Hund schleckt an einer Hand, Mädchen schaut zu
Tierschutzverein Tirol
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Chronik

Hundeschulen dürfen wieder öffnen

Laut der Novelle der Coronavirus-Verordnung dürfen Hundeschulen – unter Einhaltung von Auflagen – wieder öffnen. Erlaubt wird die „tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden im Freien“. Vorwiegend Junghunde und Welpenkurse, sowie Einzeltrainings stehen auf dem Programm.

Nach all den Monaten der Pause ist es für Hundetrainer Michael Thürer von der ÖRV Hundeschule St. Veit an der Glan eine große Erleichterung, wieder öffnen zu dürfen. Es seien auch schon viele Anfragen eingegangen. Die Kursplanung laufe, um die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Bedürfnisse der Kursteilnehmer unter einen Hut zu bringen.

Einzeltraining ermöglicht individuelles Trainingstempo

In St. Veit konzentriert man sich in den nächsten Wochen hauptsächlich auf Junghunde und Welpenkurse sowie Einzeltrainings. Hier sieht der Hundetrainer momentan die größte Notwendigkeit. Manche Hunde seien in neuen Situationen sehr unsicher: „Wenn sie in Gruppenstunden wären, wären sie maßlos überfordert.“ Um zu verhindern, dass negative Eindrücke mit Menschen oder anderen Hunden verknüpft werden sei eine behutsame Vorgangsweise entscheidend: „Wir ermöglichen den Hunden ganz in ihrem Tempo die Erfahrung, dass die Welt schön und spannend sein und dass man sie an der Seite des Besitzers durchaus sicher erkunden kann.“

Spielerische Heranführung an Regeln der Menschenwelt

Bis Kommandos wie „sitz“, „platz“ und „hier“ auch wirklich funktionieren, ist es wichtig, dass die Welpen Kommandos spielerisch lernen. Laut Thürer würden Hunde bereits im Mutterleib erste Erfahrungen machen: „Die Natur hat es eingerichtet, dass die Lernerfahrungen der ersten Wochen und Monate für das ganze spätere Leben prägend sind – gerade in Hinblick auf Sozialisierung und Selbstsicherheit.“ Deshalb sei es wichtig, den Tieren durch positive Erfahrungen die Regeln der Menschenwelt zu erklären.

Dabei gehe es zum Beispiel darum, dass andere Menschen oder Hunde, egal wie sie aussehen, weder schlimme Monster noch nur Spielkameraden seien oder dass man auch manchmal Geduld haben muss bzw. dass man auch einmal etwas nicht bekommen kann.

Regelmäßiges Üben im Alltag führt zum Erfolg

Hundetrainerin Barbara Wohlfahrt sagte, vielfach würden nicht die Hunde, sondern deren Besitzer Fehler machen: „Der Ausdruck Hundeschule ist vielleicht etwas irreführend. Wir bringen die Sachen in Wahrheit ja nicht den Hunden bei, sondern ihren Besitzern.“ Es gehe darum, ihnen die Kniffe so beizubringen, dass sie diese auch zu Hause anwenden können. Das ständige Üben im Alltag sei enorm wichtig, so Wohlfahrt: „Das Kommando ‚sitz‘, das ich am Hundeplatz übe, ist am Hauptplatz, im Kaffeehaus und auf der grünen Wiese ebenso wichtig. Ich will ja einen Hund haben, der mir im Alltagsleben folgt.“

Hunde lernen verschiedene Untergründe kennen

In den Kursen werden verschiedene Übungen gemacht. Dabei lernen die Hunde zum Beispiel auch, über verschiedene Untergründe zu laufen: „Sie gehen über Styropor und Bretter. Wenn der Hund das nicht kennt, wird er sich zum Beispiel beim Spazierengehen fürchten, wenn er einen Bach über ein Brett überqueren muss. Wenn er das aber kennt, ist es für ihn kein Problem mehr.“

Lob und Leckerlis verstärken Lerneffekt

Sobald Hunde bei einer Familie einziehen könne mit einem Welpenkurs begonnen werden, sagt die Expertin: „Ich kann mit ihm vom ersten Tag an arbeiten.“ Die sogenannte positive Verstärkung während der Ausbildung erfolgt mit Lob und Belohnungen: „Alles, was ich von meinem Hund öfters haben will, lobe ich. Dann wird er dieses Verhalten öfters zeigen.“

Laute Kommandos wenig zielführend

Weil Hunde ein besseres Gehör als Menschen haben hätte es wenig Sinn, Kommandos extrem laut zu sagen, so Wohlfahrt : „Je lauter ich werde, desto weniger ernst nimmt mich der Hund. Im Rudel ist der Rudelführer nicht der, der am lautesten ist und bei jeder Situation ausrastet, sondern der, der souverän und ruhig die Situation meistert.“

Wenn ein Hund zum Beispiel Angst habe, über eine Brücke zu gehen, bringe es also nichts, ihn mit hoher Stimme dazu zu motivieren. So bekomme er den Eindruck, dass der Brücke ein enormer Stellenwert eingeräumt werden müsse. „Es reicht oft, wenn der Hundeführer durchatmet, die Schultern zurücknimmt und dem Hund zeigt, dass es kein Problem ist, über die Brücke zu gehen.“