Hermagor im Winter
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Coronavirus

Hermagor will geimpft werden

Am Donnerstagvormittag wurde in Klagenfurt über Maßnahmen zur Senkung der Infektionszahlen im Bezirk Hermagor beraten. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) bat nach dem Vorbild Schwaz in Tirol das Gesundheitsministerium um eine Durchimpfung und Impfstudie.

Derzeit hat der Bezirk eine 7-Tage-Indzidenz von rund 660. Die hohe Zahl wird einerseits mit dem Zirkulieren der ansteckenderen britischen Mutation begründet, aber auch mit einer gewissen Sorglosigkeit samt privaten Feiern und illegalem Ausschank. Man müsse alle Möglichkeiten nutzen, um mehr über das Coronavirus und seine Mutationen zu erfahren, so Prettner in einer Aussendung am Donnerstag.

Der Bezirk Hermagor würde sich für eine Studie zur Wirksamkeit der Impfungen gegen die britische Variante B.1.1.7 bestens eignen. Sie habe daher Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) gebeten, eine Durchimpfung der Bewohner des Bezirkes zu veranlassen – auf freiwilliger Basis.

Rund 26.000 Impfdosen benötigt

Es habe am Mittwochabend eine Videokonferenz dazu gegeben. Der Bezirk Hermagor biete alle Voraussetzungen für dieses Impfprojekt. Zum einen seien rund 80 Prozent aller Infektionen auf B.1.1.7 zurückzuführen, zum anderen sei die Einwohnerzahl überschaubar, aber doch repräsentativ. Wenn man von den rund 18.000 Einwohnern die unter 16-Jährigen abziehe, die ja keine Impfung erhalten, und die über 80-Jährigen, die im Bezirk bereits geimpft worden seien, gehe es um 13.000 Menschen. 26.000 Dosen werden benötigt, das sollte machbar sein, so Prettner.

Bezirkshauptmann einverstanden

Volle Unterstützung erhalte sie von Bezirkshauptmann Heinz Pansi und dem Hermagorer Bürgermeister Siegfried Ronacher. Im Tiroler Bezirk Schwaz werde die Bevölkerung für eine Studie zur in Südafrika zuerst aufgetauchten Variante geimpft. Analog dazu fordere die Kärnter Regierung eine Durchimpfung in Hermagor. Damit könnte man Erkenntnisse zur Impfung gegen die Mutation B.1.1.7 gewinnen, so die Politiker.

Auf Vorschlag des Gesundheitsministeriums sei bereits eine Compliance-Studie im Bezirk Hermagor fixiert worden: „Wissenschaftlich erforscht werden dabei Wissen und Einstellung der Bevölkerung zum Coronavirus, insbesondere zu den Maßnahmen im Kampf gegen das Virus“, erklärte Prettner. Spätestens nächste Woche erhofft sie sich eine Entscheidung zur geforderten Durchimpfung. Die Gesundheitsreferentin hielt aber auch fest, dass die Impfung selbstverständlich auf freiwilliger Basis erfolgen solle.

Ausreisekontrolle mit wenig Gegenliebe

Im Gegensatz zu Salzburg – wo mit Start Freitagmitternacht die beiden Gemeinden Radstadt und Bad Hofgastein abgeriegelt sind und nur mit einem negativen Coronavirus-Test verlassen werden dürfen – zeigte sich Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zurückhaltend. Bei dem Gespräch, das in der Landesregierung stattfand, wurde gemeinsam mit Bezirkshauptmann Pansi, Bundesheer und Polizei darüber beraten, wie man mit der Forderung des Gesundheitsministers umgeht, den Bezirk wegen der hohen Inzidenz abzuriegeln – mehr dazu in Ausreisebeschränkung für Hermagor geplant. Tatsächlich wurde aber noch am Donnerstag beschlossen, den Bezirk ab 10. März abzuriegeln – mehr dazu in Bezirk Hermagor wird abgeriegelt.

Die entsprechende Verordnung müsse jedenfalls vom Bund kommen und wasserdicht sein, hieß es aus dem Büro des Landeshauptmanns. Man müsse sich auch dessen bewusst sein, dass die Kontrolle dieser Ausreisetests sehr zeit- und personalintensiv sei. Die Soldaten, die diese Kontrollen durchführen, würden dann auch bei den Test- und Impfstraßen fehlen.

172 Neuinfektionen binnen 24 Stunden

Von Mittwochfrüh auf Donnerstagfrüh wurden in Kärnten 172 Neuinfektionen gemeldet, damit gelten 1.459 Menschen in Kärnten als infiziert. 96 sind in Krankenhäusern – um zwei mehr als am Mittwoch, davon 16 auf der Intensivstation, um eine Person weniger. Es gibt vier neue Todesfälle, die damit auf 692 steigen.