Soziales

Begleiter gegen die Einsamkeit

Viele Menschen sind nicht nur allein, sie sind einsam. Die Caritas bildet Menschen zu Alltagsbegleitern aus, die älteren, kranken und einsamen Menschen etwas Zeit schenken. Es geht hier nicht um Pflege sondern um Besuche, Gespräche oder Spazierengehen, um eine Unterbrechung der Einsamkeit.

Renate Gasser ist 89 Jahre alt und lebt allein in ihrem Haus in der Rosentalerstraße in Klagenfurt. Vor einigen Monaten starb ihr Mann nach 67 Ehejahren. Ihre Söhne haben ihr eigenes Leben und die Enkel sind weit weg. Früher betreuten die Großeltern die Enkerln betreut, aber jetzt studieren sie schon.

So freut sie sich, wenn sie einmal die Woche Besuch von Renate Gelder bekommt. Sie reden miteinander, verbringen Zeit zusammen und so werden die oft langen Tage verkürzt: „Die Frau Gelder ist so lieb und kommt von der Caritas und besucht mich, ich bin sonst sehr einsam. Sie kommt und hilft mir, das ist eine wunderbare Sache. Ich bin ihr ewig dankbar.“

Von Wien zurück nach Kärnten gezogen

Gasser wurde in Klagenfurt geboren und wuchs hier auf. Ihr Berufs- und Familienleben führte sie nach Wien. Im Alter kam dann die Entscheidung, wieder zurück zu kommen: „Wir haben in Wien gelebt, wir haben wir im 7. Stock gewohnt und ich habe mir gedacht, wenn der Lift einmal nicht geht, komme ich nicht mehr hinauf. Hier, in meinem Elternhaus haben wir auch einen Garten, also sind wir hergezogen. Meine Freundinnen sind leider alle gestorben, und ich war einsam. Dann habe ich bei der Caritas angerufen und sie haben mir Frau Gelder geschickt, die einmal in der Woche kommt. Wir unterhalten uns, sie berät mich und wir spielen miteinander.“

Spielen hält geistig fit

Besonders beim Spielen verfliegt die Zeit, sagt Renate Gasser. Das sei eine Art Würfelspiel, das sie auch geistig fordere. Ursprünglich habe sie mit ihrem Mann Bridge gespielt, mehr als 40 Jahre lang. Die Besucherin wird immer mit Freude erwartet, sie kommt pünktlich um 14.00 Uhr. „Wir machen uns immer einen Termin, wir waren auch Spazieren, ich habe kein Auto mehr, sie hat mich zum See geführt und wir waren dort Spazieren.“

Mit der Zeit entwickelte sich eine gute Gesprächsbasis zwischen Renate Gasser und Renate Gelder. Renate Gelder sagte, man kenne sich seit vier Jahren, auch die Familien seien bekannt. Von den Berufen der Ehemänner her gebe es auch Gemeinsamkeiten, beide sind bzw. waren Diplom-Ingenieure. Es habe sich eine richtige Freundschaft entwickelt, so Renate Gasser. Begleiterin Renate Gelder sagte, sie sei von München nach Kärnten gekommen und habe schon in Deutschland ehrenamtlich für die Caritas gearbeitet und sich auch hier gemeldet.

„Das war reine Überforderung“

Renate Gelder ist ausgebildete Altenpflegerin. Im erlernten Beruf bleiben wollte sie irgendwann nicht mehr: „Ich war von den Verhältnissen in den Altenheimen sehr enttäuscht. Es war nicht so, wie ich es gelernt habe, es war die reine Überforderung. Ich habe beschlossen, ich arbeite lieber ehrenamtlich für Leute, die Hilfe brauchen.“

Renate Gasser sagte, man war auch schon einkaufen gemeinsamen und habe dann gekocht. Das wichtigste sei das Gespräch, so Renate Gelder. Sie wolle immer auch Authentisches von außen, und auch ein bisschen rauskommen. Auch auf der Augenklinik waren die beiden Frauen gemeinsam, denn Renate Gelder helfe auch, wenn nötig.

„Wichtig ist Empathie“

Heidi Stockenboier ist in der Caritas für die Ausbildungg zuständig. Man sei immer auf der Suche, denn die Nachfrage sei größer als das Angebot. Alltagsbegleiterinnen und Begleiter müssen keine bestimmten Voraussetzungen erfüllen: „Anforderung wäre, dass man empathiefähig ist, sich auf Menschen einlassen kann und Zeit mitbringt.“

Alles andere kann in einer entsprechenden Ausbildung erlernt werden. Im Schloss Krastowitz wird ein Kurs in fünf Modulen angeboten: „Jeder, der sich interessiert und Zeit hat, der begleiten möchte und gerne mit älteren Menschen redet, Kaffee trinkt, Spazierengeht, kann sich gerne melden.“

Nicht Pflege, sondern Begleitung

Es geht dabei nicht um Pflege, sondern um menschliche Begleitung. 135 Personen sind für die Caritas im Einsatz. Meist sind es Frauen, aber derzeit auch acht Männer, die Besuchsdienste im ganzen Land machen. Stockenboier sagte, vorwiegend in Klagenfurt und Villach, im städtischen Bereich sei die Einsamkeit etwas größer. Am Land funktionieren die Kontakte besser, auch die Nachbarschaftshilfe. Es gebe oft auch noch größere Familien unter einem Dach.

„Menschen sind soziale Geschöpfe“

Die Menschen werden auch immer älter. Renate Gasser sagte, zu ihrer Zeit sei kaum jemand 90 geworden, heute seien es viele. Betreuerin Renate Gelder meinte, oft besprechen sie auch Dinge, mit denen man die Familie nicht belasten wolle oder wo weniger Verständnis da sei. Der Input von außen sei oft auch nicht schlecht. Viele Betreuer erleben es selbst, wie die Pandemie die sozialen Kontakte einschränke. Renate Gasser sagte, man könne zwar Fernsehen, das sei aber kein Gesprächspartner. Menschen seien soziale Geschöpfe und brauchen den Kontakt.

Anmeldungen bei der Caritas-Ausbildung bis 8. März. Kursbegleiterin Heidi Stockenbojer: Telefon 0676/61 34 750
E-Mail: h.stockenbojer@caritas-kaernten.a.