Alle Gewaltschutzzentren in Österreich sind gemeinsam mit der Interventionsstelle Wien an der Evaluierung der Gesetzeslage in Sachen Gewalt beteiligt, an Verbesserungen werde laufend gearbeitet. Erst voriges Jahr wurde das Strafrecht reformiert und Strafen erhöht, etwa für Vergewaltigung, weibliche Genitalverstümmlung, Stalking aber auch für fortgesetzte Gewaltausübung.
Asylwerberinnen nicht ausreichend vor Gewalt geschützt
Nun müsse es im Sinne der Gewaltprävention darum gehen, den möglichen Strafrahmen auch auszuschöpfen, sagte Andrea Kollermann, stellvertretende Leiterin des Gewaltschutzzentrums in Klagenfurt. „Wir haben in Österreich eigentlich ein sehr gutes Gewaltschutzgesetz. Trotzdem haben wir 2019 doppelt so viel Frauenmorde gehabt, wie 2014. Da könnte man in Richtung Bewusstseinsbildung noch sehr viel machen, die Strafrahmen öfter in einem höheren Bereich verhängen. Das wäre etwas, das wir uns wünschen.“
Vor allem Asylwerberinnen seien in Österreich nicht ausreichend vor Gewalt geschützt, sagte Kollermann. „Asylwerberinnen haben keine Schutzunterkünfte. Meines Wissens können sie die Frauenhäuser nur für kurze Zeit aufnehmen, weil es da um die Finanzierung geht.“ Für Asylwerberinnen und Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus würde sich das Gewaltzentrum eigene Unterkünfte wünschen, die auch die Sicherheit dieser Frauen gewährleisten können, etwa durch Kameras oder einer geheimen Adresse.
System: Mit Gewalt macht über Frauen gewinnen
Asylwerberinnen würden nachweislich auch länger in Gewaltbeziehungen bleiben, wo doch der Ausstieg aus einer Gewaltbeziehung auch sonst schon viele Jahre dauern kann. Gewalt schaffe Abhängigkeiten, sagte Kollermann. „Es geht darum, dass unterschiedliche Gewaltformen ineinander greifen. Das ist ein System unterschiedlicher Gewaltformen, das darauf abzielt, Macht und Kontrolle über Frauen und Kinder zu gewinnen und zu etablieren.“ Deshalb sei Gewalt an Frauen auch ein Männerproblem, so Kollermann.
Und die Zahlen gehen nicht zurück. Die Gewaltschutz-Bilanz 2020 sei zwar noch nicht ganz fertig, ein Rückgang sei aber nicht zu verzeichnen. 2019 suchten 1.184 Menschen beim Gewaltschutzzentrum Hilfe. 93 Prozent der Opfer von Partnergewalt waren Frauen.