Kultur

Theater über die Sehnsucht nach Veränderung

Erstmals wollen die Sommerspiele Eberndorf in dieser Saison gleich zwei Neuproduktionen präsentieren. Obwohl beide Stücke mehr als 150 Jahre trennen, verbindet sie ein Thema, das wohl alle Pandemiegeplagten begleitet: Die Sehnsucht nach Veränderung.

„Die letzten zwölf Monate haben uns als Kulturschaffende ganz schön herausgefordert – denn plötzlich war es ganz still“, sagt der Intendant und künstlerische Leiter der Sommerspiele Eberndorf, Florian Kutej. Auch in Eberndorf, wo im letzten Sommer erstmals seit 1976 die Bühne des Stiftshofes leer stand.

Mit den beiden Neuproduktionen bleibe man den eigenen Wurzeln treu, gehe aber einen kleinen Schritt in eine neue Richtung, so Kutej: „Nach den turbulenten Monaten möchten wir 2021 wieder für unser Publikum da sein. Die Sommerspiele Eberndorf haben seit mehr als 45 Jahren einen Kulturauftrag und dem möchten, nein, müssen wir wieder nachkommen“.

Fehlende Planungssicherheit zwingt zum „Umkrempeln“

„Schweren Herzens“ habe man sich gezwungen gesehen, die für 2020 geplante Produktion „Pygmalion“ von George Bernard Shaw zu verschieben. „Aufgrund von aktuell fehlender Planungssicherheit seitens der Regierung haben wir uns nun dazu entschlossen, diese Produktion erst 2022 auf den Spielplan zu setzen und das Programm für den Sommer 2021 noch einmal komplett umzukrempeln.“

In Johann Nestroys vorletztem Bühnenwerk „Frühere Verhältnisse“ geht es in unterhaltsamer Weise um den Versuch, sich in der Gesellschaft einen besseren Platz – und damit auch finanzielle Vorteile – zu verschaffen. Ist die richtige Heiratskandidatin gefunden, bedarf es einer neuen Identität. Ist dann alles in trockenen Tüchern genügt bereits ein unachtsamer Moment und die (ungeliebte) Vergangenheit holt einen wieder ein. Und dann hat man die Wahl: aufgeben oder (wie üblich) sich zu arrangieren. Nestroys Posse mit Gesang soll in Anwesenheit eines „Special Guests“ gespielt werden.

„Gut gegen Nordwind“: Etwas im Leben fehlt

In Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“, das erst kürzlich mit Nora Tschirner und Alexander Fehling verfilmt wurde, geht es um die Gegenwart und das diffuse Gefühl, dass irgendetwas in unserem Leben fehlt. „Manche suchen diesen fehlenden Puzzleteil in Sport oder Arbeit, immer mehr von uns aber im Internet. Durch einen einzigen falschen Buchstaben entsteht in Glattauers Erfolgsstück eine Mailfreundschaft, die das Zeug zur großen Liebe hat und für unsere beiden Akteure in ihrer Unmittelbarkeit und Geschwindigkeit viel spannender erscheint als die Realität.“

Neuheit: Kinderproduktion „Däumelieschen“

Zum ersten Mal bieten die Sommerspiele Eberndorf auch eine Theaterproduktion für junges Publikum an. Gemeinsam mit Däumelieschen erleben die Kinder eine abenteuerliche Geschichte, bei der sie sich in Kröten verwandeln dürfen und aufpassen müssen, dem Fischer nicht ins Netz zu gehen. Gleichzeitig erfahren sie, welche wunderbaren Auswirkungen Hilfsbereitschaft, Gemeinsamkeit und Freundschaft bewirken können. Voraussichtlich drei Vorstellungen im Juli und August 2021 sind geplant.

Regie hält Tradition hoch: „Unterhaltung mit Haltung“

Ein eigens konzipiertes Präventions- und Hygienekonzept soll für einen sicheren Besuch aller Veranstaltungen garantieren. "Meine Aufgabe als Regisseur sehe ich im Anknüpfen an die Anfänge der Südkärntner Sommerspiele mit dem Motto ‚Unterhaltung mit Haltung‘, so Stephan Wapenhans. „Ich möchte Traditionen wahren und sie mit der Gegenwart und Zukunft verbinden. Theater bedeutet für mich, dem Leben und unseren Gefühlen unterhaltsam, mit ehrlichem Engagement und hoher handwerklicher Qualität auf den Grund zu gehen.“

Information

„Gut gegen Nordwind“ von Daniel Glattauer mit Manuel Dragan und Simone Jäger, zehn Vorstellungen. Premiere: 1. Juli 2021, Derniere: 13. August 2021.

„Frühere Verhältnisse“ von Johann Nestroy, mit Markus Druml, Simona Krajger, Helmut Lechthaler, Hans Prilasnig und Jelka Stern, zehn Vorstellungen. Premiere: 2. Juli 2021, Derniere: 12. August 2021.