Wirtschaft

Securityfirma soll jahrelang betrogen haben

Die Finanzpolizei hat in Kärnten bei einer Security-Firma Sozial- und Abgabenbetrug in großem Stil aufgedeckt. Bei Hausdurchsuchungen in der Nacht zum Dienstag wurden Unterlagen sichergestellt. Es geht u.a. um falsche Anmeldungen und Schwarzzahlungen seit 2015.

Aus den Unterlagen gehe hervor, dass alle 537 Mitarbeiter offiziell geringfügig beschäftigt waren, aber weit mehr arbeiteten. Die Mehrarbeit wurde schwarz gezahlt, teilte das Finanzministerium am Dienstag mit. Fast 500 Mitarbeiter kassierten außerdem auch noch Arbeitslosengeld. Die Einvernahme des Hauptbeschuldigten war am Dienstag noch im Laufen. Bei der ersten Einvernahme am Vormittag zeigte sich der Firmeninhaber aber bereits voll geständig.

Hausdurchsuchung in der Nacht

An der Hausdurchsuchung, die um 4.30 Uhr im Privathaus des Firmeninhabers im Bezirk Villach-Land durchgeführt wurde, waren 33 Mitarbeiter der Finanzpolizei, vier Beamte der Cybercrime-Einheit des Zolls und sechs Cobra-Mitglieder beteiligt. Zeitgleich wurden in der Nähe noch drei weitere Häuser durchsucht. Das Wohnhaus der Schwester des Firmeninhabers sowie die Häuser zweier Geschäftsführer der Firma, die – so stellte sich heraus – als Strohmänner fungiert haben dürften.

Den Fall ins Rollen brachte eine Kontrolle der Finanzpolizei bei einer Veranstaltung, bei der auch Mitarbeiter des Securityunternehmens anwesend waren. Aufgrund des Erstverdachts wurde das Predictive Analytics Competence Center (PACC) der Finanzverwaltung mit einer IT-unterstützten Risikoanalyse dieses Unternehmens beauftragt, die den Verdacht erhärtete.

Cybercrime-Einheit des Zolls ermittelt

Die Durchsuchung brachte die erwarteten Ergebnisse. Die 537 geringfügig Beschäftigten wurden durch Betrug bei den Fahrtenbüchern schwarz für die tatsächlich geleistete Arbeit bezahlt. Diese wurden mit fiktiven Strecken gänzlich gefälscht, die Bediensteten erhielten illegal steuerfreies Kilometergeld in der Höhe von 42 Cent pro Kilometer.

Sozialversicherungsabgaben und Lohnsteuern wurden in großem Stil hinterzogen. Die Abrechnungsunterlagen der Firma hatte der Inhaber im Keller seiner Schwester versteckt, die Beamten fanden sie aber. Die Cybercrime-Einheit des Zolls sicherte zudem sämtliche Computerdaten und wertet diese derzeit aus.

Firmenchef gab zunächst alles zu

Der Firmenchef gab bei der ersten Einvernahme alles zu. Die illegalen Praktiken dürfte er bereits seit 2015 betrieben haben. Gegen jeden einzelnen Angestellten, der zu Unrecht Arbeitslosengeld bezogen hat, wurde Anzeige wegen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft erstattet.

Die Gewerkschaft vida pochte in einer Reaktion auf den Betrugsskandal darauf, nun keine Pauschalverurteilung der MitarbeiterInnen vorzunehmen. Es sei „ein Schlag ins Gesicht der vielen Security-Unternehmen in Kärnten und Österreich, dass jemand fünf Jahre lang ein System von dieser Größenordnung am Laufen halten kann, ohne dass ihm jemand auf die Schliche kommt“, sagte vida-Landesgeschäftsführer Thomas Finsterwalder.