Wanderfalke
ORF
ORF
Freizeit

Falknerei – uralte Jagdkultur

Die Beizjagd – also die Jagd mit Greifvögeln – ist eine uralte Angelegenheit. Der junge Lavanttaler Alexander Jandl setzt sich seit Jahren intensiv damit auseinander und trainiert täglich mit seinem zehn Monate alten Wanderfalkenweibchen.

Falkner trainieren Greifvögel, damit diese bei ihrer Jagd mit dem Menschen kooperieren. Falkner sind Jäger – auch wenn sie das Wild nicht eigenhändig erlegen, sondern die „Arbeit“ den Greifvogel erledigen lassen. Wobei – von seiner Beute bekommt der Falkner vom Vogel nichts ab. Einziger „Lohn“ des Falkners ist es, seinen Vogel beim Jagen beobachten zu dürfen.

Falkner mit 21 Jahren

Falkner Alexander Jandl aus St. Andrä im Lavanttal hat sich der Jagd mit Greifvögeln verschrieben. Mit seinen 21 Jahren ist er einer der Jüngsten, der diese Kunst beherrscht.

Pfeilschnell jagendes Wanderfalkenweibchen

Alexander Jandl lebt in in St. Andrä im Lavanttal, ist 21 Jahre jung, Chemiestudent und hat er eine große Leidenschaft für schnelle Vögel. „Wanderfalken sind die schnellsten Tiere der Welt“. 360 Kilometer pro Stunde schnell kann sein Wanderfalkenweibchen im Sturzflug fliegen.

Weiblicher Wanderfalke
ORF
Alexander Jandl mit seinem Vater und dem Wandervogelweibchen

„Terzel“ sind kleiner aber umso wendiger

Es handelt sich um ein zehn Monate altes Weibchen. Männchen werden „Terzel“ genannt. „In der Greifvogelwelt ist interessant, dass die Männchen – also die Terzel – meist ein Drittel kleiner sind, als die Weibchen.“ In puncto Schnelligkeit hilft ihnen das allerdings nicht wirklich, allerdings sind die Männchen wendiger. „Die Natur wird schon ihren Grund haben. Männchen sind nicht unbedingt schneller, aber weil sie kleiner sind, ein Stück weit agiler und wendiger. Der männliche Sperber oder Habicht tut sich im Gebüsch leichter, kleine Vögel zu verfolgen.“

In der Brutperiode sitzt das Sperber-Weibchen nur am Horst und brütet die Jungen aus. Das Männchen hat gut damit zu tun, bis zu drei Jungtiere und das Weibchen mit Nahrung zu versorgen. „Der Sperber ist bei uns relativ häufig – wer ein Vogelhäuschen im Garten hat, sieht ihn vielleicht oft nur vorbeizischen. Es ist ein sehr agiler Jäger, wiegt nur 200 bis 300 Gramm und ernährt sich hauptsächlich von kleinen Vögeln.“

Wanderfalke krallt sich auf Faust fest
ORF
Krallen

Je nach Beutetier wird der richtige Vogel ausgewählt

Auch der Sperber ist für die Falknerei geeignet. „Ich bin ein Sperberweibchen geflogen, drei Jahre lang. Jetzt ist es leider verstorben. Für die Falknerei wählt man immer jenen Vogel aus, je nachdem, welches Wild man hat. Wenn man Hasen zur Verfügung hat, wird es am besten sein, den Habicht zu wählen – das ist ein mittelgroßer Greifvogel von 700 bis 800 Gramm bis zu einen Kilogramm. Bei Elstern wählt man am besten ein Sperberweibchen.“

Weiblicher Wanderfalke
ORF
Wanderfalke

Die einzige Waffe des Falkners ist „Zeit“

Jandls Wanderfalkenweibchen ist auf Rabenkrähen spezialisiert bzw. trainiert. Die Krähen zu bejagen ist – ausgenommen in der Schonzeit – immer möglich. Aber wie macht man aus einem Falken einen Jagdfalken? Greifvögel lassen sich nicht in herkömmlicher Weise wie Hunde oder Katzen domestizieren. „Sobald ich den Greifvogel als Jungen bekomme – man sagt in der Falknerei: Sobald er trocken ist, das heißt sein Gefieder vollständig ausgewachsen ist, das ist mit fünf bis sechs Wochen der Fall – beginnt eine harte Zeit. Ich muss das Vertrauen des Vogels gewinnen, das geht leider nur mit viel Zeit. Ich sitze an einem ruhigen Ort stundenlang da und lasse den Greifvogel dabei auf meiner Faust sitzen. Nach Tagen – oder je nach Charakter des Vogels – auch Wochen hat er verstanden, dass ich ihm nichts Böses tun will und kein Feind bin. Aber dieses Vertrauen muss man erst gewinnen. Dann geht es mit den ersten Apellflügen los, man lässt den Vogel zur eigenen Faust fliegen. Auch das ist eine große Hürde, die der Vogel überwinden muss, weil er das eigentlich nicht will. Dann kommt der große Moment des ersten Freifluges – auch wenn es heute nicht mehr so kritisch ist wie früher, weil am Vogel ein Sender angebracht ist, und man ihn orten kann.“

Weiblicher Wanderfalke
ORF
Wanderfalkenweibchen

Partner, Freund – vor allem aber: Nahrungsquelle

Der Vogel sieht den Falkner als Partner, vielleicht auch als Freund – hauptsächlich aber als Nahrungsquelle. Doch wie erkennt der Vogel seinen Falkner? „Ich glaube, dass der Vogel ganz genau weiß, wie der Falkner aussieht, nachdem man soviel Zeit miteinander verbracht hat.“

Meist suche der Vogel auch seinen Falkner, wenn er selbst nichts fange. Sein eigenes Wandervogelweibchen habe sich beim Freiflug auch schon verirrt. „Sie hat nicht gewusst, wohin sie fliegen soll und ist in die falsche Richtung geflogen. Der Vogel ist wie ein Kind, zum ersten Mal in der Luft und muss sich auch erst orientieren.“

Weiblicher Wanderfalke
ORF
Wanderfalke in der Luft

Zur Belohnung wartet die „Atzung“

Seine Beute bringt ein Greifvogel dem Falkner übrigens nicht, er jagt nur für sich. „Wenn er die Beute fängt, dann frisst er sie auch. Das nennt man kröpfen.“ Für jeden Jäger ist es allerdings nicht leicht, etwas zu erbeuten – das hat die Natur so eingerichtet. Bei den meisten Jagdversuchen geht jedoch etwas schief.

„Die Belohnung – die Atzung – macht den Vogel glücklich, er kann sich seinen Magen vorschlagen. Es handelt sich entweder um Krähen, oder es werden – weil der Vogel meist ja nichts fängt – Wachteln, Tauben oder Eintagesküken gefüttert.“

Wanderfalke bei Atzung
ORF

Jüngster Falkner in Kärnten

Geradezu in die Wiege gelegt wurde Jandl die Jägerei nicht gerade – auch wenn sein Vater vor etwa dreißig Jahren noch mit der Falknerei Kontakt hatte. „In meinem Fall hatte niemand in der Familie mit der Jagd zu tun. Nachdem ich die Falknerei für mich entdeckt hatte, musste ich zuerst die Jagdprüfung machen. Dann habe ich mich in das Thema hineingefunden.“

Die erste Leidenschaft für das Jagen mit Falken hat Alexander Jandl aber definitiv von seinem Vater geerbt. „Der Vater hat mir als Kind gezeigt, wo im Wald Habichthorste oder Bussardhorste findet. Er hat mir die Falknerei erklärt.“

Seit fünf Jahren ist Jandl nun „dabei“ – er war der jüngste im Jagdkurs. Normalerweise ist die Falknerei eher nichts für junge Leute – weil sie sehr zeitraubend ist. „Damit die Falknerei funktioniert, muss ich jeden einzelnen Tag des Jahres mit dem Vogel arbeiten und mich um ihn kümmern. Ich kann nicht einfach ein paar Wochen Pause von der Falknerei machen. Wenige Menschen finden die Zeit dafür.“

Falkner Alexander Jandl ist mit seinen 21 Jahren einer der Jüngsten im Land. „Falken sind schöne Tiere, diese majestätischen Flieger beobachten zu können ist für mich das Schönste, was es gibt.“ Der Falke lehren einen vor allem eines: „Geduld – ich bin Jungfalkner und weiß, dass ich gar nichts weiß. Es ist ein ewiger Lernprozess.“

Falkner mit Wanderfalke auf verschneitem Feld
ORF

Vogel hebt mit „unnützen Gedanken ab“

Wenn sein Vogel abhebe, sei das der schönste Moment des Tages und er bedeutet völlige Konzentration. „Das Einzige, woran ich dann denke, ist, der Moment in dem ich bin und den Vogel fliege. Man kann sagen, der Vogel hebt mit meinen unnützen Gedanken ab und fliegt damit davon.“