Coronavirus blood test concept. Doctor hands in medical gloves holding test tube with blood for Coronavirus analysis over laboratory desk. 2019-nCoV Coronavirus originating in Wuhan, China
photoguns/stock.adobe.com
photoguns/stock.adobe.com
Gesundheit

Hermagor CoV-Hotspot in Österreich

Gemessen an 100.000 Einwohnern und einem Sieben-Tagesschnitt gibt es österreichweit in Hermagor die meisten Coronavirus-Infektionen. Deswegen hat die Landesregierung zusätzliche Maßnahmen beschlossen: Mehr Teststraßen, verpflichtende Tests für K2-Personen und eine stärkere Kontrolle von Zweitwohnsitzen.

Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt in Hermagor bei 365,6. Zum Vergleich, im Bezirk St. Veit liegt sie mit 64,6 um mehr als 300 Infektionsfälle darunter. Schon diese Woche sollen deshalb im Bezirk Hermagor zusätzliche Teststraßen eingerichtet werden, etwa in Kötschach und im Lesachtal. Die Vorbereitungen dazu sind laut Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) angelaufen.

Hoher Infizierungsgrad mit britischer Mutation

Die zusätzlichen Testmöglichkeiten sind also nicht nur der Reisewarnung für Tirol geschuldet, sondern haben mit der hohen Inzidenz in Hermagor auch eine hausgemachte Ursache. Kaiser: „Wir haben hier eine hohe Infizierung mit dem B.1.1.7-Virus, dem britischen Virus, daher ist es notwendig und sicher empfehlenswert, sich testen zu lassen. Denn dieses Virus ist hochinfektiös.“

Maßnahmen für Ostirol-Pendler

Bezüglich der Reisewarnung für Tirol werden von Bundesheer und Rotem Kreuz drei Teststandorte in Winklern, Oberdrauburg und dem Lesachtal eingerichtet. Abgeklärt wird auch, was beim Schulstart und Schülertransport in der Region zu beachten sein wird. Reiserückkehrer aus Tirol sollten sich bei der Hotline 1450 vorsorglich für eine Testung melden.

Aber es geht bei den Maßnahmen nicht nur ums Testen. Das Land habe angeordnet, so Kaiser, „dass neben den verpflichtenden Tests für Kontaktpersonen 1 auch Kontaktpersonen 2 verpflichtende Tests durchzuführen haben. Ich habe zweitens am Wochenende bereits angeordnet und heute erneuert, dass es zu einer Kontrolle von Zweitwohnsitzen kommen muss und soll. Auch hier hoffen wir, dass wir Ungereimtheiten aufdecken können und Gefahren beseitigen.“

Polizei: Gewisse „Lockdown-Müdigkeit“

Die Polizei wird die Schwerpunktkontrollen im Bezirk Hermagor ausweiten, die bis jetzt an den Wochenenden stattgefunden haben. Katrin Horn, Leiterin des Bezirkspolizeikommandos, sagte: „Was wir schon merken, ist eine gewisse Lockdown-Müdigkeit in der Bevölkerung generell und auch in der Bevölkerung Hermagors. Es ist mehr los, auch auf der Straße, und die Motivation, alles genauso umzusetzen wie es vorgesehen ist, lässt nach. Das ist einerseits verständlich, aber es gibt die Verordnung, die wir durchsetzen und wir werden das auch weiter kontrollieren.“

Landesregierung will CoV-Häufung in Hermagor eindämmen

Weil Hermagor führt zur Zeit die Liste mit den meisten positive CoV-Tests je 100.000 Einwohnern in Österreich anführt, kündigt die Landesregierung Maßnahmen zur Corona-Eindämmung im Bezirk Hermagor an.

Hohe Inzidenz bei geringer Bevölkerungsdichte

Die österreichweit höchste Sieben-Tages-Inzidenzzahl ist aber auch etwas zu relativieren, da der Bezirk mit Abstand die wenigsten Einwohner hat. Ein paar Fälle mehr oder weniger wirken sich deutlicher in der Statistik aus. Dennoch sollen die Coronavirus-Tests intensiviert werden. Bezirkshauptmann Heinz Pansi: „Ich denke es ist insofern schwer, Maßnahmen umzusetzen, wenn der Bund gleichzeitig Lockerungsmaßnahmen realisiert. Hier wird man mit sehr gewogenen Vorgangsweisen reagieren müssen. Das Um und Auf ist die Akzeptanz und das Mitgehen der Bevölkerung.“ Pansi appellierte an die Bevölkerung, die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus mitzutragen.

Keine Steigerung bei Krankenhaus-Patienten

Fakt ist, dass sich die hohe Sieben-Tages-Inzidenz von Hermagor derzeit nicht auf die Belegzahlen im LKH Laas aus wirkt. Laut Primarius Johannes Hörmann werden derzeit nur zwei Corona-Patienten behandelt, in Spitzenzeiten im Vorjahr seien es 33 Patienten gewesen. „Die Zukunft, vor allem die nächsten zwei Wochen, werden erst zeigen, ob wir damit auch im Krankenhaus eine Steigerung haben. Wir müssen abwarten. Die erste Woche ist in der Regel ein ruhiger Verlauf, die zweite Woche zeigt, ob die Patienten schwerer krank werden, das Krankenhaus und die Intensivstation brauchen.“

Mobile Test-Teams für die Regionen

Auch Landesrat Martin Gruber von der ÖVP drängt auf weitere Testmöglichkeiten, zumal es noch viele Regionen in Kärnten gebe, von denen aus die 12 Gratis-Teststraßen kaum erreichbar sind, sagte er. „Kärnten ist ein sehr ländliche geprägtes Bundesland und die Bevölkerung im ländlichen Raum muss dieselben Chancen haben, sich regelmäßig testen zu lassen, wie Personen, die in Bezirkshauptstädten wohnen. Deshalb ist es unser Ziel, gemeinsam mit dem Roten Kreuz mobile Testteams zu organisieren, die dann in den Regionen unterwegs sind.“

Einen erfreulichen Aspekt zum Thema Coronavirus brachte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) in die Regierungssitzung ein. Die Coronavirus-Fallzahlen in den Alten- und Pfegeheimen gehen stark zurück, auch weil die erste Impfrunde abgeschlossen sei. Bereits mehr als 60 Prozent der Bewohner und rund die Hälfte der Mitarbeiter wurden nach dem zweiten Impfdurchgang immunisiert. Prettner: „Damit sind wir das erste Bundesland das in den Pflegeheimen alle Impfwilligen, und das waren 3.370 Bewohner und Bewohnerinnen und 1.459 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geimpft hat – das sind 48,6 Prozent der Mitarbeiter und 60,2 Prozent der Bewohner.“

Infektionen in Heimen binnen einer Woche halbiert

Dennoch wird es weitere Impfmöglichkeiten in den Heimen geben, für all jene, die sich bisher nicht impfen lassen wollten, es sich jetzt aber überlegt haben. Prettner: "Je mehr Impfwillige, desto besser. Das Land tut alles, um auch die ‚Nachzügler‘ schnellstmöglich einer Impfung zuzuführen“. Mit Stand heute seien 63 Personen in den Pflegeheimen infiziert – das entspreche einer Halbierung binnen einer Woche.

Weitere zehn Millionen Euro wurden für Maßnahmen gegen die Pandemie beschlossen. Finanziert werden damit sämtliche Maßnahmen, die im Kampf gegen das Virus nötig sind – Contact Tracing mit zusätzlichen Mitarbeitern und Telekommunikationskosten, Schutzausrüstungen, Logistik mit Containern und Auslieferungsmanagement, Tests, Screening , Epidemieärzte, Coronavirus-Zulagen von Pflegekräften und Ärzten und das Besuchsmanagement in Pflegeheimen.

Gratistests: Politik ruft Apotheken zur Teilnahme auf

Fälle der südafrikanischen und brasilianischen Mutation gebe es derzeit in Kärnten noch nicht. Die Regierungsmitglieder richteten an die rund 100 Apotheken in Kärnten die Bitte, sich für ein möglichst flächendeckendes Angebot an der Aktion der kostenlosen Antigentests zu beteiligen. Der Landeshauptmann forderte den Bund erneut dazu auf, auch die sogenannten Wohnzimmertests mitheranzuziehen.

Beschlossen hat die Regierung auch ein „Sonderbudget Tourismus“ in der Höhe von einer halben Million Euro für die Regionen zum Neustart nach Ende des Lockdows. Das Land ist außerdem bereit, die Stundung der Tourismusabgabe für die Betriebe noch einmal zu verlängern. Diese wäre jetzt ausgelaufen.

FPÖ erneuert Forderung nach Tests bei Ärzten

Die Landesregierung müsse alle Kärntner Ärzte, die „Corona-Checks“ anbieten, in die Teststrategie einbinden, hieß es von der FPÖ in einer schriftlichen Reaktion auf die Regierungssitzung. Bei diesen niedergelassenen Ärzten müsse ein Gratistest möglich sein.

Die von SPÖ und ÖVP beschlossene Stundung der Tourismusabgabe bis September 2021 sei „zu wenig“, es müsse eine komplette Befreiung geben. Das Land Kärnten könne nicht „einen Anteil vom Kuchen haben wollen, den es nicht gibt“, so FPö-Obmann Gernot Darmann.