Ein geschnitztes Gesicht
ORF/Ceesay
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Lifestyle

Ein halbes Jahrhundert Schnitzhandwerk

Seit gut 50 Jahren ist Viktor Leitsoni aus Gablern bei Eberndorf begeisterter Schnitzer. Er gestaltet Heiligenfiguren, Landschaftsreliefs, Wurzelköpfe, aber auch die Trophäe für das Salamifest in Eberndorf. Bisher schuf er mehr als 1.000 Schnitzereien.

Beim Schnitzen schaut der Unterkärntner nie auf die Uhr, er weiß nie, wie lange er für ein Stück braucht: „Eine Wurzel ist oftmals schon nach zwei Stunden fertig, für andere brauchst du dann wieder zehn Stunden.“ Bereits zirka 50 Jahre schnitzt Viktor Leitsoni, mittlerweile ist der pensionierte Mechaniker 77 Jahre alt.

Schon als Kind schnitt er gerne auf Holzstücken herum. So richtig begann dann alles mit seinem Bruder, der eine Truhe geschnitzt hatte: „Ich hab sie ihm dann zusammengebaut, das hat mir dann ziemlich zugesagt. Dann hab ich auch angefangen zu schnitzen. Zuerst mit Wurzeln, nach und nach hab ich dann Figuren und dergleichen gemacht“.

Zahnarztstuhl als Werkbank

Ein alter Zahnarztstuhl dient als Werkbank, den er von einem Zahnarzt aus Bleiburg bekam: „Den hab ich umgebaut. Bei den Armlehnen hab ich Platten befestigt, als Halterungen für die Schnitzeisen. Ich kann das Werkstück einspannen und dann höher machen, tiefer machen, wie ich es halt brauche, um es leichter zu bearbeiten“, so Leitsoni.

Die Werkbank des Schnitzers Viktor Leitsoni
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Die Werkbank des passionierten Schnitzers

Mehr als 1.000 Kunstwerke

Im Laufe der Zeit sind mehr als 1.000 Kunstwerke entstanden, Wurzelköpfe, Landschaftsreliefs, aber auch viele Heiligenfiguren. Die Eingangstüre des Pensionisten ziert der Heilige Christophorus: „Ich habe die Türe von einem Tischler machen lassen und dann den Christophorus hineingeschnitzt, wie ein Fenster.“ Dazu verwendete er Eichenholz.

Der Heilige Christophorus als Schnitzfigur in einer Türe
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Der Heilige Christophorus in der Eingangstüre

Am liebsten hat der Hobbyschnitzer jedoch Zirbenholz, da es wesentlich weicher ist: „Es lässt sich schön schneiden, es ist aber auch wesentlich teurer und das bekommt man nicht so einfach. Ich habe schon öfters Zirbenholz gekauft, wofür ich nach Sirnitz gefahren bin. Da gibt es ein großes Sägewerk, wo es Zirbenholz gibt. Dort ist es bereits zugeschnitten, wie man es eben braucht“, so Leitsoni.

Schnitzen für (Salami)-Könige

Viktor Leitsoni ist im Jauntal aber auch für das Schnitzen der Jauntaler Salmi-Krone bekannt: „Wie das angefangen hat mit dem Salami-Fest, hat mich der damalige Obmann, Stefan Pototschnig, gefragt, ob ich nicht Tafeln dafür schnitzen möchte. Da haben wir lange überlegt, wie das ausschauen soll und dann hab ich die Tafel gemacht“.

Auf dieser Tafel ist eine Krone zu sehen und darunter ein Schild mit der Aufschrift Jauntaler Salami-Krone. Diese Auszeichnung darf der jeweilige Salamikönig ein Jahr lang bei sich aufhängen. Damit dem Sieger etwas bleibt, schnitzt der Pensionist dann eine kleine Tafel. „Das ist ein richtiges Volksfest, wenn die Salami-Krone abgeholt wird. Der Salami-König gibt dann die große Tafel ab und bekommt die kleine Salami-Krone als bleibende Erinnerung“, so Leitsoni.

Die Jauntaler Salamikrone
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Die Salami-Krone ist unter den Salamiproduzenten im Jauntal heiß begehrt

Taferl für die Marktkapelle

Auch die Marktkapelle Eberndorf bekam eine Tafel, die bei Umzügen zum Einsatz kommt. „Da ist das Eberndorfer Wappen, das Kärntner Wappen und das Stift Eberndorf drauf“. Leitsoni ist selbst bei der Feuerwehr und auch da schnitzt er für seine Kameraden, aber auch für andere Feuerwehren so einiges. Zu den Jubiläen werden dann Tafeln mit dem Heiligen Florian verschenkt, bei der zusätzlich das Feuerwehrhaus oder die Kirche der jeweiligen Ortschaft zu sehen ist. „Der Heilige Florian ist da grundsätzlich gleich. Der eine steht ein wenig breiter, der andere halt nicht. Das Schöne meiner Meinung nach ist, dass die Kirchen der jeweiligen Ortschaft oder das jeweilige Feuerwehrhaus drauf ist.“

Auch Humor fließt in Schnitzereien

Die Jäger und die Zollwache kommen ebenfalls immer wieder in den Genuss seiner Schnitzereien, aber auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Der pensionierte Mechaniker fertigt auch Juxgegenstände an, wie beispielsweise einen Lungentester: „Auf der Vorderseite ist ein Propeller angebracht. Man muss hinten hineinblasen, da gibt es sieben Löcher. Dann dreht sich der Propeller. Es gibt aber einen Haken, wenn man nicht richtig hineinbläst. Am Mundstück gibt es zwei kleine Löcher, aus denen dann Holzkohlenstaub herauskommt und das Gesicht färbt. Von denen hab ich auch schon hunderte gemacht.“

Ein geschnitztes Gesicht
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Ein von Viktor Leitsoni geschnitzter Wurzelkopf

Mitbringsel für Freunde und Bekannte

Wenn er bei Freunden oder Bekannten eingeladen ist, bringt er natürlich etwas Selbstgeschnitztes mit: „Dann mach ich beispielsweise aus einem Wurzelkopf eine Schrift oder einen Spruch. Das kommt immer gut an. Eine Flasche Wein ist schnell weg, aber so etwas bleibt ihnen in Erinnerung und bleibt mir in Erinnerung.“

Mit viel Begeisterung an der Schnitzerei bereitete Leitsoni schon vielen Freude: „Ich sage ja immer spaßhalber, es ist einfach zu schnitzen. Das muss normalerweise jeder können. Er muss nur das wegschnitzen, was weggehört.“