Die Schülergruppe beim Arbeiten
ORF/Peter Matha
ORF/Peter Matha
Lifestyle

Bambusfahrräder als HTL-Diplomarbeit

Ende des 19. Jahrhunderts sind in Klagenfurt und später in Ferlach Fahrräder aus Bambus in großem Stil produziert worden. Einige Schüler der HTL Ferlach trauen sich über das Projekt und bauen diese Räder nach. Mit einer Diplomarbeit entstehen aus dem ökologischen Rohstoff Bambus neue Räder in moderner Technik.

Karl Bräuer, Otto Lemisch und Franz Grundner hießen im 19. Jahrhundert jene Pioniere, die das Bambusfahrrad auf den Markt brachten. Als ökologische, aber – damals noch wichtiger – leichte Fahrradversion. Der 68 Jahre alte Deutsche Oswald Wieser entdeckte nach seiner Pensionierung das Bambusfahrrad für sich und baut nun in Klagenfurt neue Bambusfahrräder – mehr dazu in – Renaissance des Bambusfahrrads (kaenten.ORF.at; 30.9.2020).

Zeichnung des Rahmens aus Bambus
ORF/Peter Matha
Der Rahmen wird als Diplomarbeit neu konstruiert

Von der Kooperation zur Diplomarbeit

„Innovation ist grenzenlos“, sagt Johann Puinbroek, der Werkstättenleiter. Er ist zuständig für Industriedesign an der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Ferlach. Das Bambusfahrrad als Diplomarbeit ist etwas Besonderes. Oswald Wieser war der Ideengeber, sagt Puinbroek. In einer Anfrage an die HTL Ferlach schlug er eine Kooperation zwischen Schule, Design und Wirtschaft vor.

„Er fragte, ob wir nicht Interesse hätten, das Bambusfahrrad, das seinen Ursprung in Ferlach hat, weiter zu entwickeln“, so Puinbroek. Daraus entstand eine Kooperation und mittlerweile ist das Projekt zur Diplomarbeit geworden, mit der versucht wird, die alten Lemisch-Patente in die Neuzeit zu transferieren.

Schüler mit Bambusrohren
ORF/Peter Matha
Die Schüler arbeiten mit fünf Zentimeter starken Bambusrohren

Biologisch abbaubare Verbindungen

Bei diesen Lemischpatenten geht es um die Ideen, die die Kärntner Vorerfinder vor mehr als 100 Jahren hatten, um Bambusrohre zu verbinden. Jetzt arbeiten Angelina Djukic, Lukas Gabesam, Alina Schweighofer und Japlen Khurana an der Weiterentwicklung für ihre Diplomarbeit.

Das Lemischpatent ist 1894 in Ferlach entstanden, erzählen die Schüler. Die Verbindungen seien damals mit Metallklammern befestigt worden, dadurch konnten beschädigte Bambusteile ersetzt werden. Als Innovation wollen die Schüler für die Verbindungen Bio-Resin-Harz, ein biologisch abbaubares Epoxitharz verwenden und Lignin, ein pflanzlicher Bestandteil, der ebenfalls biologisch abbaubar ist.

Rahmen für das Bambusfahrrad
ORF/Peter Matha
Ein biologisch abbaubares Harz wird verwendet

Rahmen wird auf Maße des Käufers abgestimmt

Konstruiert wird mit Hilfe eines Computers. Ziel ist es, das richtige Maß für den Rahmen zu finden, für ein Rad, das vom Stil irgendwo zwischen Citybike und Mountainbike liegen wird. Es soll leicht und stabil zugleich werden. Die Schüler versuchen auch, ein attraktives Erscheinungsbild für ihr Fahrrad zu finden. In wenigen Wochen sollen die Prototypen schon fertig sein, ab März soll das erste Fahrrad auf der Straße zu sehen sein, dann soll der Markt erobert werden.

Dazu wird auch an einem besonderen Geschäftsmodell gearbeitet. Jeder Käufer soll sich dabei sein Fahrrad nach den eigenen Körpermaßen zusammen stellen, sagte Werkstättenleiter Puinbroek. Die Körpermaße werden dazu in ein Computerprogramm eingeben, der Konfigurator berechnet alles Weitere. „Aufgrund der Daten wird der Fahrradrahmen vorbereitet. Die einzelnen, individuellen Teile werden mit dem 3-D-Drucker kostensparend ausgedruckt.“

Entwürfe auf dem Computer
ORF/Peter Matha
Der Computer hilft, die korrekten Maße zu berechnen

Rad wird selbst zusammen gebaut

Fünf Zentimeter stark sind die Bambusrohre, die heute verwendet werden. Das Ur-Bambusfahrrad aus Ferlach kam noch mit drei Zentimeter Rohstärke aus, sagte Puinbroek. „Innerhalb von 100 Jahren hat sich die Wachstumsqualität des Bambus gewandelt. Wir mussten die Qualität des Bambus finden, damit er ausgereizt und auch in Europa, im Alpen-Adria-Raum, angebaut werden kann.“ Bis März soll das Projekt fertig sein.

Der Kunde erhält das Fahrrad in Einzelteilen geliefert. Entweder baut er das Rad nach Anleitung selbst zusammen oder arbeitet mit anderen bei einem Workshop. Ein solcher Rahmen soll 400 bis 700 Euro kosten. Die restlichen Teile werden zugekauft.