Pflegerin an einem Krankenbett
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Politik

Ausbildungsoffensive für Pflege geplant

Mit einer neuen Ausbildungsoffensive wollen das Land und das Arbeitsmarktservice Kärnten (AMS) mehr Menschen für Pflegeberufe gewinnen. Bis 2030 werden rund 4.000 Pflegekräfte gebraucht. Es soll berufsbegleitende Ausbildung geben und eine Stiftung für interessierte Arbeitslose.

Menschen in Pflegeberufen werden für die alternde Gesellschaft immer wichtiger, doch immer noch gibt es viel zu wenige. Wer derzeit einen Beruf in der Pflege ergreifen will wird zum Pflegeassistenten, Pflegefachassistenten oder zum Master of Science ausgebildet. Die Gesundheits- und Krankenpflegerschulen, die Fachhochschule Kärnten, das WIFI aber auch die Caritas und Diakonie bilden derzeit bereits bis zu 380 Pflegefachkräfte pro Jahr aus.

Ausbildungsoffensive für Pflege geplant

Mit einer neuen Ausbildungsoffensive wollen das Land und das Arbeitsmarktservice Kärnten mehr Menschen für Pflegeberufe gewinnen. Bis 2030 werden rund 4.000 Pflegekräfte gebraucht. Es soll berufsbegleitende Ausbildung geben und eine Stiftung für interessierte Arbeitslose.

Auch berufsbegleitende Ausbildung

Künftig werden aber mindestens 400 pro Jahr brauchen, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ). Hier seien alle Berufsgruppen mit eingeschlossen, von den Fachsozialbetreuerinnen und –betreuern bis hin zu diplomierten Fachkräften, so Prettner. Ergänzend zu bestehenden AMS Maßnahmen stehen auch berufsbegleitende und berufsunterbrechende Ausbildungsmodelle zur Verfügung.

Stiftung für Ausbildung von Arbeitslosen

Eines der Herzstücke des Mix aus unterschiedlichen Ausbildungsmodellen soll die Implacementstiftung sein, so Arbeitsmarktreferentin Gaby Schaunig (SPÖ). Arbeitslose, die in den Pflegebereich wechseln möchten, werden im Rahmen einer Stiftung gezielt zu Pflegefachassistenzen ausgebildet. In Abstimmung mit dem Land Kärnten wurde die Ausbildungskapazitäten für die Pflegeassistenz auf insgesamt fünf Lehrgänge erweitert. Diese finden an den Standorten Spittal/Drau, Villach, Klagenfurt, St. Veit/Glan und Wolfsberg statt.

Ein weiterer Schwerpunkt sei die Pflegeausbildung mit Fachkräftestipendium. Hier werden alleine mit Start im vergangenen Jahr rund 370 Personen in Bereichen von Medizinische Assistenzausbildung bis hin zur Pflegefachassistenz gefördert. Insgesamt kosten die Maßnahmen für die Pflegeausbildungen in den Jahren 2021/22 rund 9,7 Millionen Euro, so AMS Kärnten Geschäftsführer Peter Wedenig.

Ausbildung mit Matura

Eine der wesentlichen Forderungen, um den prognostizierten Engpässen entgegenzuwirken sei die Ausbildung zur Pflegefachassistenz mit Matura an öffentlichen BMHS. Bisher habe der Bund hier lediglich Pilotprojekte an privaten Schulen genehmigt, die Kärnten bereits gestartet hatte, ergänzte Prettner. Derzeit bildet Kärnten an unterschiedlichen Standorten in ganz Kärnten 115 Pflegeassistenzen aus, die Fachhochschule stellt jährlich 120 Plätze für diplomiertes Personal zur Verfügung.

Die Gewerkschaft in Kärnten bezeichnete die Ausbildungsoffensive „Zukunft der Pflege“ in einer Aussendung als „Meilenstein für das Land Kärnten“. Durch die zweijährige Ausbildung würden die Auszubildenden auch einen Berufsschutz erwerben.

Die ÖVP sprach in einer Aussendung von einem „wichtigen Schritt zur Pflege-Ausbildungsoffensive“. Diese werde erst durch zusätzliche 40 Millionen Euro aus Bundesmitteln für das AMS Kärnten ermöglicht.

Opposition fordert Pflegelehre

Gerhard Köfer vom Team Kärnten forderte, eine Pflegelehre – zumindest als Pilotprojekt – in Kärnten einzuführen. Eine solche Lehre habe Vorarlberg bereits höchst erfolgreich getestet und in der Schweiz sei dieser Lehrberuf schon 2003 eingeführt worden, sagte Köfer. Derzeit sei es ein besonderer Nachteil, dass genau im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, wenn die meisten Jugendlichen ihre Berufsentscheidung treffen, keine Pflegelehre für Jugendliche mit sozialer Ader möglich sei.

Von der FPÖ hieß es, „die zusätzlichen Anreize für Arbeitslose wären bereits nach dem ersten Lockdown wünschenswert gewesen“. Für eine „wirksame Pflege-Offensive“ forderte die FPÖ ebenfalls die Einführung einer Pflegelehre, die Abschaffung des Schulgeldes für Sozialbetreuungsberufe, die Einführung einer Entlohnung für Pflichtpraktika und die Erhöhung des monatlichen Taschengeldes für Absolventen der Schulen für Gesundheitsberufe in Villach und Klagenfurt.