Kärnten impft

Weiter Weg zur Herdenimmunität

Um eine Herdenimmunität bei 560.000 Einwohnern in Kärnten herbeizuführen, braucht es eine Menge Impfstoff. Denn die Durchimpfungsrate müsste bei ca. 70 Prozent liegen. Davon ist Europa weit entfernt, mit den Mutationen könnte das Konzept Herdenimmunität ganz obsolet werden.

Von Herdenimmunität, auch Herdenschutz oder Gemeinschaftsschutz genannt, spricht man, wenn eine Gruppe von Personen oder Tieren vor der Ansteckung durch einige wenige Infizierte geschützt ist. So kann sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten und auch Nicht-Geimpfte seien geschützt, sagte der Infektionsexperte der KABEG, Jörg Weber: „Herdenimmunität liegt in einer Gesellschaft dann vor, wenn so viele Menschen geimpft sind, dass das Virus nicht mehr leicht vom einen zum anderen überspringen kann.“ Es gebe eine Konsensgröße, die liege bei 60 bis 70 Prozent, also rund zwei Drittel.

Schutz des Einzelnen ist Schutz aller

Zwei Schritte seien bei der Bekämpfung des Coronavirus wichtig, sagte Weber. Zum einen der individuelle Schutz durch die Impfung. Noch wichtiger sei aber, dass in einer großen Gruppe keiner mehr durch Einzelpersonen erkranken könne. Ziel sei es, die Krankheit nicht mehr weitergeben zu können. Jeder einzelne solle seine Verantwortung wahrnehmen, so Weber. Das sei auch ein aktiver sozialer Beitrag zur Herdenimmunität.

Außerdem gibt es Menschen, die eine schlechte Immunantwort haben oder die aus anderen Gründen nicht geimpft werden können. So gibt es beim Coronavirus keinen für Kinder zugelassenen Impfstoff. Derzeit laufen bereits Testreihen. Beim Pfizer-Biontech-Impfstoff liegt die Altersuntergrenze bei 16, bei Moderna bei 18 Jahren.

Von Krankheit zu Krankheit verschieden

Sie alle sind nur geschützt, wenn die Menschen um sie herum geimpft und immun sind. Wie hoch also die Durchimpfungsrate in der Bevölkerung sein muss, ist je nach Krankheit verschieden. So greift der Herdeneffekt bei Masern z.B. erst ab einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent. Masern gelten als die ansteckendste Krankheit, die man bisher kennt. Bei Diphtherie kann Gemeinschaftsschutz schon ab ca. 80 Prozent erzielt werden.

Das Coronavirus erwies sich aber als sehr wandelbar, neue und aggressivere Mutationen treten auf, gegen die nicht alle Impfstoffe wirken. Neue Impfstoffe und Booster-Impfstoffe für Grundimmunisierte werden bereits ausgebarbeitet. Doch mit immer neuen Mutationen kann man sich unter Umständen auch mehrfach anstecken, es könnte keine Herdenimmunität geben, befürchten Forscher. Sicher ist das nicht, wie vieles in dieser Pandemie muss es noch beleuchtet werden.

Pocken und Polio in Europa ausgerottet

Sind viele geimpft, können Krankheiten sogar ausgerottet werden. Zweimal gelang es bereits, Krankheiten durch Impfungen aus Europa zu vertreiben. Die Pocken konnten bis 1980 ausgerottet werden. Seit 2002 ist Europa auch offiziell frei von Polio, der Kinderlähmung. Bei Masern kommt es durch einen Trend gegen die Impfung wieder zu vermehrten Ansteckungen, aber auch hier ist das Ziel, sie auszurotten.