Zwei Bauarbeiter
ORF
ORF
Chronik

CoV-Pandemie: Boom für Bauwirtschaft

Die CoV-Pandemie mit Rekordarbeitslosigkeit, Kurzarbeit und Existenzängsten trifft viele Branchen hart, anders läuft es für die Bauwirtschaft. Hier gibt es volle Auftragsbücher und einen Bauboom. Nur die Rohstoffpreise machen sorgen, sie stiegen stark an.

Der Baumotor brummt im wahren Sinn des Wortes. Mit den höheren Temperaturen herrscht auf den Baustellen Hochbetrieb, bestätigte Robert Rauter, der Innungsmeister in der Wirtschaftskammer. „Das ist darauf zurückzuführen, dass die öffentliche Hand dem Bau mit Investitionsprogrammen mit zehn bis 14 Prozent Förderung einen Anstoß gegeben hat. Wir sind voll ausgelastet.“

Haus Abbruch
ORF
Abbruch, Neubau, Sanierung, die Kärntner Baufirmen sind ausgelastet

Freie Baufirmen schwer zu finden

Die vollen Auftragsbücher verdankt man aber auch vielen Privaten, die derzeit ihr Geld bevorzugt in Bauprojekte stecken. Die Aufträge reichen von der Gartenmauer über den Pool bis zum Einfamilienhaus. „Die Privaten investieren, weil sie nicht wissen, wie es nach der Krise mit ihrem Vermögen ausschaut“, sagte Innungsmeister Rauter.

Derzeit ist es schwer, noch Baufirmen für Vorhaben zu finden. Meist wird schon auf den Herbst verwiesen, sagte Nadine Slabe, die sich derzeit ein Haus errichten lässt. „Wir haben viele Firmen angeschrieben, und es hieß dann, sehr gerne, aber erst im Herbst, alle Termine sind ausgebucht. Da hat man dann halt nicht so viele Auswahlmöglichkeiten.“

Bauherrin Nadine Slabe
ORF
Bauherrin Nadine Slabe: Wenig Auswahlmöglichkeiten

Rohstoffpreise stark gestiegen

Die Kehrseite des Baumbooms ist, dass die Rohstoffpreise in den letzten Monaten stark angezogen haben, sagte Rauter: „Die Baustoffpreise explodieren. Beim Eisenpreis, bei der Bewehrung sind es zum Beispiel plus 45 Prozent von Dezember bis März, beim Holz sind es plus 30 Prozent, bei Dämmstoffen plus 25 Prozent. Das ist natürlich auch für unsere Kunden eine Herausforderung.“

Dämmarbeiten Einfamilienhaus
ORF
Auch Dämmstoffe sind deutlich teurer geworden

Manche Materialien sind gar nicht mehr zu bekommen

Baumaterial ist nicht nur viel teurer geworden, bestimmte Produkte sind überhaupt nur noch schwer oder gar nicht zu bekommen. Es ist ein Problem, mit dem auch der Zimmereibetrieb von Josef Wurzer zu kämpfen hat.

Bauboom trotz Corona

Die Corona-Pandemie trifft viele Branchen hart. Nicht aber die Bauwirtschaft, hier gibt es einen regelrechten Bauboom. Den einzigen Wermutstropfen stellen die Rohstoffpreise dar. Denn die sind nahezu explosionsartig gestiegen, was einige Firmen stark unter Druck setzt.

„Es ist das Fertigstellen und auch der Beginn neuer Projekte schwer, weil man der Kundschaft keine Ausführungsgarantien mehr geben kann. Ich sollte zum Beispiel im Juni ein Einfamilienhaus mit Holzriegelwänden bauen. Da sagt mir jetzt der Lieferant, dass erstens das Material teurer geworden ist und vor Ende August gar nicht damit zu rechnen ist, dass man zu einem Material kommt.“

Kellerbau
ORF
Baumaterial für den Neubau ist deutlich teurer geworden

Bald keine Fixpreise mehr

Ob die hohen Preise die Lust am Bauen bremsen, bleibt abzuwarten. Mit einem eigenen Haus erfüllt sich aber für viele immer noch ein Lebenswunsch. Bauherrin Slabe sagte, es sei ihr halt doch lieber, eine Kreditrate von 1.000 Euro monatlich für das eigene Haus zu zahlen, statt 600 Euro an Miete.

Fixpreise, auf die vor allem private „Häuslbauer“ angewiesen sind, könnten bald der Vergangenheit angehören. Entwickeln sich die Rohstoffpreise weiterhin so unregelmäßig, könne man künftig nur mit veränderlichen Preisen auf dem Markt agieren, heißt es von der Bauinnung.