Wohin man schaut, sieht man geschlossene Lokale, Schilder mit Öffnungszeiten, wo keine Öffnungen stattfinden, auch nicht auf lange Sicht. Mit der Gastronomie droht eine ganze Branche ins Hintertreffen zu geraten. Über 6.100 Arbeitslose sprechen eine deutliche Sprache, das entspricht einem Plus von 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach Monaten ohne Job oder in Kurzarbeit wechseln viele Mitarbeiter das Metier.

Ex-Gastromitarbeiter verkauft nun Autos
Der Gastronom Claus Spitzbart sagte, zwei Mitarbeiterinnen seien in den Industriebereich, in die Schichtarbeit abgewandert. „Ein Mitarbeiter ist mittlerweile Autoverkäufer. Ganz viele Betriebe werden Probleme haben, wieder hoch zu fahren, weil es zu wenig Mitarbeiter gibt.“
Mitarbeiterschwund in der Gastronomie
Gastronomen und Hoteliers haben nach wie vor keine Öffnungsperspektive. Nun verlieren die Betriebe auch immer mehr Mitarbeiter, denn viele Fachkräfte lassen sich nach Monaten ohne Arbeit umschulen.
Gastromitarbeiter gelten als besonders belastbar und sind deshalb gefragt. Produktion und Gewerbe stehen Schlange. In der Industrie locken neben dem oft höheren Fixgehalt auch geregelte Arbeitszeiten.

Wirte: Nicht Tourismus-Mitarbeiter umschulen
Dass trotz Mitarbeitermangels Umschulungen stattfinden – etwa für den Gesundheitsbereich, den Bau-, die Metall- und die Elektrobranche – stößt bei Branchenvertretern auf Unverständnis. Stefan Sternad, der Wirtesprecher in der Wirtschaftskammer sagte, es dürfe nicht sein, dass Mitarbeiter in der Gastronomie proaktiv auf andere Branchen umgeschult werden.
„Die Lösung kann nicht sein, den Mitarbeitermangel in anderen Branchen mit Mitarbeitern aus dem Tourismus zu lösen.“

AMS: Können Jobwechsel nicht aufhalten
Während Stammmitarbeiter der Gastronomie oft im Betrieb bleiben, nützen Jüngere den Lockdown für einen Perspektivenwechsel. Vom AMS gibt es zwar die Zusage, bis Ende März keine Gastromitarbeiter umzuschulen. Aber diese Vereinbarung läuft jetzt aus. Hinzu kommt, dass sie nur bei fixer Jobzusage gilt und das betrifft laut AMS nur 13 Prozent der Mitarbeiter. Der Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Kärnten, Peter Wedenig sagte, es werde versucht, diese Vereinbarung „jedenfalls zu halten“.
„Was wir nicht vermeiden können ist, wenn Personen den massiven Wunsch haben, die Branche zu wechseln, dann können wir diese Personen auch rein rechtlich gar nicht aufhalten. Wir versuchen aber, sie zu überzeugen, in dieser Branche zu bleiben. Ich gebe aber zu, dass es schwierig ist, weil die Zeitperspektive weder für Mitarbeiter noch für Betriebe klar ist.“
Gastromitarbeitern fehlt das Trinkgeld
Auch die Schulungen im Tourismusbereich seien ausgebaut worden. Und die Notstandhilfe bleibe so hoch wie das Arbeitslosengeld. Ohne Trinkgelder ist die Bemessungsgrundlage bei Gastromitarbeitern aber niedriger, sie verlieren also auch hier mehr als andere.