Man is holding smartphone and reading fake news on internet. Propaganda, disinformation and hoax concept.
vchalup/stock.adobe.com
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Gesundheit

„Impfmythen“ ängstigen auch Pfleger

Die Impfbereitschaft unter dem Personal der Pflege- und Altersheime scheint gering. Kärntenweit ließen sich im ersten Durchgang weniger als 50 Prozent des Personals impfen. Auch hier gibt es offenbar Ängste wegen „Fake News“.

Folgende Zahl ließ jüngst aufhorchen: In Kärnten war beim ersten Durchgang nicht einmal die Hälfte der Mitarbeiter in Senioren- und Pflegeheimen bereit, sich impfen zu lassen. Nun hoffen alle Verantwortlichen, daß es bei der nächsten Chance deutlich mehr sein werden.

Große Skepsis in AVS: Nur 60 von 200 ließen sich impfen

Überlegungen wie: „Einmal abwarten, wie die anderen die Impfung vertragen“, „Man muss nicht unter den Ersten sein“, aber auch Angst vor Spätfolgen oder eine generelle Impfskepsis sind Gründe, die speziell von Mitarbeitern in Senioren- und Pflegeheimen immer wieder genannt werden.

Knapp 50 Prozent der Heimmitarbeiter haben sich Kärntenweit impfen lassen, deutlich weniger waren es in den Heimen der AVS, der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfeverbände, sagte Gewerkschafter Valid Hanuna. Von knapp 200 Pflege-Mitarbeitern haben sich etwa 60 impfen lassen. „Wir haben in der AVS selbst vier Heime und liegen bei einem Durchimpfungsgrad von 30 bis 40 Prozent bei Mitarbeitern. Viele haben Angst vor Langzeitfolgen, bzw. bei jüngeren Frauen gibt es die Meldung, bzw. die Frage: Kann mein ungeborenes Kind darunter leidern? Es sind einfach Fake News, die aber in den Köpfen Platz finden.“

Gesundheitsministerium informiert zu drängenden Fragen

Am Mittwoch erhalten die Mitarbeiter in den Heimen erneut eine Information des Gesundheitsministeriums zugeschickt, darin werden mehr als zehn Fragen beantwortet- etwa auch jene, ob die Impfung das Erbgut verändert, also ein später geborenes Kind einen Schaden erleiden könnte. Dazu steht zu lesen: Der Impfstoff habe keinen Einfluss auf das menschliche Erbgut und auch keinen auf die Fruchtbarkeit. Wenn eine Frau schwanger sei oder ihr Baby stille, dann solle sie mit der persönlichen Ärztin oder dem Arzt sprechen und dann entscheiden.

Die Gewerkschaft der Mitarbeiter in Pflegeberufen ist zuversichtlich, dass viele umdenken werden. Valid Hanuna: „Die positive Information muss einfach öfter kommen, das wird in den Köpfen dann schon arbeiten.“

Viele fühlen sich übergangen und nicht gehört

Einstweilen laufen die Informationen weiter, denn: Viele Mitarbeiter in Heimen fühlen sich nicht gehört oder genug ernst genommen. So hat es der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband bereits formuliert: Wenn man jahrelang übergangen werde, dann baue sich ein Widerstand bei den Kollegen auf. Daher wollten viele nichts mehr „von oben“ diktiert bekommen. Auch der Kärntner Gewerkschafter sagt, die Impfung müsse freiwillig bleiben.

Lockerungen der Besuchsregeln gefordert

Sozialreferentin Beate Prettner von der SPÖ fordert nun auch, dass die Besuchsregelen in jenen Heimen, in denen die Impfung bereits abgeschlossen ist, gelockert werden. Die strengen Besuchsregeln von einmal pro Woche hätten Spuren hinterlassen, unter denen Bewohnerinnen und Bewohner und Angehörige leiden würden. Mit negativem Antigentest und einer FFP 2 Schutzmaske müssten wieder mehr Besuche möglich sein, so Prettner und ihre Kollegen Hacker aus Wien und Schneemann aus dem Burgenland. Auch FPÖ-Chef Gernot Darmann forderte eine Lockerung der Besuchsregeln. "Besuche unter entsprechenden Rahmenbedingungen müssen im Sinne der Bewohner und der Angehörigen ohne Einschränkung auf einen Besuch pro Woche gestattet sein. Jeder Besuch mit vorherigem Negativtest und zusätzlich Verwendung einer FFP2-Maske ist sicher, trägt zum Wohlbefinden der Heimbewohner bei und wirkt der Vereinsamung entgegen“, so Darmann.

Gesundheitsminister Anschober von den Grünen lehnte Lockerungen am Mittwoch jedoch ab. Er wolle den Februar abwarten, alle Durchimpfungen abschließen und das Mutationsaufkommen beobachten, so Anschober nach dem Ministerrat. Anfang März könnte es dann eventuell Entscheidungen über Lockerungen geben, so der Gesundheitsminister.

Der Kärntner Landespressedienst gibt auf ORF-Anfrage bekannt: Mittlerweile haben sich 39 von 77 Heimen mit weiterem Impf-Bedarf gemeldet. 942 zusätzliche Personen sind laut aktuellem Stand für die nächstmögliche Impfung vorangemeldet, darunter 410 Mitarbeiter.