und langfristige Arbeitslosigkeit, sagte der Geschäftsführer der Schuldnerberatung, Karl Kleindl. Die zweitstärkste Gruppe seien aber bereits die gescheiterten Selbstständigen und diese beiden Gruppen seien auch von der Pandemie am stärksten betroffen, sagte Kleindl.

Rückzahlungen treffen mit voller Härte

Caritas und Schuldnerberatung rechnen mit einer weiteren Zuspitzung der Situation. Denn jetzt werden etwa pandemiebedingte Mietstundungen fällig. In der Wohnrechtsabteilung der Arbeiterkammer rufen seit Anfang April vermehrt Menschen an, die jetzt die Rückzahlungen mit voller Härte treffen. Mit dem Monat April seien, wenn die Mietstundungen angenommen wurden, vier Mieten auf einmal zu zahlen, sagte Michael Tschamer, Wohnrechtsexperte der Arbeiterkammer. Zu den Stundungen kommen auch noch vier Prozent Zinsen hinzu.

Die Arbeiterkammer fordert einen Hilfsfonds von der Politik. Die Schuldnerberatung schlägt vor, das Existenzminimum anzuheben.