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Kultur

Privatstiftung Kärnten kauft Bachmann-Haus

Das Haus in der Klagenfurter Henselstraße, in dem Ingeborg Bachmann ihre Jugend verbracht hat, wird von der Privatstiftung Kärnten gekauft. Das Gebäude soll adaptiert und als Museum sowie als Begegnungsort genutzt werden. Der Kaufpreis beträgt rund 500.000 Euro.

In der Henselstraße 26 verbrachte Ingeborg Bachmann ihre Jugend und unternahm erste literarische Gehversuche. Später war das Haus für sie ein Ruhepol und Rückzugsort.

Privatstiftung Kärnten kauft Bachmann-Haus

Das Haus in der Klagenfurter Henselstraße, in dem Ingeborg Bachmann ihre Jugend verbracht hat, wird von der Privatstiftung Kärnten gekauft. Das gab Kärntens LH Peter Kaiser (SPÖ) am Freitag bekannt. Das Gebäude soll adaptiert und als Museum sowie als Begegnungsort genutzt werden. Der Kaufpreis beträgt rund 500.000 Euro.

Der in London lebende Bruder von Ingeborg Bachmann habe sich vor zwei oder drei Jahren an das Land gewandt und erklärt, er wolle, dass das Haus der Familie in öffentlichen Besitz übergehe und zugänglich gemacht werde, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Freitag. In dem Haus lagern die persönlichen Besitztümer der Dichterin, die 1973 in Rom gestorben ist. Ihr Bruder habe alle ihre persönlichen Gegenstände, Mobiliar und Bücher aus Rom nach Klagenfurt gebracht.

Bachmann Haus Henselstraße Klagenfurt außen
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In diesem Haus in der Henselstraße verbrachte Ingeborg Bachmann ihre Jugend

Wertvolle Büchersammlung

Kaiser sagte dazu: „Allein die Bibliothek umfasst rund 4.000 Bücher, davon etliche mit persönlichen Widmungen etwa von Paul Celan, Heinrich Böll, Erich Fried oder Henry Kissinger.“ Es gebe eine Plattensammlung, Notizen, Skizzen und vieles mehr. Der Schätzwert der Bibliothek liegt laut Kaiser bei 120.000 Euro, der restliche Besitz wird auf 70.000 Euro geschätzt. Der Verkehrswert der Immobilie beträgt laut Gutachten 330.000 Euro.

Musil-Museum und Universität eingebunden

Die Kosten für Umbau und Sanierungsarbeiten teilen sich laut Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) Stadt und Land, die als gemeinsame Eigentümer eingetragen werden. Geführt werden soll das Haus vom Musil-Museum. Dieses habe die nötige Kompetenz bezüglich Bachmann, betonte Mathiaschitz. Angestrebt wird auch eine Zusammenarbeit mit der Universität Klagenfurt. Allgemein zugänglich soll das Haus von Anfang Mai bis Ende Oktober sein, für wissenschaftliches Arbeiten das ganze Jahr.

Gedenktafel Bachmann Haus Henselstraße Klagenfurt außen
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Kooperation mit TddL offen

Eine Arbeitsgruppe ist laut Kaiser und Mathiaschitz dabei, Nutzungskonzepte auszuarbeiten. Besonders geeignet für die museale Nutzung sei der Oberstock, sagte Kaiser. Im Sommer könnten Veranda und Garten für Veranstaltungen genutzt werden. In welcher Form eine Kooperation mit den Tagen der deutschsprachigen Literatur stattfinden wird, ist noch offen.

Die Vertragsverhandlungen seien praktisch abgeschlossen, sagte Kaiser. Wann die Unterzeichnung erfolge, hänge davon ab, wann Heinz Bachmann das nächste Mal aus London nach Kärnten komme. Er rechne aber damit, dass es jedenfalls in der ersten Jahreshälfte sein werde. Danach könne man mit den Umbauarbeiten beginnen. Etwa Mitte des nächsten Jahres soll das Bachmann-Haus dann seine Pforten öffnen.

Kritik von Team Kärnten

Team Kärnten Obmann Gerhard Köfer reagierte in einer Aussendung mit Unverständnis auf den Ankauf. Derzeit sollte man die die Auswirkungen der Coronavirus-Krise bestmöglich abfedern. Solch ein kulturelles Prestigevorhaben der Kärntner Privatstiftung zähle „sicherlich nicht“ dazu. Die noch vorhandenen Mittel dieser ominösen Stiftung sollten eigentlich gerade jetzt für nachhaltige Projekte bzw. für die direkte Unterstützung der Menschen verwendet werden. Köfer kündigte eine Landtagsanfrage an Kaiser an, ebenso eine weitere Anfrage zu den allgemeinen Geschäftstätigkeiten der Privatstiftung.

Kärntner Privatstiftung

Die Stiftung wurde 2002, unter dem damaligen Landeshauptmann Jörg Haider, gegründet. In Kärnten tätige Konzerne – wie die RWE, die Hypo und die STRABAG – stifteten das Gründungskapital von 4,5 Millionen Euro. Stiftungszweck ist laut Urkunde die bestmögliche Förderung des Gemeinwohls in Kärnten, sei es durch Ausschüttungen an die Wissenschaft, an Einrichtungen für die Schul- oder Volksbildung, für Kunst oder soziale Belange, aber auch zum Beispiel für den Natur- oder Tierschutz.