Coronavirus

Kaiser: Keine Quarantäne in Hermagor

Trotz der hohen 7-Tage-Inzidenz von 614 in Hermagor ist Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) optimistisch, die Infektionen mit dem eingeführten Elfpunkteplan eindämmen zu können. Eine Quarantäne sei derzeit nicht geplant. Unterdessen wurden 436 Fälle mit britischer und drei mit südafrikanischer Variante in Kärnten nachgewiesen.

Nicht mehr alle Menschen in Hermagor machten bei den Maßnahmen mit, hieß es Anfang Februar, die Polizei stellt eine gewisse Pandemiemüdigkeit fest. So verzichteten manche bei Fahrgemeinschaften auf Masken, es gab laut Informationen des Landes Familienfeiern, Freizeitaktivitäten und illegal geöffnete Landgasthäuser. Die meisten Infizierten steckten sich mit der britischen Variante B.1.1.7 an.

„Testdisziplin wird besser“

Kaiser sagte am Dienstagabend im ORF-„Report“: „Die Testdisziplin wird besser, wir haben derzeit rund 3,4 Prozent pro Tag in Hermagor.“ Das sei dreimal so hoch wie in anderen Bezirken. „Eine Quarantäne steht nicht im Raum, weil ich denke, dass die elf plus eine Maßnahme in den nächsten Tagen wirken werden.“ Die Inzidenz schleife jetzt schon auf sehr, sehr hohem Niveau ein. Es seien mit den Wohnzimmertests weitere Maßnahmen gesetzt worden, so Kaiser. 10.000 Tests werden ausgeliefert.

Landeshauptmann Kaiser (SPÖ) über die Situation in Hermagor

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) spricht über die hohe 7-Tage-Inzidenz im Bezirk Hermagor und die Maßnahmen gegen die starke Ausbreitung des CoV.

Derzeit 111 Menschen aktuell infiziert

Es gehe im Expertengremium des Landes darum, alles abzuwägen, so Kaiser. Aktuell seien 111 Personen in Hermagor infiziert, die Verläufe seien leicht, und niemand sei auf einer Intensivstation. Der Bezirk sei auch sehr dünn besiedelt. „Mit diesem Maßnahmenpaket müsste es gelingen, diese Pandemie in Hermagor innerhalb der nächsten zehn Tagen eindämmen zu können.“

Sei das nicht der Fall, müsse man sich Maßnahmen überlegen. Man müsse zusammen aus der Situation herauskommen, das Rezept seien diese elf Punkte. Das seien die schärfsten Maßnahmen ohne eine Quarantäne. Er rechne damit, dass sich jetzt alle daran halten.

Keine Eintrittstests nach Tirol

Im Bezirk Spittal gebe es drei Fälle der südafrikanischen Variante. Von der Idee der Grünen Tirol, deswegen Eintrittstests von Kärnten nach Osttirol einzuführen, hält Kaiser nichts. Man habe zwar keine Testpflicht, aber drei neue Teststraßen in Oberkärnten (Winklern, Oberdrauburg und Lesachtal) eingerichtet, die von Osttiroler oder auch Kärntner Seite freiwillig genützt werden können. Rund 600 Tests pro Tag können dort durchgeführt werden.

„Weniger dramatische Verläufe“

Kärnten war einst CoV-Musterbundesland, nun sei Kärnten mit der 7-Tage-Inzidenz an dritter Stelle in Österreich. Das Contact-Tracing sei in Kärnten mit der Steiermark an letzter Stelle. Kaiser sagte dazu, alle seien in einem Lernprozess, jedes Bundesland sei einmal besser oder schlechter gewesen.

Sobald es gute Zahlen mit weniger Infektionen gebe, bestehe die Gefahr, dass die Menschen leichtfertiger werden. Das Ziel der Bundesländer sei es, gemeinsam mit dem Bund vorzugehen und sich auszutauschen, wie im Fall Hermagor. „Die Qualität der Erkrankungen ist im Vergleich von einigen Monate so, dass die Verläufe in Summe etwas weniger dramatisch sind.“

Maßnahmen in Hermagor

Zu dem Elfpunkteplan gehört das Testen von Kontaktpersonen der ersten und zweiten Kategorie, kein automatisches Auslaufen der Quarantäne, sondern ein weiterer Test am achten Tag, Ski fahren mit Maske, das Contact-Tracing wird intensiviert, es gibt die Wohnzimmertests und mehr Teststraßen. Außerdem soll in Hermagor früher geimpft werden.

Impfungen vorgezogen

Am Mittwoch meldete sich auch die Österreichische Gesundheitskasse in einer Aussendung zu Wort und teilte mit, dass aufgrund der hohen Infektionszahlen im Bezirk Hermagor unter der Woche geimpft werden soll. Schon am Mittwoch und Donnerstag (24. und 25. Februar) mobile Impfteams der Österreichischen Gesundheitskasse in der Stadtgemeinde Hermagor (Großer Stadtsaal, Wulfeniaplatz 1) rund 300 Personen der Zielgruppe 80plus impfen. Mit dieser Schwerpunktaktion haben damit beinahe alle Über-80-Jährigen, die sich zur Impfung anmeldeten, mindestens eine Teilimpfung erhalten. Wer derzeit nicht geimpft werden könne, erhalten einen späteren Termin – mehr dazu in 3.800 weitere Impfungen für über 80-Jährige.

149 Neuinfektionen, 436 Fälle mit Mutationen

Von Dienstag auf Mittwoch gab es insgesamt 149 Neuinfektionen. Nach Angaben des Landespressedienstes gab es vier weitere Todesopfer, die Zahl der an oder mit Covid-19 gestorbenen Menschen stieg auf 674. 89 Personen befanden sich in Spitalsbehandlung, zehn davon auf Intensivstationen.

Am Mittwoch wurden auch 72 neue Fälle mit der Virus-Variante B.1.1.7 bestätigt, die in Großbritannien erstmals aufgetaucht ist. Damit sind bisher insgesamt 436 Fälle mit britischer und drei mit der erstmals in Südafrika entdeckten Variante B.1.351 in Kärnten nachgewiesen.

Die meisten der 72 neu bestätigten Fälle wurden in Hermagor (22) festgestellt, jeweils zwölf Fälle gab es in Klagenfurt und Villach, zehn Fälle waren es in Feldkirchen, fünf in Villach-Land, vier in Klagenfurt-Land, drei in Wolfsberg und jeweils zwei in Spittal an der Drau und St. Veit an der Glan.