Mehrere Schweine in Stall
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Wirtschaft

Schweinebauern in der Krise

Mit einem massiven Preisverfall von bis zu 40 Prozent haben derzeit die heimischen Schweinebauern zu kämpfen. Mit der Schließung von Hotellerie und Gastronomie sind Absatzmärkte weggebrochen. Verschärft wurde die Situation durch die Schweinepest in Deutschland. Wegen Exportverboten wird der europäische Markt mit billigem Fleisch überflutet.

Noch haben keine Betriebe wegen der aktuellen Lage geschlossen, es werde aber wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis viele endgültig das Handtuch werfen, heißt es aus der Kärntner Landwirtschaftskammer (LWK). Schon jetzt gebe es kaum mehr Motivation, zu investieren, die Verunsicherung sei groß. Der Preisverfall im Vergleich zum Vorjahr ist massiv, sagt Franz Augustin, vom Fachbereich Tierproduktion in der Landwirtschaftskammer. „Letztes Jahr um diese Zeit hat ein Landwirt 200 Euro für ein Schwein bekommen, jetzt bekommt er 150 Euro. Der Ferkelproduzent bekam vor einem Jahr 90 Euro, jetzt sind es 55. In der Produktion haben wir durch die Bank negative Ergebnisse. Es lässt sich derzeit kein Geld verdienen, man zahlt in der Produktion quasi drauf.“

Weniger zu produzieren ist nicht möglich

Für die Produzenten sei es nicht möglich, angesichts der Pandemie einfach weniger zu produzieren. „Der Produktionsrhythmus ist so eng getaktet, abgestimmt von der Besamung der Sau bis zur Mast und der Lieferung an den Schlachthof, da gibt es theoretisch keinen Spielraum“, sagte Augustin.

Auch die Schweinebauern, die das Futter für ihre Tiere selbst produzieren, wie Edith Weißnegger aus Poggersdorf, können auf Marktschwankungen nur schwer reagieren. „Im Frühjahr bauen wir an und im Herbst füllen wir die Silos. Wenn man die angefüllt hat, muss man schauen, dass man sie bis zur nächsten Ernte wieder leer hat. Das flexible Reagieren – wie bei Betrieben in anderen Ländern, die das Futter zukaufen – ist bei uns kaum oder nur sehr, sehr schwer möglich.“

Export nach China „rettet“ die Branche

Was die Branche derzeit rettet ist der Export nach China, der ja von Österreich aus noch erlaubt ist. Das Exportgeschäft sei aber gleichzeitig auch das Dilemma der Branche, sagte Weißnegger. „Wir führen fast gleich viel Fleisch aus, wie wir dann wieder importieren. Es ist in Österreich halt so, es werden nur gewisse Teile des Schweins gegessen. Von denen haben wir zu wenig und von den anderen haben wir zu viel. Damit das funktioniert, muss halt auch der Export irgendwie stattfinden.“

Wünschenswert wäre es hier, wenn es ein Umdenken gebe und auch die mindere heimische Qualität – etwa in Form von Faschiertem – untergebracht und gekennzeichnet werden könnte, sagte Weißnegger. „Damit würden sich nicht nur neue Absatzquellen ergeben, auch der Konsument könnte sich dann versichern, dass das Faschierte in der Fertiglasagne oder der Schinken auf der Pizza tatsächlich auch aus Österreich stammen, was derzeit nicht der Fall sei“, sagte die Schweinebäurin.