Es ist die Verbindung nach oben, die jede der Tafeln über dem Altarraum in die richtige Position bringt. Der Dom ist ein außergewöhnlicher Ort für das Künstlerpaar Markus Hanakam und die gebürtige Kärntnerin Roswitha Schuller. Die beiden lassen den Altarraum mit ihrer Arbeit in einen Dialog treten.
Zielgerichtete Perspektive im sakralen Bau
Künstlerin Roswitha Schuller: „Beim Kirchenraum, der in seiner Perspektive sehr gelenkt und zielgerichtet ist, ist es schön zu sehen, wie funktioniert das, was ist das für ein Apparat, mit dem man es zu tun hat, wo wird der Blick hingerichtet.“ In der Architekturgeschichte des sakralen Raumes gehe es ja auch um Licht und Lichtspiele, und darum, bestimmte Stimmungen einzufangen, so Schuller, fast, um ein Spektakel für das Publikum, für die Gläubigen, zu schaffen.
Es sind Bildobjekte, die man aus der Fotografie kennt. Die Tafeln mit den verschiedenen farbigen Folienoberflächen sind ein Kontrast zu barockem Stuck und Heilgenfiguren. Für die künstlerisch gewonnene Unschärfe kennt man im Japanischen den Begriff Bokeh, so Künstler Markus Hanakam: „Der beschreibt nichts anderes, als wenn man mit der Kamera ein Objektiv einsetzt, das eine schöne Tiefenunschärfe erzeugen kann. Es entstehen Helligkeiten, die vergrößert werden, sich überlagern und runde Flächen bilden.“
Vertraute Sehgewohnheiten durchbrechen
Das Auge mag zunächst irritiert sein, weil vertraute Sehgewohnheiten durchbrochen werden. Für die Künstler ist es ein Symbol für unsere Zeit, sagte Hanakam. Alle bewegen sich in einer Art Unschärfe, vor allem jetzt: „Das, woran wir immer geglaubt haben, zählt vielleicht gar nicht. Nachrichten, auf die wir uns verlassen haben, sind vielleicht nicht wahr.“ Roswitha Schuller ergänzte, man wollte eine Übersetzung liefern von etwas, man aus dem Digitalen kenne. Einen Effekt in den Raum bringen, etwas zum D’raufschauen bieten.