Menschen vor Saleschildern im Schaufenster
APA/Helmut Fohringer
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Wirtschaft

Handel eröffnet mit Rabattschlacht

Nach dem sechswöchigen Lockdown dürfen Handel und körpernahe Dienstleister wieder aufsperren. In den großen Einkaufszentren waren am Montag mehr Leute als sonst zu beobachten. Reger Betrieb herrschte auch in den Kärntner Frisörsalons. Die Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen hat Priorität.

"Alles zum halben Preis“, „Riesen-Lockdown-Ausverkauf“ oder „Größter Abverkauf aller Zeiten“ – Aufrufe für die anstehende Schnäppchenjagd kamen im Vorfeld aus dem Mode-, Sportartikel-, Kosmetik- und Elektronikhandel. Der Hintergrund sind übervolle Lager und die auslaufende Saison, bis zu Minus 70 Prozent sollen die Kunden wieder in die Einkaufszentren und die Innenstädte locken. Seitens des Handelsverbandes hofft man auf einen dauerhafte Öffnung der Geschäfte, denn einen vierten Lockdown würden viele Händler wirtschaftlich nicht überleben.

Handel eröffnet mit Rabattschlacht

Nach sechs Wochen im Lockdown, konnte auch erstmals wieder der Handel ins neue Jahr starten. Von einem Ansturm war man zumindest in Villach weit entfernt.

Liquidität „am Boden“ lässt Pleitewelle befürchten

Raimund Haberl, Sprecher der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, sprach von einem längst überfälligen Schritt, befürchtet aber dennoch, dass es viele Händler geben wird, die in diesem Jahr einen Schlusstrich ziehen müssen. Die Liquidität sei vielfach „am Boden“, auch weil Stundungen beendet und Sozialversicherungsraten nun fällig würden. Betroffen sei der gesamte Einzelhandel, aber gerade bei den Modehändlern seien Bekleidung und Schuhe noch auf Lager, die Frühjahresmode werde aber jetzt ausgeliefert. „Zu befürchten ist eine Pleitewelle Ende des ersten Quartals.“

Neben den 600 Friseuren in Kärnten durften auch in den 1.400 körpernahen Dienstleistungsbetrieben wieder Kunden empfangen werden – also etwa bei den Kosmetikern, Masseuren oder Fußpflegern. Voraussetzung: Ein negativer Coronavirus-Test, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Und das stelle viele vor Probleme, sagte die Innungsmeisterin der Kosmetiker, Fußpfleger und Masseure in der Wirtschaftskammer, Angelika Schawarz.

Das Problem seien zu wenige vorhandene Tests für Kunden, „die Bundesregierung hat viel zu spät die Details und die Verordnung herausgegeben, manche Kunden sagen ab, weil sie Testgegner sind.“ Das betreffe in etwa 20 Prozent. Gehofft wird auf Gratistests auch bei den Ärzten.

Volle Parkplätze vor allen Einkaufszentren

Die Parkplätze vor den großen Kärntner Einkaufszentren waren am ersten Einkaufstag dann doch recht voll. Der Kundenansturm sei teils auf die enormen Rabatte zurückzuführen, so „City Arkaden“-Center Manager Ernst Hofbauer. „Wo wir besonders viele Leute sehen, ist in der Unterhaltungselektronik. Da gibt es anscheinend Nachholbedarf und natürlich im Textileinzelhandel. Da sieht man, dass viele wieder etwas Neues brauchen oder Ware umtauschen.“

Körperwärme-Scans helfen Kundenstaus zu vermeiden

Auch im Südpark waren mehr Leute als sonst an einem Montag anzutreffen, um den einen oder anderen Rabatt auszunutzen. Auch dort wird die 20 Quadratmeter-Regel pro Kunde genau kontrolliert, sagte Center-Manager Heinz Achatz. „Die Kunden halten sich auch sehr stark an die von der Regierung gesetzten Maßnahmen. Wir kontrollieren über Körperwärme, ich sehe also ganz aktuell, wieviele Leute hier im Center sind. Wenn wirklich zuviele Kunden hier wären, machen wir die Eingänge zu und lassen die Kunden nur noch blockweise ins Center.“

Weniger Andrang bei Friseuren in Einkaufszentren

Ebenfalls mehr Betrieb als sonst herrschte im Atrio in Villach. Was in allen Einkaufszentren zu beobachten war: Die Friseure dort wurden nicht ganz so gut besucht, wie zuvor erwartet worden war. Dazu sagte Center Manager Richard Oswald. „Die ganz große Drängerei gibt es nicht, es gibt keine großen Staus, sondern da und dort müssen vor den kleineren Geschäften ein paar Leute warten. Auch bei den Frisören ist es kein großer Andrang. Es wird einfach noch ein paar Tage dauern, bis die Leute sich ihre Tests holen – auch weil ich weiß, dass am Wochenende die Testkapazitäten bei den Stationen nicht so groß sind, wie unter der Woche.“

„Großer Ansturm“ in den Friseursalons

Anders die Situation bei den Friseuren mit Salons außerhalb der Einkaufszentren: Hier herrsche reger Betrieb, sagte Georg Wilhelmer, Landesinnungsmeister der Friseure in Kärnten. Seine Erklärung: „Ich glaube, die Friseure in den Einkaufszentren haben eher mit Laufkundschaft zu tun, weshalb der Ansturm geringer ist.“

Bei vielen Frisören mit eigenem Salon hätten sich die Kunden bereits darauf eingestellt und sich einen Test besorgt. „Das haben wir heute festgestellt, dass viele Kunden vorbereitet sind und den Test auch mithaben.“ Es gäbe mehr Geschäftsbetrieb als normal. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen – mit Abstand und reservierten Plätzen – sei der Terminkalender aber „etwas großzügiger gestaltet“ worden. „Aber es ist schon ein sehr großer Ansturm.“

Kundenzählung an Eingängen in Wolfsberg

Auch in Wolfsberg bildeten sich vor Geschäften erste Warteschlangen, gut frequentiert wurden demnach Baumärkte, Möbelhäuser und Bekleidungsgeschäfte. Um die Obergrenze von 20 Quadratmeter pro Person nicht zu überschreiten, wurden Kunden am Eingang zu Geschäften gezählt. Dass die Regeln doch peinlich genau eingehalten werden, hat einen guten Grund, sagt Siegbert Ebner, Geschäftsführer eines Möbelhauses in Wolfsberg: „Wir hoffen, dass es weitergeht, die Schutzmaßnahmen werden deshalb konsequent eingehalten.“