Alter Eichenbaum mit Bank
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Bäume als Arbeitsplatz und Leidenschaft

Christian Plattner aus St. Andrä und Daniel Jonach aus Afritz arbeiten zusammen als Trainer in der forstlichen Ausbildungsstätte in Ossiach. An den Wochenenden sind die Freunde im ganzen Land unterwegs, um Bäume zu pflegen und, wenn möglich, zu erhalten.

Meisten geht es um alte, schützens- und erhaltenswerte große Bäume, die fachgerecht untersucht und dann „verarztet“ werden. Plattner sagte, es gehe um Baumpflege mit dem Ziel, den Bäumen ein langes Leben zu ermöglichen. Sie können durch Schnee oder Sturm beschädigt werden, aber auch beim Rasenmähen können die Wurzeln verletzt werden. Dann haben Pilze leichtes Spiel. Gerade bei Pilzen braucht man eine genaue Diagnose: „Welche Pilzsporen sich ausbilden können und wie sie den Baum beeinträchtigen. Nicht jeder beschädigte Baum muss gleich beseitigt werden. Man muss begutachten, ob man ihn durch Pflegemaßnahmen nicht noch erhalten könnte.“

„Steinschleuder“ für Kletterseil

Aber meist ist der Blick nach oben gerichtet, sagte Plattner. Die Grundarbeit finde hauptsächlich auf dem Baum statt. Bei kleineren Bäumen komme man mit Leitern zu den ersten Ästen. Bei größeren Bäumen verwenden die beiden eine Wurfleine, über eine Astgabel werde ein Seil befestigt und darüber steige man dann auf den Baum. Mit einer Schleuder könne man das Seil bis zu 30 Meter in den Baum schießen, so Platter.

Das ist die Spezialdisziplin von Daniel Jonach: „Es gibt einen kleinen Sandsack, an dem eine Schnur hängt. Da versucht man, das Säckchen über eine Astgabel zu schießen. Dann kann man das Seil zum Klettern einziehen.“ Man könne sich das wie eine Steinschleuder im Großformat vorstellen. Es brauche meistens ein paar Versuche, bis man eine Astgabel finde, die stabil genug sei.

Eichenbaum im Herbst
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Viele Schäden sieht man erst von oben

Glück gehört dazu

Bis man richtig trifft, brauche man schon ein paar Jahre Übung, sagte Jonach: „Man muss ein gutes Ziel und auch Glück haben. Manchmal leiten Äste das Sackerl ab. Alles besser, als mit zwei Leitern hinaufzusteigen oder per Hand zu klettern.“ Plattner erklärt, dass man zum Klettern auch den passenden Gurt brauche, die gebe es speziell für die Baumpflege. Diese Gurte haben breitere Beinschlaufen und eine zentrale Seilbrücke mit den Ringen zum Einhängen. Sie ermöglichen viel Bewegungsfreiheit im Baum. Platter sagte, er sei früher auch viel geklettert, jetzt eben auf Bäume. Verbandszeug, Messer und Materialkarabiner sind ebenfalls immer mit dabei.

Wenn beide zusammen auf den Baum klettern, nehmen sie immer einen Bodenmann mit, der im Notfall für Rettung sorge. Jonach sagte, mit einem Arbeitsseil komme man in jeden Baumteil. Eine Säge muss immer mit dabei sein, zum Beispiel, um Misteln zu entfernen. Platter ergänzt, man müsse auch Totholz entfernen, damit es keine Gefahr für Menschen gebe, die darunter stehen oder spazieren gehen. Das nenne man „Herstellung der Verkehrssicherheit“. Gröbere Unfälle passierten den beiden noch nicht.

Lindenbaum im Herbst
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Alter Lindenbaum

Erst von oben sieht man manche Schäden

Vieles könne man von unten nicht erkennen, sagte Jonach: „Zum Beispiel einen Hagelschaden kann man von unten nicht sehen. Wenn ein Ast abgestorben ist, sieht man es natürlich, aber Vieles sieht man erst im Bereich des Astes von oben.“ Erfahrung und Fachwissen sind für diese Arbeit unbedingt nötig. Beide sind Ausbilder an der forstlichen Ausbildungsstätte in Ossiach, so Plattner. Nebenbei habe man das Gewerbe für Baumpflege angemeldet. So haben beide ständig mit Bäumen zu tun. Jonach sagte, die Liebe zum Baum habe er seit der Kindheit.

Unter der Woche schlägern sie Bäume, das sei kein Widerspruch, sagte Jonach. Man müsse Bäume pflegen und erhalten, aber wenn ein Baum geschlägert sei, können die jungen Bäume nachwachsen.

Alter derzeit noch kein Thema

Das Abtragen von Bäumen sei eine notwendige Arbeit, sagte Platter. Sie gehöre zur Baumpflege dazu. Nicht immer mache man es gern, oft gehe es aber nicht anders, wenn Personen oder Gebäude gefährdet werden. Die Arbeit auf den Bäumen ist für beide eine Leidenschaft. „Man ist in der Natur, es ist kein Baum gleich und daher auch ein Nervenkitzel“, so Jonach. Einstweilen schaffe er das noch locker, er sei jetzt 33 und so sei das kein Problem. Kollege Platter ist 39 und auch noch fit genug: „Beim Klettern arbeitet man mit seinem eigenen Gewicht, das kann man sicher bis ins hohe Alter machen. Fit müssen wir bei unserem Job sowieso sein.“

Große Schnitte bis in Frühherbst

Pflegemaßnahmen könne man das ganze Jahr über ausführen, wie Totholz entfernen. In der Vegetationszeit sehe man die dürren Äste besser. Die Schnittzeiten seien außerdem etwas von der Baumart abhängig, so Platter. Feinere Korrekturen könne man immer machen. Gröbere Schnitte bis in den frühen Herbst hinein, damit der Baum die Wunden noch vor dem Winter heilen könne. In Erinnerung bleiben den beiden Baumpflegern ganz besondere Bäume, wie alte Hoflinden oder uralte Nussbäume.

Sie seien immer froh, wenn die Besitzer sie rufen, um die alten Bäume so lange wie möglich erhalten zu können. Für beide seien Bäume ein Lebensraum, der auch in die Stadt gehöre. Bäume seien für das Klima, für die Menschen, Vögel und Kleintiere wichtig. Für Christian Plattner und Daniel Jonach sind Bäume zusätzlich noch ihr Arbeitsplatz.