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Bischof für Segnung Homosexueller

Die Segnung von homosexuellen Paaren sorgt derzeit in der katholischen Kirche für Aufregung. Sie lehnt die Segnung homosexueller Partnerschaften ab. Während die österreichische Pfarrer-Initiative zum Ungehorsam 2.0 aufruft, spricht sich auch Kärntens Bischof Josef Marketz offen für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare aus.

Die Diskussion tue ihm leid, weil für ihn sei klar, dass gleichgeschlechtliche Beziehungen genauso Freundschaft, Liebe und Verantwortung leben und dafür auch einen Segen verdienen, so Bischof Josef Marketz am Dienstag. „Segnen heißt ja, ein gutes Wort sagen. Wie sich das dann ausgestaltet, kommt dann auf die Situationen drauf an. Mir ist aber auch wichtig, wie wird auf Sexualität geschaut in unserer Kirche. Wird sie geschätzt als Schöpfungsgabe Gottes oder wird sie immer diesen Geruch des Verbotenen, des Sündhaften haben“, so Marketz.

Bischof Josef Marketz
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Marketz: „Werde Homosexuellen immer Segen erteilen“

Dieser Diskussion müsse man Zeit lassen, damit sich das Verständnis von Menschen unserer Zeit versöhnt mit dem kirchlichen Lehramt, das schon sehr alt ist, sagte der Bischof. „Für mich sind Homosexuelle keine Christen zweiter Klasse und natürlich werde ich ihnen auch immer einen Segen erteilen. Das worum in der Kirche gestritten wird, ist die Form, aber da gehe ich davon aus, dass das im Einzelfall besprochen wird und dann auch erteilt wird, dieser Segen, dieses gute Wort für sie und ihr Leben“.

Bischof Marketz für Segnung Homosexueller

Die katholische Kirche lehnt die Segnung homosexueller Partnerschaften ab – seit dem Dekret aus dem Vatikan vor gut einer Woche scheint ein deutlicher Riss durch die Kirche zu gehen; sogar von Spaltung ist die Rede. Während die österreichische Pfarrer-Initiative zum „Ungehorsam 2.0“ aufruft, spricht sich auch Kärntens Bischof Josef Marketz dafür aus und erklärt, Homosexuelle wären nicht Christen zweiter Klasse.

Eine Stellungnahme der vatikanischen Glaubenskongregation sorgt derzeit für einen Aufschrei in der katholischen Kirche. Demnach verneint der Vatikan die Möglichkeit, gleichgeschlechtlichen Paaren, einen Segen zu erteilen. Priestern sei das nicht erlaubt, auch wenn sie um eine Art religiöse Anerkennung ihrer Vereinigung gebeten werden. Die Pfarrer- Initiative formiert sich mit einem Aufruf zum Ungehorsam 2.0 und spricht von Diskriminierung.

„Rückfall in längst vergangene Zeiten“

„Wir werden in Verbundenheit mit so vielen, auch in Zukunft kein liebendes Paar zurückweisen, das darum bittet den Segen Gottes, auch gottesdienstlich zu feiern“, so formulierte es die österreichische Pfarrer-Initiative, eine Gruppe von 350 Mitgliedern aus den Reihen der römisch-katholischen Amtskirche. Mehr als 3000 Laien unterstützen die Reformbewegung. Man sei zutiefst entsetzt über das neue römische Dekret, das die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare untersagen will. Es entspreche einem Rückfall in längst vergangene Zeiten, hieß es in der Stellungnahme der Pfarrer-Initiative.

Die Glaubenskongregation, oder anders gesagt, die Kongregation für die Glaubenslehre ist eine Zentralbehörde der römisch-katholischen Kirche, die es sich zur Aufgabe macht, die Glaubens- und Sittenlehre zu fördern, ein Gremium aus 25 Mitgliedern im Vatikan, darunter Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe, die vom Papst für jeweils fünf Jahre berufen werden.

Premur: „Wir handeln gegen die Vorschrift“

Laut Pfarrer-Initiative würde es jeder Grundlage entbehren, gleichgeschlechtlich, liebenden Paaren zu unterstellen, nicht Teil des göttlichen Plans zu sein. Es werde versucht, die Schöpfungswirklichkeit zu untergraben. Selbstverständlich könnten gleichgeschlechtliche Paare einen Segen empfangen, das sei gelebte Praxis, sagte Hans-Peter Premur, der Sprecher der Pfarrer-Initiative in Kärnten.

Hans Peter Premur Pfarrer Initiative
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„Jetzt heißt es eben Ungehorsam 2.0. Wir gehen einen Weg gemeinsam mit den Menschen, auch mit den homosexuellen natürlich. Österreich-, deutschland- und wahrscheinlich weltweit sind es ganz ganz viele Seelsorger. Wir machen jetzt gerade eine Liste, wer in Österreich bereit ist, den Weg der Segnung von Homosexuellen mitzutragen. Diese Liste kann man auch über die Pfarrer-Initiative anfragen. Auf jeden Fall handeln wir anders als das so Vorschrift ist. Laut katholischer Kirche ist auch der voreheliche Geschlechtsverkehr verboten. Der Vatikan wird das nie erlauben, nie. Unter dieser Voraussetzung muss man auch dieses Problem sehen. Irgendwann einmal wird die Zeit kommen, wenn man darüber nur mehr die Stirn runzelt oder auch lächelt“, so Premur.

Keine Christen zweiter Klasse

Ein Blick in den Jahreskalender, da fällt auf, dass so allerhand gesegnet wird, vom Traktor bis hin zum Pferd. Gleichgeschlechtlichen Paaren soll die Segnung aber laut Papst verwehrt bleiben. Für Mario Wilplinger, der im kommenden Jahr seinen Lebens-Partner Patrick heiraten will, ist diese Stellungnahme des Vatikan nur schwer nachzuvollziehen.

Mario Wilplinger, der seinen Lebens-Partner Patrick heiraten will
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„Also wir möchten gerne am 22.4. 2022, das ist unser Wunschdatum, heiraten. Wir würden das gerne in einer offiziellen Zeremonie machen, also in einem kirchlichen Teil und einem standesamtlichen, weil uns das ganz wichtig ist. Wir sind beide gläubige Menschen und wir möchten auch gerne Gottes Segen dafür haben und es ist uns besonders wichtig, dass wir gleich behandelt werden, also keine Christen zweiter Klasse sind“, so Wilplinger.