Illustration zum Thema Social Media (21.3.2017)
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
Technik & IT

Datenschutz: Jeder braucht Medienkompetenz

Am europäischen Tag des Datenschutzes geht es auch um die Frage, ob der Mensch in der Coronavirus-Pandemie noch gläserner wird. Datenschutzexperte Peter Schartner meint, dass jeder digitale Kompetenz aufbauen müsse, denn viele Daten werden ganz freiwillig preis gegeben.

Der Experte für IT-Sicherheit und Datenschutzbeauftragte der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Peter Schartner, ist für den Datenschutz an der Uni verantwortlich. Die Gefahr einer totalen Überwachung wie in Asien sieht er in Europa nicht. Vieles werde im Internet und anderen Medien falsch dargestellt. Etwa die Bewegungsprofilanalyse in den Lockdowns seien anonymisierte Daten: „Man kann nicht auf den Einzelnen schließen. Keiner braucht Angst zu haben, dass da jemand sitzt und überwacht, ob der Herr Meier sich weiter als 17 Kilometer von seinem Haus bewegt.“

Vieles wäre möglich, ist aber verboten

Die Daten kriegt auch die Regierung nicht, es werden nur Bewegungsströme analysiert." Die Daten liegen aber natürlich vor, räumt Schartner ein. Das sei wie in jedem anderen System – die Datenschutzfrage gebe es an der Uni sehr oft. Bei manchen Systemen frage man bewusst, ob sie sicher seien. Andere nutze man seit Jahr und Tag wie E-Mail und jeder Systemadministrator könnte die Mails von allen lesen. Sie dürfen es aber nicht und sie machen es nicht. „Man muss trennen zwischen dem, ob man etwas kann oder ob man es darf. Denn im Hintergrund laufen Protokolle, jeder Zugriff wird vermerkt. Anomalien werden erkannt.“

Peter Schartner wird mit Sicherheitsabstand interviewt
ORF/Peter Matha
Sicherheitsabstand beim Interview mit Peter Schartner

Vor Lecks nicht gefeit

Die gesetzliche Verpflichtung, aufzupassen sei da. So einfach komme man auch nicht an gesammelte Daten: „Auch bei der Corona-App, wenn man das vernünftig macht, ist es anonym und nicht nachverfolgbar. Wenn man aber zentral die Rohdaten mit Namen und Sozialversicherung speichert und dann einen Databreach (ein Leck, Anm.) hat, hat man ein Problem. Die Technik ist gefragt, aber nicht nur die Technik sondern auch organisatorisch-personelle Fragen, damit die Daten sicher bleiben.“

Die Welt werde digitaler und damit gebe es auch mehr persönliche Daten über jeden einzelnen. Daran führe allerdings kein Weg vorbei, sagt der Experte. Man müsse lernen, damit umzugehen. Was mit dem abstrakten Wort Medienkompetenz zusammengefasst wird, hat praktische Auswirkung. Der Umgang ist, ähnlich wie beim Autofahren, zu erlernen und mit Vorsicht auszuüben.

„Jugend wird vorsichtiger“

Schartner sagte, er sehe eine positive Entwicklung: „Die Jugend gibt gerne Daten von sich auf diversen Plattformen preis aber auch dort kann man erkennen, dass sie vorsichtiger werden. In den Anfängen von Facebook habe man oft gelesen, dass jemand schreibt, wo er sich gerade befindet und wie es ihm geht. Jeder postete seine Befindlichkeit von jedem Ort. Das geht zurück, denn man weiß, dass künftige Arbeitgeber in die Profile schauen.“

Alternativen zu Datenkraken

Auch zum Messengerdienst Whatsapp, der immer mehr Daten seiner Nutzer vernetzt, gibt es Alternativen. Threema aus der Schweiz ist zum Beispiel sicherer. Peter Schartner suchte im Netz nach Redakteur Peter Matha. Mit legalen Mitteln, allerdings mitunter mit Programmen und in Datenbanken, zu denen man als Laie nicht so schnell kommt: „Ich kenne den vollen Namen der Tochter mit Geburtsdatum, da habe ich eine neue Quelle entdeckt. Ich habe auch zwei E-Mail-Adressen gefunden, die stimmen, eine davon die ORF-Adresse.“

Mit der Seite „Have I been pwned – wurde ich kompromittiert“ habe die private E-Mail sieben Dienste angezeigt, von Adobe über LinkedIN und andere Konten, so der Experte. Das sei kein Angriff, aber der Dienst, bei dem der Redakteur gespeichert sei, hatte ein Sicherheitsproblem. Auch private Informationen fand Peter Schartner, zum Beispiel von der Freiwilligen Feuerwehr.

Man bekommt Infos über Personen

Man bekommt also ein Bild von jemandem, wenn man ein paar Minuten Zeit investiert. Dass die Informationen aktuell oder veraltet sind, bleibt aber meist offen. Der IT-Experte nutzt selbst meistens die hausinternen Kommunikationssysteme, wenn es um Kommunikation von Studierenden gehe, da wisse er, dass man das im Haus hoste. Das sei für ihn sicherer. Privat habe er alle möglichen Accounts, das nutze er aber nicht exzessiv, denn da komme ihm zuviel Sinnloses herein.