Impfphiole von Pfizer/Biontech
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Kärnten impft

Impfstoffe und ihre Wirkung bei Mutationen

Fast 900 Fälle der zuerst in Großbritannien festgestellten CoV-Mutation B.1.1.7 gibt es in Kärnten, nur drei der Südafrikavariante. Die beiden mRNA-Impfstoffe dürften gegen beide wirken, AstraZeneca bei B1.351 vermutlich weniger bei leichten Verläufen. Wichtig sei es, überhaupt zu impfen.

Ob die bisherigen Impfstoffe bei Mutationen wirken, ist die große Frage, die im Zentrum vieler Diskussionen steht. Aus heutiger Sicht scheint es so. Nicht nur die Kärntner Infektionsexperten glauben, dass je nach Impfstoff auch die Mutationen einigermaßen bekämpft werden können. Prinzipiell gilt – je schneller geimpft wird, desto weniger Mutationen sind möglich, denn ein Virus kann nur in einem infizierten Menschen mutieren, nicht außerhalb. Je weniger Menschen infiziert sind, desto weniger Mutationen. Außerdem weiß man ja nicht vorab, mit welcher Variante man sich ansteckt.

Primarius Jörg Weber vom Klinikum Klagenfurt
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Primar Jörg Weber

„Kopierfehler“ des Virus’

Eine Mutation ist so etwas wie ein Kopierfehler des Virus. Und je länger das Coronavirus Zeit hat, sich auszubreiten, desto häufiger wird es Mutationen geben, sagte die Vorständin der Abteilung Innere Medizin am Landeskrankenhaus Villach, Sabine Horn: „Das Virus vervielfältigt sich im Körper bei einer Infektion. Je mehr Infektionen auftreten, desto größer ist die Gefahr für Lesefehler. Jede verhinderte Infektion verhindert auch das Risiko für Mutationen. Jede Impfung verhindert eine Infektion und ist jetzt daher eine große Hilfe bei der Pandemie.“

Stachelprotein wird als Schlüssel blockiert

Zumindest die in Europa zugelassen mRNA Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna dürften bei den Mutationen wirken, so der Infektionsexperte der Kärntner Krankenanstalten Betriebsgesellschaft (KABEG), Jörg Weber: „Wenn man das Stachelprotein als Schlüssel sieht, muss man sagen, Mutation hin oder her, sie verhindern alle den gleichen Schlüssel, um in die Zellen einzudringen. Und den blockieren wir mit diesen Impfstoffen wesentlich.“

Horn sagte, gegen die britische Mutation scheinen alle Impfstoffe gleich wirksam. Für die südafrikanische Mutation gebe es nur beschränkt Daten. Die AstraZeneca-Impfung sei in Südafrika zwar getestet worden, aber nur bei vorwiegend jungen Menschen ohne schweren Verlauf. Milde und asymptomatische Verläufe seien daher gerade einmal zur Hälfte oder weniger verhindert worden, so Horn.

Infektionen auf jeden Fall verringern

Doch auch im Fall vermehrter Mutationen gibt es Hoffnung. Genveränderungen können schnell erfasst und der Impfstoff entsprechend anpasst werden, sagte Horn. Es müsse aber klar sein, je mehr Infekte es gebe, desto mehr Mutationen gebe es auch. Das seien Treiber für Mutationen. Aus der Sorge heraus, dass eine Impfung bei einer Mutation nicht wirken könnte, sollte keine Impfung abgesagt werden, sagen die Kärntner Infektionsexperten. Laut Horn braucht man möglicherweise sowieso eine Nachimpfung und man beschleunigt den Mutationsdruck für das Virus, je mehr Infektionen auftreten.